Archiv für die Kategorie ‘The Home of Football’

Ende gut – Edinburgh gut

Frau Tifosa am Dienstag den 6. Juni 2023

Dieses Wochenende ging die schottische Fussballsaison auf dramatische Art und Weise zu Ende.

Meine persönliche Saison endete aber schon vorletzte Woche. Ganz knapp hatten es meine geliebten Hibs noch in die obere Tabellenhälfte geschafft und spielten deshalb  innerhalb einer Woche zuhause gegen die Rangers, Celtic und auswärts im Derby gegen die Hearts. Ein Knüller nach dem anderen also! Klicken Sie sich unten durch die Bildergalerie, um herauszufinden, wie es mir und meinem schottischen Herzensclub in den beiden Heimspielen ergangen ist. Fürs Derby hatte ich leider keine Zeit bekam ich keine Tickets. 

  • Die Partie gegen die Rangers zieht die Massen an. So fest, dass ich den Anpfiff verpasse. Tami.

  • Der späte Ehrentreffer des Heimteams ändert nichts an der deutlichen Niederlage...

  • ...und ich kümmere mich in der Zwischenzeit um relevantes. Hopp YB!

  • Das Stadion ruft zum nicht aufgeben auf. Genau dies werde ich jetzt tun, nächsten Mittwoch kommt der nächste Gast aus Glasgow.

  • Sommerstimmung bei der Matchvorbereitung im Cafe Maradona in Leith. Kann ich empfehlen.

  • Nach einer etwas öden ersten Halbzeit geht es richtig ab: Es gibt Tore, ...

  • ... rote Karten die gelten und solche die zurückgezogen werden...

  • ... und elf Minuten Nachspielzeit.

  • Mit Sunshine on Leith verabschiede ich mich etwas wehmütig von der Easter Road. Schön wars!

Nicht nur das Runde Leder zieht bald um (ab dem 1. Juli auf www.zumrundenleder.ch, nicht vergessen!), sondern auch ich werde wieder in die Stadt meiner gelbschwarzen Double-Helden zurückkehren. Was nach fast zehn Monaten Schottland bleibt, sind viele tolle Erinnerungen und folgende Erkenntnis: Dieser schottische Modus ist absolut fantastisch, wenn man in der oberen Tabellenhälfte landet. Falls man dies nicht schafft, riskiert man in den letzten paar Runden nur noch gegen Motherwell, Ross County oder Livingston zu spielen. Und ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, Kracher wären diese Partien nicht gewesen.

Kulinarische Krise

Briger am Montag den 15. Mai 2023

Deniz Undav entdeckt die englische Küche.

Bildquelle: wikimedia

Und die macht dem 27-jährigen Brighton-Stürmer, der gestern beim 3:0-Erfolg bei Arsenal getroffen hat, zu schaffen. Genauer gesagt Bohnen sind es – die man statt wie in Kontinentaleuropa warm in einer Suppe, auf Brot serviere – die den Mann der 2021 bei St-Gilleoise erstmals in einer höchsten Liga eines Landes kickte, irritieren.
Auch vermisst er in Südengland deutsches, türkisches und kurdisches Essen – Vor allem Würste und Kebap. Kebap sei in Brighton ungeniessbar, gibt er gegenüber Daily Mail bekannt. Und somit hat er gleich auch noch eine Geschäftsidee: „Kebap, wie es ihn in Deutschland gibt, wer diesen verkauft, der ist in einem Jahr Multimillionär.“

Viva Las Vegas!

Herr Shearer am Donnerstag den 4. Mai 2023

Dasch emol ä Prämie!

AP Photo/Jon Super

Ryan Reynolds und Rob McElhenney kennen Sie ja bereits, wenn Sie diesen Blog aufmerksam verfolgen; die beiden Schauspieler haben sich den fünftklassigen Klub aus dem walisischen Wrexham gepostet, der aber im englischen Ligasystem spielen tut und dank des finanziellen Zustupfs der beiden Herren und punktuellen Verstärkungen soeben den Sprung in die unterste offiziell als professionelle Spielklasse, die League 2, geschafft.

Nach diesem schlimmen Bandwurm von einem einleitenden Satz möchten Sie jetzt sicher verraten haben, was denn nun die Prämie ist: also, die zwei in Wrexham bereits sehr beliebten Besitzer haben das Team zum Feiern nach Las Vegas eingeladen. Verdient haben die das schon, schliesslich standen der Meistertitel in der National League und der damit einhergehende Aufstieg bereits nach 46 Spieltagen und dabei errungenen 111 Punkten fest.

Die frohe Nachricht hat Paul McMullin verkündet, bester Torschütze Wrexhams: “Ich weiss gar nicht, ob ich das verraten darf, aber wir fliegen nach Vegas. Das ist jedenfalls das, was die sie (die Besitzer) in einem SMS vor zwei Minuten geschrieben haben. Ich weiss nicht, ob meine Freundin daran Freude hat, aber wenn die Chefs sagen, dass wir dorthin müssen, dann müssen wir dem wohl Folge leisten.”

Für die nächste Saison wird man sich beim Wrexham AFC wohl verstärken müssen, und Rob McElhenney streckt per Twitter schon mal seine Fühler in Richtung des derzeit arbeitslosen Gareth Bale aus: “Komm Gareth, spielen wir eine Runde Golf, wo ich dich  garantiert nicht vier Stunden lang zu überzeugen versuchen werde, vom Rücktritt zurückzutreten für noch eine magische Saison”!

Für die berühmten Berner Young Boys wird es derweil nach Ablauf der Spielzeit wohl wieder in ein trümmliges Trainingslager irgendwo in den Alpen gehen.

Partie in Partick

Frau Tifosa am Dienstag den 2. Mai 2023

Kürzlich ging es nach Glasgow, aber nicht zu den Rangers oder zu Celtic, sondern zu den Jags. 

The Jags, das ist der Spitzname des schottischen Zweitligisten Partick Thistle. Internationale Bekanntheit erhielt der Verein durch die Wahl seines eher unkonventionellen Maskottchen Kingsley (und dessen Suche nach Liebe: ältere Leser:innen erinnern sich). 

Der Name Partick Thistle ist eigentlich etwas irreführend und der Titel dieses Beitrages falsch, denn im Glasgower Quartier Partick spielt Partick Thistle schon lange nicht mehr. Seit 1908 spielen die Jags im Firhill Stadion im Maryhill Quartier. 

Bei sonnigem Frühlingswetter zog es an jenem Sonntag 4’102 Zuschauende in den Norden der Stadt. Die Haupttribüne war gut gefüllt mit Jahreskartenbesitzern, auf den anderen Tribünen war es etwas weniger eng. 

  • Ob zu Fuss, ...

  • ...mit dem Kanalboot, ...

  • ...mit dem tiptopen Thistle Taxi...

  • ...oder dem mit Aussicht parkierten Velo, viele Fortbewegungsmittel führen zum Firhill Stadion

  • Auch die Lichtmasten wollen Siege sehen.

  • Die Pie war, genau wie der Spielverlauf, absoluter Durchschnitt. Dass es in schottischen Stadien kein Bier gibt, wissen Sie ja in der Zwischenzeit.

  • Da ist er endlich! Kingsley!!!

  • Fussballverein mit Bildungsauftrag, ich lerne hier sogar noch exotische Sprachen!

Über den Spielverlauf würde ich gerne mehr sagen, aber sehr viel passierte nicht. Nach einem vielversprechenden Start ging Thistle früh in Führung. Nach dem Pausentee hörten die Jags aber aus unerklärlichen Gründen auf zu Spielen und kassierte den verdienten Ausgleichstreffer. Trotz Wiederauferstehung der Offensive des Heimteams in den letzten zehn Minuten, blieb das Resultat bestehen. Der direkte Aufstieg in die Erstklassigkeit rückte nach diesem Ergebnis in weite Ferne. 

Ein Zuschauer fasste das Ganze treffend zusammen, als er aufs Spielfeld schrie, sie sollen doch bitte einmal etwas gewinnen, mehr verlange er nicht. Ich wies ihn nach Abpfiff darauf hin, dass er im Wankdorf immer willkommen sei.

Radikale Rückerstattung

Herr Shearer am Donnerstag den 27. April 2023

Jetzt dürfen sich Tottenhams Fans doch noch ein bisschen freuen.

EPA/ADAM VAUGHAN EDITORIAL

Bei den Spurs ist Krise. Die ganze Saison schon kommen die Nordlondoner nicht so richtig in die Gänge, nach Trainer Antonio Conte musste auch sein Assistent Stellini, der interimistisch amtete, anfangs Woche gehen. Am Sonntag musste man in der Meisterschaft drum im wunderschönen Nordosten bei Newcastle United antreten, und die Magpies kannten keine Gnade; zur Pause führten Sie bereits 5:0, die zweite Halbzeit liessen sie etwas ruhiger angehen und holten so noch ein 6:1 heraus.

So Trainerentlassungen sind ja nicht gratis und auch das Team verschlingt eine immense Lohnsumme, da kann man sich auch den treuen mitreisenden Fans gegenüber mal etwas solidarisch zeigen. Kurz: wer letzten Sonntag im St.James Park war, kriegt vom Tottenham Hotspurs FC das Ticket zurückerstattet. Das steht so in einem offiziellen Communiqué des Vereins:

Als Mannschaft verstehen wir eure Frustration und euren Ärger. Am Sonntag waren wir nicht gut genug. Wir wissen, dass Worte in solchen Situation nicht genug sind, aber glaubt uns, eine solche Niederlage schmerzt. Wir schätzen eure Unterstützung, daheim und auswärts und angesichts dessen möchten wir den Fans die Kosten ihrer Tickets vom St. James’ Park zurückerstatten. Wir wissen, dass das nichts daran ändert, was am Sonntag geschehen ist und wir geben alles dafür, das gut zu machen, angefangen am Donnerstag (also heute, die Red.) wenn uns euer Support alles bedeutet. Zusammen – und nur zusammen – können wir vorwärts gehen.

Eine Anfrage der Redaktion beim BSC Young Boys, ob stark frustrierte Letzigrund-Fahrer ihr Billet ebenfalls zurückbezahlt erhalten, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Der Schriftleiter des Fachblogs “Zum Runden Leder”, Herr Rrr, will derweil sämtlichen Lesenden die Abokosten für die zweite Tageshälfte des 25. Aprils erlassen. Wirklich grosszügig!

Gekicke im Garten des Guru

Frau Tifosa am Dienstag den 21. März 2023

BREAKING NEWS: ‪YB-Goalie Von Ballmoos fällt weitere sechs bis neun Monate aus

Vorletztes Wochenende zog es mich in den Süden. 

In den Süden heisst leider nicht Sonne, Strand und Palmen, sondern Gravesend (England). Die Kleinstadt in der Region Kent, mit dem Schnellzug etwa fünfundzwanzig Minuten vom Londoner Stadtzentrum entfernt, war früher einmal ein wichtiger Handelspunkt an der Themse. Heute gibt es in Gravesend nicht mehr besonders viel zu sehen: Eine Einkaufsstrasse, ein paar Pubs, eine Statue Pocahontas und vor allem den grössten Sikh Tempel Europas. 

Weshalb ich all dies in einem Fussballfachblog erzähle? Ganz einfach: Neben diesem Tempel hat es einen grossen Fussballplatz, auf dem der Guru Nanak FC kickt. Der FC wurde 1965 von Studenten mit Wurzeln im Punjab gegründet und wuchs mit der Zeit immer mehr.

  • Willkommen beim Guru Nanak Football Club!

  • Bier gibt es hier nicht, es ist aus religiösen Gründen sogar strengstens verboten.

  • Es spielte Gelb gegen Ge... ehm Grün.

  • Es war etwas frisch. Das Warm-Up erfolgte deshalb auch im Mantel.

  • Der Trainer gab während des ganzen Spiels alles!

  • Wirkliche Torchancen waren aber in der ersten Halbzeit Mangelware.

Heute hat er eine grosse und preisgekrönte Junioren-, Juniorinnen- und auch Frauenfussballabteilung, bei der Menschen aller Religionen und Kulturen gemeinsam Fussball spielen. Als ich in Gravesend zu Besuch war, spielten die Frauen gerade ein Meisterschaftsspiel. 

Wie das Spiel ausgegangen ist, fragen Sie? Ich weiss es nicht, denn zur Halbzeit beim Stand von 0:0 musste ich wieder gehen, um den Zug zurück in den hohen Norden zu erwischen. 

Mühsame Markierung

Briger am Montag den 13. März 2023

Harry Lewis und seine Erfahrungen mit Randsport.

Harry Lewis, Torwart beim englischen Viertligisten Bradford City, musste am Wochenende mit seinem Verein in Wales, bei Newport County (Walisisch: Clwb Pêl-droed Cymdeithas Sir Casnewydd) antreten. Die Waliser teilen sich das Stadion, Rodney Parade, mit den Newport Gwent Dragons (Walisisch: Dreigiau Casnewydd Gwent), einem Rugby-Team, welches in der United Rugby Championship spielt, einer Liga, in der Teams aus Irland, Italien, Schottland, Wales und Südafrika gegeneinander antreten, warum auch immer. Vor einer Woche fand das Rugby-Spiel gegen Connacht Rugby statt und dies wurde für Lewis nun zum Problem.
Wohl verwirrt durch die Markieungen, nahm der Torwart den Ball deutlich ausserhalb des Strafraums mit der Hand auf und wollte das Spiel gleich wieder schnell machen.

Zum Entsetzen des Heimteams zeigte Schiedsrichter Samuel Allison nur die gelbe Karte. Das Spiel endete dann mit einem 1:1.

Ausserordentliche Akademie

Frau Tifosa am Dienstag den 7. März 2023

Heute lernen Sie den löblichen Spartans FC und dessen “Community Football Academy” kennen.

Letzten Sonntag hatte ich wieder einmal Lust auf erstklassigen schottischen Frauenfussball. Nach der Konsultation des Spielplans war das Programm schnell klar: Spartans WFC gegen die Damen der Rangers am Sonntag um 13:00.

Also machte ich mich Sonntagvormittag voller Vorfreude auf den Weg in Richtung Ainsley Park. Das schmucke Heimstadion der Spartans bietet Platz für 3000 Zuschauer:innen und liegt im Norden von Edinburgh, in einer der ärmsten Regionen der Stadt.

Dank eines von Brogan Hay geschossenen Tores nahmen die Rangers drei wichtige Punkte mit zurück nach Glasgow. Es war ein gutes und umkämpftes Spiel. Die Spartans verloren zwar das Spiel auf dem Rasen, aber der Verein schaffte es, mich total zu begeistern. Ich traf rund um das Spiel viele wunderbare Menschen, die viel Liebe in den Verein stecken und eine wunderbare Arbeit auf und neben dem Platz leisten. 

  • Beim Eingang zum Sportplatz wird klar: Das Herrenteam und das Frauenteam sind hier gleichberechtigt.

  • Bier darf in schottischen Stadien ja immer noch nicht verkauft werden. Was aber nie fehlen darf: Irn-Bru

  • Auf der Suche nach der Toilette hinter der Tribüne entdeckt: Die Outdoor Kita des Vereines. Hier spielen und lernen unter der Woche kleine Kinder.

  • Die Tribüne kurz vor Anpfiff.

  • Hier lang gehts zum Cafe. Hier kann man nicht nur tolle Geburtstagsfeste feiern sondern sich auch verköstigen. Die Preise sehr fair...

  • ...die Mince Pies gut und der Gewinn des Caterings und des Hospitalitybereiches fliesst vollumfänglich in die sozialen Projekte der Academy.

  • Ein einzelner Ultra, eine Linienrichterin und eine Torhüterin. Viel mehr braucht man nicht für ein Fussballspiel.

2008 wurde die Spartans Community Football Academy gegründet. Dabei handelt es sich um ein soziales Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Lebensbedingungen der Menschen in der Nachbarschaft zu verbessern. Die Organisation finanziert sich einerseits durch Spenden, andererseits durch die Einahmen rund um die Spiele und aus der Fussballschule.

Unter dem Motto ‘Here for good’ nimmt die Akademie in der Nachbarschaft eine unglaublich wichtige Rolle ein. So stellt sie unter anderem diversen Schulen Jugendarbeiter:innen zur Verfügung und bietet selber rund um den Sportplatz diverse Aktivitäten (mit und ohne Fussballbezug) für Jugendliche und Kinder an. Während der Pandemie wurde die Akademie zu einem wichtigen Akteur im Kampf gegen den Hunger in der Stadt, in dem sie über 135’000 Essenspackungen an Bedürftige verteilte. Auch heute, in Zeiten der zunehmenden Armut durch die Wirtschaftskrise, werden weiterhin Nahrungsmittel gratis abgegeben.

Wenn sie jetzt noch nicht überzeugt sind, dass der Spartans FC einer der sympathischten Vereine weltweit sei, schauen Sie doch dieses Video. Falls dies nicht ausreicht, weiss ich auch nicht…

 

Tret-Tradition mit Testosteron

Herr Shearer am Donnerstag den 23. Februar 2023

Moderner Fussball ist Ihnen zu verweichlicht, hat zu viele Regeln und ist nur noch ein Sport für ein paar eingebildete Schnösel?

Es geht auch anders! Gerade letzten Dienstag zum Beispiel fand in Atherston (genau: England, präziser Warwickshire) das alljährliche “Ball Game” statt. Und was soll man sagen – die Affiche hielt, was sie versprach! Bei diesem alljährlich ausgetragenen Urahnen des Fussballspiels handelt es sich um einen der drei letzten noch verbliebenen dieser Art in England. Wiederum also zankten sich zwei Teams von unbekannter genauer Grösse um einen Ball, der etwa das fünffache Volumen eines normalen Fussballs hat. Als Spielfeld dient das Ortszentrum und die Mannschaft, die nach Ablauf der Spielzeit in Ballbesitz ist, hat gewonnen. Etwas schade ist natürlich, das den schiedsrichtenden Gelbwesten der Match zum Schluss etwas aus den Händen glitt und ein Wettbüro demoliert wurde. Geniessen Sie trotzdem die Höhepunkte der diesjährigen Ausgabe!

Die Tradition geht übrigens auf einen ersten Kampf von 1199 zurück, bei dem der Spielball ein Sack voller Gold gewesen sein soll. Alles weitere entnehmen Sie bitte der entsprechenden Wikipedia-Seite. Und noch mehr Lästerei über den modernen Fussball finden Sie wie gewohnt auf diesem Kanal um 13:00 Uhr.

 

Schere-Stein-St. Johnstone

Frau Tifosa am Dienstag den 14. Februar 2023

Ein Freistoss, zwei mögliche Schützen

Um dieses Dilemma zu lösen, gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Man kann stundenlang diskutieren, monatelang Daten analysieren, eine Münze werfen oder das gute alte Schere-Stein-Papier spielen. Cammy MacPherson und Graham Carey, beides Spieler des schottischen Erstligisten St. Johnstone, entschieden sich in ihrem letzten Spiel gegen Celtic für die letztgenannte Option.

 

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Sieger des Duells war übrigens MacPherson, nachdem die erste Runde unentschieden ausgegangen war, setzte er sich im zweiten Durchgang durch. Vielleicht hätte er aber sein Gegenüber gewinnen lassen sollen, denn den Freistoss kickte er direkt in die Mauer und St. Johnstone verlor das Spiel schliesslich mit 1:4. 

Dass der Ball nach dem Freistoss nicht im Tor landete, war übrigens keine Überraschung. St. Johnstone ist das in der schottischen Liga ungefährlichste Team nach Standartsituationen. Der Kommentar der lokalen Zeitung The Courier zum spielerischen Ausmachen des Freistossschützens lautete deshalb auch: “It was worth a try” (auf Deutsch übersetzt: “Einen Versuch war es Wert”).

Dyche greift durch

Briger am Montag den 6. Februar 2023

Sean Dyche ist seit letzter Woche Trainer bei Everton – und ergreift im Abstiegskampf Massnahmen.

In Zukunft nicht mehr erwünscht im Everton-Training: Spieler mit Mütze und Schal (DALL-E)

Die Toffees liegen zurzeit auf Rang 18 der Premier League, es droht der erste Abstieg nach 69 Jahren Erstklassigkeit. Der Club hat reagiert und Trainer Frank Lampard freigestellt und dafür Sean Dyche geholt, der bis im Frühling 2022 Trainer von Burnley war. Dort erhielt er den Ruf unnachgibig und traditionell zu sein. Beim Liverpooler-Verein brachte er nun die Spieler bei Fitness-Übungen an den Rand der Erschöpfung. Und es wurde klar, worauf Dyche sonst noch Wert legt. Er verbannte nämlich Mützen und Schlauchschals aus dem Training und verpflichtete alle Spieler, mit Schienbeinschoner zu trainieren, denn, so Dyche, wenn man am Wochenende ein Spiel habe, dürfe man auch nicht mit Mütze oder Schal antreten und müsse Schienbeinschoner tragen, dies sei nichts anderes als gesunder Menschenverstand und überhaupt mache ihn das tragen von Mützen und Schals im Training schon seit Jahren wahnsinnig.

Nun, ein erster Schritt in die richtige Richtung ist getan, am Wochenende bezwangen die Toffees Arsenal. Die Gunners, souveräner Leader der Premier League, verloren damit erstmals seit dem 1:3 bei Manchester United am 4. September 2022 wieder ein Spiel.

Leiden in Leith

Frau Tifosa am Dienstag den 24. Januar 2023

Einige Redakteure haben Zweitklubs, ich habe neuerdings sogar einen Drittclub. 

Da ich unglaublich gerne wegen meines Vereines im Stadion leide mit meinem Verein im Stadion mitfiebere, war dieser Schritt nach dem Umzug unumgehbar. Und weil ich neben der Easter Road wohne, war für mich schnell klar: Die Hibernians werden zu meinem Drittclub.

Ich hätte ja vorgewarnt sein müssen, dass man als Fan der Hibs oft leidet. Denn die Vereinshymne, der Song Sunshine on Leith von den Proclaimers, beginnt mit den Worten: My heart is broken, my heart is broken, sorrow, sorrow“. Und so war es auch in den ersten paar Spielen, die ich im Stadion sah. Das Herz wurde oft gebrochen und der Kummer war gross. Gut gespielt, irgendwie dann doch nicht gewonnen. Es war wie früher bei YB.

  • Anstehen beim Ticketschalter...

  • ...denn online gabs keine Tickets, weil der Computer meinte, ich sei ein Modefan.

  • Die Polizei ist auch schon bereit

  • Das vegetarische Angebot ist scheint nicht so gut zu laufen...

  • ...im Gegensatz zum normalen Essensstand (wie immer in Schottland ohne Bier).

  • Schal montiert - Wie es sich für eine Tifosa gehört.

  • Die Spannung vor dem Anpfiff ist bei allen Zuschauenden spürbar...

  • ...denn bald gehts los!

  • Sonnenuntergang über Leith

Am letzten Sonntag machte ich mich wieder auf in Richtung Stadion, denn es war Derby im Cup. Hibernian startete wie so oft gut ins Spiel. Spielte frech nach vorne, erarbeitete sich Chancen. Plötzlich kam Hoffnung auf. Diese wurde aber schon nach 10 Minuten wieder zerstört, als entgegen dem Spielverlauf die Hearts mit ihrem ersten Abschluss in Führung gingen. Dieses Muster wiederholte sich dann im ganzen Spiel: die Hibs versuchten wie verzweifelt, trafen aber bei ihren Abschlüssen nie das Tor sondern nur Gegenspieler, Mitspieler oder Aluminium. Die Hearts waren hingegen klinisch in der Chancenverwertung und gewannen das Spiel schliesslich mit 3:0. Glauben Sie mir, es war zum verzweifeln.

Während die Tribüne gegenüber ausgelassen feierte, spazierte ich etwas frustriert der über Leith untergehenden Sonne entgegen nach Hause. Dabei gingen mir die weiteren Songzeilen aus Sunshine on Leith durch den Kopf.

While I’m worthMy room on this EarthI will be with youWhile the ChiefPuts sunshine on Leith
I’ll thank Him

Plötzlich machte irgendwie alles Sinn. Ich werde nächstes Wochenende zurückgehen und dann wird’s schon gut gehen. Gleichzeitig war ich aber auch dankbar, läufts bei meinem Erstclub heutzutage deutlich besser. Denn: Irgendeinisch fingt ds Glück eim.