Fussballstadien gibt es auf dem Erdball etliche, das Wankdorfstadion zum Beispiel.
Sie erinnern sich: Der Name eines Stadions, das ist eine heikle Sache. Herr Rusu von der Universität Sibiu wollte deshalb genauer wissen, welche Muster es da gibt. Also sammelte er fleissig alle möglichen Informationen, kodierte sie meisterhaft und machte daraus eine schöne, grosse, multivariate Regression.
Zunächst: Etwas mehr als die Hälfte aller Stadionnamen (54%) orientieren sich an der lokalen Topografie (z.B. Waldstadion), an Flurnamen (Wankdorf) oder anderen örtlichen Gegebenheiten (Stade communal). 20% der Stadien tragen den Namen eines Politikers (Atatürk Stadium) oder sind nach einem historischen Ereignis benannt (Estadio Centenario). Ein Rebranding durch grosse Unternehmen (Generali Arena) gibt es in 14% der Fälle, während gerade mal 12% der Stadien den Namen eines berühmten Fussballers (Estadio Maradona), Trainers (Fatih Terim Stadı) oder Funktionärs tragen.
Interessant nun dies: Es gibt grosse Unterschiede je nach Kontinent. In Europa und Nordamerika gibt man sich weniger politisch als andernorts, während das Sponsoring um Afrika und Südamerika einen grossen Bogen macht. Herr Rusu nennt dies “different onomastic cultures of football grounds” and we think it’s beautiful. Ausserdem verweist er sehr zurecht auf die Bedrohung der kollektiven Erinnerungskultur durch den Verkauf von Namensrechten. Und er erkennt, dass Frauen offensichtlich nur dann als Namensstifterinnen taugen, wenn es sich um Heilige (Saint Mary’s Stadium) oder um die Gattinnen der Klubeigentümer handelt.
Die multivariate Regression ist übrigens noch ein wenig komplexer als dieses deskriptive Zeug da oben, aber wir senden sie Ihnen gerne auf Anfrage, wenn Sie diesbezüglich eine Neigung haben. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Rusu, Mihai Stelian (2021) ‘The toponymy of sporting venues: A multinomial logistic regression analysis of football stadium names’, International Review for the Sociology of Sport. doi: 10.1177/10126902211011382.