
Der Jubilar und sein Biograph
Heute wird Ottmar Hitzfeld 56 Jahre alt. Wir gratulieren dem um seine Gesundheit besorgten Jubilar, der noch regelmässig Zeitungsinterviews gibt und sich dort Gedanken über die Verrohung der Sitten macht.
Zweimal hat unser Jubilar als Trainer die Champions League gewonnen, für Stuttgart durfte er in der Bundesliga stürmen und sogar regelmässig im Gruppentraining mittun. Die innigsten Glücksgefühle aber empfand Ottmar – natürlich in Basel:
“Was habe ich doch als Bub sehnsüchtig davon geträumt, einst im St. Jakobsstadion spielen zu dürfen, mein geliebtes Hobby zum Beruf zu machen. Erstmals lernte ich dort das Gefühl kennen, vor einer Kulisse von 50’000 Zuschauern zu spielen, ihre Gunst zu geniessen, jung, gesund und unverbraucht dem Ball nachjagen zu können.“
Hitzfeld war so beseelt, dass er für den FC Basel 1974 im Europacup-Viertelfinal gegen Celtic Glasgow zweimal traf, obwohl ihn die perfide Schotte Clique mit nervtötendem Dudelsack-Gedröhne abzulenken versuchte.
Ob als Spieler oder Trainer, stets hat Mathematiker Ottmar die tiefere, spirituelle Dimension des Fussballspiels erfasst, wie wir im Kirchenboten nachlesen dürfen:
Die Pokale würden wie Kelche während des Abendmahls hochgehalten und zelebriert; «wenn der Pokal von Hand zu Hand oder gar von Mund zu Mund wandert und jeder Spieler daraus trinkt, hat dieses Ritual etwas Religiöses an sich».
Ein beseelter Mensch ist unser Jubilar nicht nur in Momenten tief empfunder Freude, sondern auch im Augenblick der Trauer. Wir zitieren den damaligen Dortmunder Trainer mit einem Ausspruch aus dem Jahr 1996: “Hoeneß hat Stephane Chapuisat als scheinheiligsten Spieler diffamiert und als Hofschauspieler beleidigt. Chappi ist sechs- bis siebenmal vom Schiedsrichter zurückgepfiffen worden. Das stimmt mich traurig.” Diese fussballerische Trauer erfasst heute gelegentlich auch die Anhänger des BSC Young Boys.
Wird Ottmar dem Ruf der Basler Fans folgen und je an die Stätte seines grössten Glücks zurückkehren? Der Jubilar gegenüber dem Migros-Magazin: “Basel ist meine Heimatstadt, und ich freue mich, dass der FCB wieder Schweizer Meister geworden ist. Beim FCB wäre der Druck für mich als Trainer allerdings immens.” Da hatte er es in Bayern, Dortmund und Zürich halt doch einfacher.
Von einem, der seine grössten Glücksmomente bestimmt nicht in Basel erlebte, berichten wir am Donnerstag. Der morgige Basler des Tages ist der wohl beste Fussballer, der je das Trikot eines schweizerischen Vereins trug, nämlich…