Wir reisen heute ein weiteres Mal nach Kolumbien.
Dieses Mal geht es richtig zur Sache, nicht in so einem klassischen Backpackertouriprogramm. Wer die raue Realität sehen will, geht an Spiele der zweithöchsten Liga. Zum Beispiel in der Hauptstadt Bogotá zu Fortaleza CEIF, Gründungsjahr 2010, beheimatet im Estadio Metropolitano de Techo (~ 10’000 Plätze). Das Stadion gehört der Stadt und wird noch an mindestens drei weitere lokale Vereine vermietet.
Warum das Stadion so leer aussieht, fragen Sie?
Beginnen wir von vorne: Google-Suche wann dass die spielen, rund 40-minütiger Taxi-Transfer an einem frühen Donnerstagabend (durch ganz viel Stau) ins Quartier «Kennedy». Beim Ausstieg erstmal Verwunderung, dass weder Tickethaus noch offener Eingang zu sehen sind. An einem spaltbreit offenen Eisentor die Frau mit Leuchtweste fragen, und ihre Antwort «Spiel findet hinter geschlossenen Türen statt» («puerta cerrada») schlucken.
Sogleich meldet sich aber ein grauhaariger Mann in US-Englisch von hinten, er wolle auch rein, dürfe auch nicht. Aber er sei doch Journalist – und zeigt seinen Presseausweis. Erst bei der genaueren Betrachtung wird klar, dass ihm bereits geholfen wird. Ein Einheimischer, von oben bis unten in Militäruniform gekleidet, regelt die Situation. Und sagt auf einmal: «Da sind drei Ausländer, die reinwollen.»
Dann eben doch. Nichts sagen und nichts dergleichen tun, kurzes Handshake mit dem Sportchef von Fortaleza, paar nette Worte, und schliesslich freie Platzwahl auf der Tribüne, wo einige Familienangehörige sitzen. Essen und Trinken gibt’s natürlich nicht, aber das spielt auch keine Rolle.
Das Spiel ist auch sehr gut, Fortaleza ist eine Art Jugendakademie mit ganz vielen Nachwuchstalenten, die gepflegten Kombinationsfussball spielen. Der Gegner Valledupar hat keine Chance, am Ende steht’s 5:1.

Die Tribüne der Familienangehörigen und Zufallsgäste.

Eine zweite überdachte Tribüne hätte es auch noch. Dort hockte der Sportchef, ganz allein.

WC-Anlage: Natürlich blitzsauber, ist ja niemand da um es zu verschmutzen.

Beeindruckend auch die Pflanzenanlage im Metropolitano de Techo.

... diese muss selbstverständlich auch gut gewässert sein. Oh, oder sind das Stromkabel?
Und jetzt zur Auflösung der «puerta cerrada». Es lohnt sich für den Club nicht, die Sicherheitskosten aufzubringen, um das Stadion öffentlich zugänglich zu machen. Oder anders gesagt: Die haben schlicht keine Fans.