Das Sommerloch fülle ich heute mit einem Blick in die Geschichtsbücher!
Lange Zeit war es Frauen bekanntlich untersagt, Fussball zu spielen. Diesem Verbot wurde aber oft getrotzt und es bildeten sich inoffizielle Frauenfussballvereine und -verbände, die Turniere und Meisterschaften organisierten. 1970 war die Zeit reif für eine erste Weltmeisterschaft: Der Trofeo Martini & Rossi, benannt nach dem Sponsor des in Italien stattfindenden Turniers, wurde ein erstes Mal vergeben. Das Turnier war so erfolgreich, dass man im folgenden Jahr es gleich wieder durchführte. Die Sponsoren blieben die Gleichen, der Austragungsort änderte.
Martini bezahlte diesmal für die Anreise nach Mexiko, die Unterkunft und die Ausrüstung der sechs qualifizierten Teams. Wie es sich für eine WM gehört, gab es auch ein Maskottchen: Xochitl zierte die Merchandising-Produkte.
Xochitl – The Forgotten Mascot – Women’s World Cup – Mexico 1971 pic.twitter.com/UxAXdzzYUg
— Fussball Geekz (@fussballgeekz) June 3, 2021
Um ein vermehrt weibliches Publikum anzulocken, griff man zu eher unkonventionellen Massnahmen: So waren die Tore rosa und weiss angemalt und das Personal im Stadion trug rosafarbene Uniformen. Das Marketingkonzept funktionierte: die Menschen strömten zu zehntausenden in die Stadien. Beim Eröffnungsspiel zwischen Argentinien und Mexiko im Azteca Stadion waren mehr als 100‘000 Zuschauende anwesend.
Die Spielerinnen, die bisher nur in Parks gespielt hatten, spielten plötzlich in Stadien. Sie wurden am Flughafen als Stars empfangen, gaben unzählige Autogramme und mussten mit einer Polizeieskorte ins Stadion gefahren werden. Das war alles sehr aufregend, wie Sie aus den Schilderungen von den beiden Engländerinnen Leah Caleb (damals 13 Jahre alt) und Chris Lockwood (damals 15 Jahre alt) entnehmen können.
Der Erfolg dieses Turniers ging schnell in Vergessenheit. Bis die FIFA auf die Idee kam, dass man mit Frauenfussball auch Geld verdienen kann eine offizielle Weltmeisterschaft zu organisieren, dauerte es noch mehr als zwanzig Jahre. Und übrigens: Weltmeister wurden zwei Mal die Däninnen.