Archiv für die Kategorie ‘Unsere Heldinnen’

Martini in Mexiko

Frau Tifosa am Dienstag den 20. Juni 2023

Das Sommerloch fülle ich heute mit einem Blick in die Geschichtsbücher!

Lange Zeit war es Frauen bekanntlich untersagt, Fussball zu spielen. Diesem Verbot wurde aber oft getrotzt und es bildeten sich inoffizielle Frauenfussballvereine und -verbände, die Turniere und Meisterschaften organisierten. 1970 war die Zeit reif für eine erste Weltmeisterschaft: Der Trofeo Martini & Rossi, benannt nach dem Sponsor des in Italien stattfindenden Turniers, wurde ein erstes Mal vergeben. Das Turnier war so erfolgreich, dass man im folgenden Jahr es gleich wieder durchführte. Die Sponsoren blieben die Gleichen, der Austragungsort änderte.

Martini bezahlte diesmal für die Anreise nach Mexiko, die Unterkunft und die Ausrüstung der sechs qualifizierten Teams. Wie es sich für eine WM gehört, gab es auch ein Maskottchen: Xochitl zierte die Merchandising-Produkte.

 Um ein vermehrt weibliches Publikum anzulocken, griff man zu eher unkonventionellen Massnahmen: So waren die Tore rosa und weiss angemalt und das Personal im Stadion trug rosafarbene Uniformen. Das Marketingkonzept funktionierte: die Menschen strömten zu zehntausenden in die Stadien. Beim Eröffnungsspiel zwischen Argentinien und Mexiko im Azteca Stadion waren mehr als 100‘000 Zuschauende anwesend.

Die Spielerinnen, die bisher nur in Parks gespielt hatten, spielten plötzlich in Stadien. Sie wurden am Flughafen als Stars empfangen, gaben unzählige Autogramme und mussten mit einer Polizeieskorte ins Stadion gefahren werden. Das war alles sehr aufregend, wie Sie aus den Schilderungen von  den beiden Engländerinnen Leah Caleb (damals 13 Jahre alt) und Chris Lockwood (damals 15 Jahre alt) entnehmen können.

Der Erfolg dieses Turniers ging schnell in Vergessenheit. Bis die FIFA auf die Idee kam, dass man mit Frauenfussball auch Geld verdienen kann eine offizielle Weltmeisterschaft zu organisieren, dauerte es noch mehr als zwanzig Jahre. Und übrigens: Weltmeister wurden zwei Mal die Däninnen. 

Füchse im Fussballfieber

Frau Tifosa am Dienstag den 13. Juni 2023

Dieses Wochenende ist Fussballfilmfestival in Bern.

Kennen Sie den 2002 erschienenen Fussballfilm Bend it Like Beckham? Für mich und viele andere kleine Tifosas meiner Generation war der Film revolutionär. In Bend it like Beckham sahen wir zum ersten Mal fussballspielende Frauen. Auch lernten wir, dass es so ein Land gäbe, in dem man als Frau Fussballprofi sein kann: die USA! 

Die USA dominieren den internationalen Frauenfussball bekanntlich seit Jahren und sind auch für die bald beginnende WM der grosse Favorit. Das weiss auch der TV Sender Fox Sports, der einen Werbefilm veröffentlichte, um sein Publikum so richtig heiss auf das Turnier zu machen. Der Rest der Welt gegen die USA – lautet das Motto. Egal welche unlauteren Mittel die Gegner anwenden, das amerikanische Team wird gewinnen. 

 

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Die USA eine Fussballnation also?  Ein Blick zum Schwestersender Fox News zeigt, dass dies doch noch nicht so ist. Dort machte ein Moderator mit begrenztem Fussballwissen kürzlich Schlagzeilen, als er behauptete, Messi müsse nach seinem Transfer zu Inter Miami möglichst schnell Englisch lernen. Genau so, wie dies David Beckham auch gemacht habe, als er in die MLS gewechselt habe. Damit sind wir wieder zurück bei Beckham und der Tatsache, dass Männerfussball in der USA immer noch eine Randsportart ist.

Ob die Amerikanerinnen wirklich unschlagbar sind, werden wir bald wissen. Ich freue mich jetzt schon auf die vielen schlaflosen Nächte das frühmorgendliche Fussballvergnügen

Doppeltes Double

Dr. Rüdisühli am Dienstag den 6. Juni 2023

Bern, die Double-Stadt!

  • Schon im ersten Jahr nach ihrer Gründung gewinnen die Frauen des FC Breitenrain den Berner Cup. Sie schlagen den 2. Ligisten FC Lerchenfeld 4:1. In der Meisterschaft werden sie souverän Meister der 4. Liga-Gruppe 1 und steigen in die 3. Liga auf (16 Spiele, 14 Siege, 2 Unentschieden, 44 Punkte, Torverhältnis 128:6). (Foto Dr. Eichenberger)

  • Die Männer des BSC Young Boys (sie gibt es schon seit 125 Jahren) schlagen im Final des Schweizer Cup den FC Lugano 3:2 und werden souverän Meister: 36 Spiele, 21 Siege, 11 Unentschieden, 4 Niederlagen, 74 Punkte, Torverhältnis 82:30). (Foto Thomas Hodel)

Rustikales Raupenmassaker

Frau Tifosa am Dienstag den 23. Mai 2023

Typisch britisches Essen, da denken Sie bestimmt an Fish and Chips oder Shortbread. 

Nach etwas mehr als acht Monaten auf der Insel habe ich gelernt, dass der geheime Klassiker der britischen Küche eine Schokoladenroulade in Raupenform ist. Colin the Caterpillar heisst diese, hat ein Gesicht und Füsse aus weisser Schokolade und ist mit kleinen Smarties verziert. Erfunden wurde der Kuchen 1990, als die Supermarktkette Marks & Spencer ihn ins Sortiment nahm. Item, ich schweife wieder einmal ab… Was Sie für diesen Artikel wissen müssen: Nur wenige Dinge machen Briten glücklicher als ein Colin!

Das gilt auch für die beiden englischen Nationalspielerinnen Georgia Stanway und Keira Walsh, die während eines Interviews von Leah Williamson mit einem Colin überrascht wurden. Dummerweise hatte sie gerade kein Messer dabei, also wurde die Raupe kurzerhand wie ein Apfel gegessen. 

 

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Meine persönliche Heldin im Video? Leah Williamson, die ein Stück Schokolade kurzerhand vom Kunstrasen direkt in den Mund stopft. Ihr Einsatz gegen Schokoladen-Food-Waste ist höchst löblich.  

Zur Feier des Tages gehe ich mir jetzt einen Colin kaufen. Vielleicht kaufe ich aber jenen von Tesco oder Aldi, mit meinem britischen Lohn und der Inflation kann ich mir jenen von Marks and Spencer nicht mehr leisten…

Korpulenter Käfig-Kämpfer

Herr Shearer am Donnerstag den 30. März 2023

Bald fliesst Blut.

Foto: Ronny Hartmann/dapd

Aber erst muss der nette Herr auf dem Bild noch ein bisschen abnehmen. Das ist Kevin Pannewitz, er arbeitet inzwischen nicht mehr in dem Beruf, in dem Sie ihn verorten und hat möglicherweise auch darum ein paar Pfunde zugelegt. Aber wenn die weg sind, geht es los! Nur noch 50 Kilo müssen purzeln, dann will er im Herbst seine neue Karriere in der schönen Disziplin MMA starten. Wenn Sie bei diesem Kürzel an eine synthetische Droge denken, liegen Sie falsch. MMA steht für Mixed Martial Arts und ist nicht anderes als eine gnadenlose Prügelei ohne grosse Regeln in einem Metallkäfig. Suchen Sie mal auf Youtube nach einschlägigen Videos, aber stellen Sie sicher, dass keine Kinder oder Arbeitskolleg:innen in der Nähe sind und tun Sie das nicht, wenn Sie eben kein Blut sehen können!

Kevin Pannewitz galt mal als ziemliches Talent, aber mit der grossen Karriere hat es dann doch nicht so richtig geklappt, was möglicherweise an disziplinarischen Defiziten gelegen hat. Gegenüber dem deutschen Fachblatt für solche Geschichten, der Bild-Zeitung schilderte der aktuell heftig hungernde Kevin, dass er halt einfach beweisen wolle, dass mit Wille alles möglich sei. Mit Pannewitz’  Karriere ging es ab 2012, nach einem kurzen Gastspiel in Wolfsburg, nur noch nach unten. Der Mittelfeldspieler fiel durch starken Alkoholkonsum und Übergewicht auf, worauf sein Vertrag aufgelöst wurde. Weitere Versuche, als Profi Fuss zu fassen, schlugen fehl. Danach arbeitete er auch als Zügelmann und Abwart, ausserdem verdingte er sich im qualitativ mittelmässigen deutschen Fernsehen in einer Reality-Show. Der Gegner in seinem ersten Ernstkampf soll dann übrigens der ehemalige tschechische Bundesliga- und Nationalspieler Martin Fenin sein. Toi, toi, toi!

Ausserordentliche Akademie

Frau Tifosa am Dienstag den 7. März 2023

Heute lernen Sie den löblichen Spartans FC und dessen “Community Football Academy” kennen.

Letzten Sonntag hatte ich wieder einmal Lust auf erstklassigen schottischen Frauenfussball. Nach der Konsultation des Spielplans war das Programm schnell klar: Spartans WFC gegen die Damen der Rangers am Sonntag um 13:00.

Also machte ich mich Sonntagvormittag voller Vorfreude auf den Weg in Richtung Ainsley Park. Das schmucke Heimstadion der Spartans bietet Platz für 3000 Zuschauer:innen und liegt im Norden von Edinburgh, in einer der ärmsten Regionen der Stadt.

Dank eines von Brogan Hay geschossenen Tores nahmen die Rangers drei wichtige Punkte mit zurück nach Glasgow. Es war ein gutes und umkämpftes Spiel. Die Spartans verloren zwar das Spiel auf dem Rasen, aber der Verein schaffte es, mich total zu begeistern. Ich traf rund um das Spiel viele wunderbare Menschen, die viel Liebe in den Verein stecken und eine wunderbare Arbeit auf und neben dem Platz leisten. 

  • Beim Eingang zum Sportplatz wird klar: Das Herrenteam und das Frauenteam sind hier gleichberechtigt.

  • Bier darf in schottischen Stadien ja immer noch nicht verkauft werden. Was aber nie fehlen darf: Irn-Bru

  • Auf der Suche nach der Toilette hinter der Tribüne entdeckt: Die Outdoor Kita des Vereines. Hier spielen und lernen unter der Woche kleine Kinder.

  • Die Tribüne kurz vor Anpfiff.

  • Hier lang gehts zum Cafe. Hier kann man nicht nur tolle Geburtstagsfeste feiern sondern sich auch verköstigen. Die Preise sehr fair...

  • ...die Mince Pies gut und der Gewinn des Caterings und des Hospitalitybereiches fliesst vollumfänglich in die sozialen Projekte der Academy.

  • Ein einzelner Ultra, eine Linienrichterin und eine Torhüterin. Viel mehr braucht man nicht für ein Fussballspiel.

2008 wurde die Spartans Community Football Academy gegründet. Dabei handelt es sich um ein soziales Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Lebensbedingungen der Menschen in der Nachbarschaft zu verbessern. Die Organisation finanziert sich einerseits durch Spenden, andererseits durch die Einahmen rund um die Spiele und aus der Fussballschule.

Unter dem Motto ‘Here for good’ nimmt die Akademie in der Nachbarschaft eine unglaublich wichtige Rolle ein. So stellt sie unter anderem diversen Schulen Jugendarbeiter:innen zur Verfügung und bietet selber rund um den Sportplatz diverse Aktivitäten (mit und ohne Fussballbezug) für Jugendliche und Kinder an. Während der Pandemie wurde die Akademie zu einem wichtigen Akteur im Kampf gegen den Hunger in der Stadt, in dem sie über 135’000 Essenspackungen an Bedürftige verteilte. Auch heute, in Zeiten der zunehmenden Armut durch die Wirtschaftskrise, werden weiterhin Nahrungsmittel gratis abgegeben.

Wenn sie jetzt noch nicht überzeugt sind, dass der Spartans FC einer der sympathischten Vereine weltweit sei, schauen Sie doch dieses Video. Falls dies nicht ausreicht, weiss ich auch nicht…

 

Sonntagsniederlage der Spartanerinnen

Frau Tifosa am Dienstag den 10. Januar 2023

Nicht nur in England und in Frankreich war dieses Wochenende Cup. 

Die schottischen Frauen spielten nämlich dieses Wochenende die vierte Runde ihres Pokalwettbewerbes. Dies alleine wäre ja schon ein guter Grund für einen Matchbesuch. Wenn dann noch Derby ist, gibt es keine Ausreden mehr. Das Sonntagsprogramm war also klar: Hibernian gegen den Spartans WFC.

Zu Fuss gings zum Meadowbankstadion. Wobei dieses den Namen Fussballstadion nicht wirklich verdient. Denn zwischen der kleinen Tribüne und des Feldes sieht man vor allem eine Tartanbahn. Insgesamt ist es eine Angelegenheit für Fussballpuritaner: keine Bandenwerbung, keine Anzeigetafel und kein Stadionspeaker. Würde man an das Spiel heranlaufen, hätte man keine Ahnung, dass hier zwei Profiteams aus der höchsten Liga des Landes spielen.

  • Das Tribünchen ist einigermassen gut gefüllt.

  • Der Foodtruck verkauft kein Bier aber Pommes und Irn-Bru. Dafür war es mir aber bei einem 12 Uhr Spiel definitiv zu früh.

  • Für Saucen ist gesorgt.

  • Los gehts!

  • Vorteil einer Leichtathletikbahn beim Fussball: Ideale Bedingungen für ein Wettrennen in der Pause.

  • Für die 8 Pfund Eintritt erhält man sogar Zugang in die Katakomben des Stadions.

  • Was mich während des ganzen Spiels beschäftigte: Was ist mit dem weissen Bandenteil passiert?

Die Zuschauer:innenzahl bleibt unbekannt, denn es gab ja keinen Speaker auf dem Platz, der eine Mitteilung an die Presse machen konnte. Mit Sicherheit kann ich aber mitteilen, dass während des ganzen Spiels zwei Möwen anwesend waren, die fleissig ihre Runden über dem Platz drehten.

Die Anwesenden sahen zwei Teams, die vorsichtig in das Spiel starteten. Die Damen von Hibernian gingen nach 36 Minuten in Führung und gaben das Spiel danach nicht mehr aus der Hand. Dank des 3:0 Heimsieges ziehen sie in die nächste Runde ein.

Bei den Hibs stand übrigens Haaland auf dem Feld. Sie hat zwar die gleiche Frisur wie ihr berühmter Namensvetter, ihre Aufgabe ist aber das Verhindern von Toren. Sie hatte am Sonntag nicht besonders viel zu tun, dies zeigt die Tatsache, dass sie in der ersten Halbzeit im Kurzarmshirt spielte, dann wohl kalt bekam und in der Pause auf Langarm wechselte.

Regelmässige revolutionierte Rekorde

Frau Tifosa am Dienstag den 27. Dezember 2022

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Es wird Zeit für einen kurzen frauenfussballspezifischen Jahresrückblick.

2022 wird als das Jahr in Erinnerung eingehen, in dem der von Frauen gespielte Fussball in Europa plötzlich sichtbar wurde. Social Media Abteilungen merkten, dass sie ja auch eine Frauschaft haben, Medien begannen regelmässiger zu berichten und die Massen strömten in die Stadien.

Da war Beth Meads Kreuzband noch ganz: Der Europameisterschaftsfinal im Wembley (Foto: Frau Tifosa)

Und so fiel ein Rekord nach dem anderen: Im Frühjahr schauten über 90’000 Menschen den Spielerinnen des FC Barcelonas in der Champions League zu und an der Euro in England wurde wohl jeder bisher bestehende Zuschauerrekord pulverisiert. Auch in der Schweiz purzelten zwei grosse Rekorde und dies zu meinem grossen Erstaunen beide Male im Letzigrund: Den Cupfinal zwischen dem FCZ und GC schauten 7916 Zuschauer:innen und beim Natispiel gegen England waren 10’022 vor Ort.

Ich könnte noch unzählige andere Rekorde aufzählen, aber der wichtigste und letztgenannte ist natürlich, dass die Frauenquote in der RL-Redaktion vielleicht noch nie so hoch war. 

Etwas ist trotz allen Veränderungen aber gleich geblieben. Die Kreuzbänder reissen bei den Damen rekordverdächtig schnell. Die neuesten Opfer heissen Beth Mead und ihre Lebenspartnerin Vivianne Miedema, welche die WM im nächsten Jahr wohl verpassen werden, aber jetzt immerhin die Reha gemeinsam machen können. Das Risiko eines Kreuzbandrisses ist bei Fussballspielerinnen übrigens ums sechsfache erhöht. Weshalb dies so ist, weiss mann noch nicht.

Dies ist dann aber ein Thema für das neue Jahr.

 

 

Fussi mit Bussi

Frau Tifosa am Dienstag den 6. Dezember 2022

BREAKING NEWS: Schweiz boykottiert Achtelfinal – Portugal-Schweiz 6:1

Dies ist die Geschichte der Dick, Kerr Ladies. 

Die Dick, Kerr Ladies sind eines der erfolgreichsten Fussballteams der Geschichte. Benannt wurde die Frauschaft nach der Munitionsfabrik Dick, Kerr in Preston. Als sich während des ersten Weltkrieges die Männer an der Front bekämpften, begannen Frauen vielerorts an der Stelle von Männern in Fabriken zu arbeiten und zu kicken. Und die Damen aus Preston waren dabei besonders erfolgreich: Zehntausende Zuschauer:innen besuchten regelmässig deren Spiele. Dabei wurden jeweils tausende Pfund zugunsten von im Krieg verwundeten Soldaten gesammelt.

Im Frühling 1920 kam es dann sogar zum ersten internationalen Frauenclubfussballspiel der Geschichte, als eine französische Frauschaft aus der Region Paris die Ladies in Grossbritannien besuchte. Weshalb ich dies alles erzähle? Ganz einfach: Weil ich dieses Bild zeigen wollte.

Fotograf:in unbekannt, 1920

Darauf zu sehen ist der Begrüssungskuss zwischen der Kapitänin der Dick, Kerr Ladies (rechts) und ihres französischen Gegenübers. 

Die Damen wurden danach übrigens Opfer ihres eigenen Erfolges: Denn im Dezember 1921 verbot die britische FA in einer einstimmigen Entscheidung den von Frauen gespielten Fussball. Der Sport sei nicht für deren Körper geeignet. Gemäss Informationsstand der Redakteurin verschwand mit dem Verbot leider auch der Begrüssungskuss aus dem Fussballalltag. 

Gemütliches Glasgower Gekicke

Frau Tifosa am Dienstag den 22. November 2022

Am Sonntag war Derby in Glasgow. Sie denken jetzt bestimmt gerade ans Old Firm. 

Um dieses geht es in diesem Artikel aber nicht, denn Old Firms sind ja bekannterweise selten gemütlich. Das Spitzenspiel der höchsten schottischen Frauenliga stand auf dem Programm: Glasgow City F.C. gegen die Rangers.

Die Anreise verlief nicht ganz komplikationslos. Vom Bahnhof hätte mich eigentlich ein Bus zum Petershill Park bringen sollen. Da dieser Bus (wie in Glasgow nicht unüblich) nie auftauchte, musste ich kurzerhand aufs Taxi ausweichen.

Das Stadion ist eher ein Stadiönchen und bietet Platz für 1000 Zuschauer:innen. Eine frühzeitige Anreise wird empfohlen, denn die Plätze auf der Tribüne werden nach dem first come first serve Prinzip vergeben. In ebendieser Tribüne befindet sich übrigens auch die Kaffeebar, an der man sich zu sehr fairen Preisen gut verpflegen kann. 

  • Hier gehts zum Eingang

  • Formidabler Fanshop

  • Heute ist die BBC zu Besuch, denn das Spiel wird als WM-Eröffnungsspiel-Boykott-Programm live im TV übertragen.

  • 540 Zuschauer:innen sorgen für eine tolle Stimmung

  • Frau Tifosas Tenue bei gefühlten 5°C: Wollmantel, Wollmütze, Wollschal. Tenue des Ballmädchens: Kurze Hosen (Material unbekannt)

  • Die Social Media Abteilungen beider Vereine leisteten tolle Arbeit auf der (Presse)tribüne

  • Ton in Ton: Die Trikotwahl der Torhüterinnen

  • Der Pausentee ruft

  • Die Coffee Cabin hat leider kein Bier im Angebot

  • Die Steak Pie - Gut und günstig

  • Gibt es an diesem Männerturnier in der Wüste auch Hunde an der Bar?

Die Ausgangslage vor dem Spiel war vielversprechend. Der aktuelle Meister (Rangers) gegen den vorherigen Serienmeister (mit 14 Meisterschaftstriumphen in Folge). Beide Teams sind äusserst erfolgreich in die Meisterschaft gestartet und hatten nach neun Runden noch keinen einzigen Punkt abgegeben. Die Rangers grüssten dank des besseren Torverhältnis (47:0!) von der Tabellenspitze. 

Das Spiel war unterhaltsam und endete dank zwei Penaltytoren 1:1 unentschieden. Dies entsprach aber nicht unbedingt dem Spielverlauf: Die Rangers dominierten die Partie und verzeichneten kurz vor Schluss sogar einen Lattentreffer. Der lachende Dritte ist übrigens Celtic Glasgow, das dank seines 3:0 Sieges gegen die Hearts nur noch einen Punkt Rückstand auf die Tabellenspitze hat. 

Meine Spielerin des Tages ist Kinga Kozak. Die kleine polnische Offensivspielerin von City hat nicht nur eine löbliche Alliteration im Namen, sie spielte insbesondere in der ersten Halbzeit auch eine sehr gute Partie.

Und bevor sie fragen: Der Modus in der schottischen Frauenliga ist auch kompliziert. Ob es sich dabei um den schottischen Modus handelt, konnte wollte der RL Recherchedesk nicht herausfinden.

 

Toller Doppeltransfer

Rrr am Mittwoch den 26. Oktober 2022

BREAKING NEWS: YB-Basel ausverkauft

Freude herrscht auf der Redaktion des Runden Leders!

Nach wochenlangen nervenaufreibenden Vertragsverhandlungen können wir Ihnen einen spektakulären Doppeltransfer vermelden. Mit Frau Götti (links) und Frau Tifosa begrüssen wir gleich zwei neue Redaktorinnen in unserer Mitte.

Beide Damen haben ihre segensreiche Tätigkeit bereits aufgenommen. Sie haben die volle Kartenkompetenz und können widerspenstige Leser*innen jederzeit verwarnen und/oder vom Platz stellen. Auch redaktionsintern sind die beiden Neuen auf Augenhöhe mit den altgedienten Redaktoren. “Sie sind genau so schlecht bezahlt wie alle anderen Leute an der Basis”, versicherte Schriftleiter Herr Rrr auf Anfrage. “Schliesslich wird Gleichberechtigung bei uns Gross geschrieben.”

Wie wir beiläufig am Rand herausgefunden haben, ist der BSC Young Boys der Stammverein beider Redaktorinnen. Was für ein Zufall! Spielt aber natürlich in unserem streng neutralen Fachforum überhaupt keine Rolle. Und nun bitten wir das Publikum um wohlwollende Aufnahme.

Erhebliche Euphorie

Herr Winfried am Mittwoch den 28. September 2022

Nationalmannschaft, was ist das?

Wir wenden uns heute der weiter aufstrebenden Women’s Premier League zu. Seit der EM interessieren sich in England noch mehr Leute für die Spiele der höchsten Frauenliga. Das musste auch RL-Reporterin Frau Tifosa erfahren, sie wollte eigentlich Chelsea gegen Manchester City sehen, aber diese Begegnung war zu ihrem Erstaunen frühzeitig ausverkauft.

«Wenn die englische Männer-Nationalmannschaft spielt, gehen die Leute offenbar gern Women’s Premier League schauen», sagt Frau Tifosa. Also ging sie zu West Ham United gegen Manchester United. West Ham spielt ja im Osten Londons, die Frauen noch deutlich mehr im Osten als die Männer, nämlich in Dagenham.

  • Begeisterung besonders bei Mädchen: Sie gehen gern auch in Vollmontur ans Spiel.

  • Das Zuhause von West Hams Frauen - und Dagenham & Redbridge FC.

  • Hier geht's zum oft zitierten Pausentee.

  • Die Verpflegungsstation mit einer respektablen Saucenauswahl.

  • Die Ballgirls vom Nutmeg FC, zu Deutsch: FC Tünneli.

Bilder: Tifosapress

Das Stadion läge an der Victoria Road, heisst aber nicht mehr so, seit ein Bauunternehmen die Namensrechte gekauft hat. Dass es so etwas gibt, in England! Auf jeden Fall war es beim Besuch von Frau Tifosa mit 2’104 Zuschauer:innen fast ausverkauft.

Zum Spiel berichtet unsere Reporterin: «Die Gäste aus Manchester, angetreten mit gefühlt der Hälfte des englischen Europameisterinnenkaders, spielten West Ham an die Wand. Zur Pause stand es komischerweise noch 0:0, danach gewann Manchester aber verdient 2:0.»