Der renommierte Facharzt Dr. Abdi Almen-Lafti referiert über aktuelle Themen, heute in Zusammenarbeit mit dem Mamablog.
“Sie haben es sicher mitbekommen. Am Montag wurde der Fussballer Cristiano Ronaldo im Rahmen einer wunderbaren Gala zum besten Sportler seines Fachs im Jahr 2017 gewählt. Vor seiner beeindruckenden Rede bedankte er sich bei seiner Freundin, die mir übrigens sehr gefällt, und seinem 7-jährigen Sohn. Er küsste beide auf den Mund – ja, auch seinen Sohn. Obwohl ich selber kinderlos bin, schrillten meine Alarmglocken sofort.
Ich hatte kurz die Gelegenheit, die Sache mit einem befreundeten Mediziner zu besprechen. Aus seiner Sicht ist die Sache unbedenklich, es sei denn, Sie leiden an Herpes, Hepatitis B, Tripper, haben Grippeviren, entzündete Mandeln oder sonst etwas. Sogar Karies könnten Sie ihrem Nachwuchs übrigens auf diese Weise weitergeben, wusste er.

Ein Kinderpsychologe, den ich vage kenne, meinte, biologisch gesehen seien Küsse zwischen Eltern und Kindern sogar notwendig. Hormone und Botenstoffe, die dabei ausgeschüttet werden, würden die Bindung zwischen ihnen stärken. Er geht sogar davon aus, dass das Küssen seinen Ursprung generell in der Eltern-Kind-Beziehung hat, nämlich in der Brutpflege. Es sei aus dem evolutionären Ritual entstanden, bei dem Eltern vorgekaute Nahrung an ihre Kinder weitergaben. Das sei bei Ronaldo junior ziemlich sicher nicht mehr nötig, sagten mir die Kolleginnen vom Mamablog im Vertrauen.
Für liebende Eltern ist ein Kuss auf den Mund ihres Kindes völlig normal. 49 Prozent der Frauen und 30 Prozent der Männer bejahen es, wie eine mir vorliegende Umfrage zeigte. Dennoch sei es im Gegensatz zu südlichen Kulturkreisen bei uns ein eher unübliches Ritual, wie mir ein Ethnologe bestätigte, den ich jüngst an einer Klassenzusammenkunft der Spielgruppe Rüschlikon wieder traf.

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Zusammengefasst kann ich sagen, dass meine Bedenken übertrieben waren und dass diese Küsse für die Entwicklung ihres Kindes unbedenklich sind. Es sei denn, es kann es nicht leiden, angefasst zu werden. ‘In diesem Fall sollte Rücksicht auf die persönliche Komfortzone des Kindes genommen werden’, riet mir mein Schwager, der bei der KESB arbeitet.
Bleibt abschliessend zu hoffen, dass Ronaldo keine Karies hat. Oder sonst was. Alles Gute und Hopp dr Bäse, Ihr Dr. Abdi Almen-Lafti
PS: Ronaldo hat übrigens prominente Vorbilder. Die Beckhams ernteten aus demselben Grund leider schon mehrfach Shitstorms.”