Kevin Grossenbacher möchte über Wurmlöcher reden. Und über Russland.
Liebx Lesx,
ich wende mich an Sie neuerdings mit einer erweiterten, inklusiveren Form der semantischen Anrede. Inzwischen gendert ja sogar die rechtsoffene Bourgeoisie ab und an mit dem Stern*, da bin ich einen Schritt weiter gegangen. Aber darum soll es heute ja nicht gehen, schliesslich befinden wir uns bekanntlich in einer extraordinären Ausnahmesituation.
Seit nunmehr 13 Tagen kann ich mich in den Bachelorvorlesungen in intersektionaler Gesellschaftstheorie kaum auf die Dozentx konzentrieren, zu sehr beschäftigt mich das Geschehen in, Sie wissen schon, der Ukraine. Und auch beim Demetergärtnern in der WG in der Zwischennutzung blinken pausenlos Push-Benachrichtigungen auf dem Fairphone. Ein veritables Wurmloch, aus dem ich keinen Ausweg finde.
Eine der jüngsten Meldungen hat mich besonders betroffen gemacht, so dass ich nicht anders konnte, als meine innere Unruhe an dieser Stelle zu postulieren. Robert Lewandowski, polnischer Stürmerstar, zeigt Grösse und trennt sich von seinem Werbepartner Huawei. Denn, so habe ich es bei “Dailymail” gelesen, dieser Handyhersteller unterstützt Putins Kriegsregime!
Im Wankdorf müssten die Hirnwindungen nun wild rotieren: Der BSC Young Boys ist nicht nur Werbe- , sondern gar Goldpartner von Huawei (oder umgekehrt, es ist mir grad entfallen). Diesen Zustand finde ich angesichts der dynamisch-irreparablen Geschehnisse, denen sich der russische Staat derzeit schuldig macht, nicht auszuhalten. Ich organisiere ein Transparent fürs nächste Heimspiel, da muss der BSC Young Boys unverzüglich eine Task Force einsetzen, um diese Partnerschaft eingehend zu überprüfen.
Falls ich in Ihnen ebenfalls den partizipativen Geist geweckt habe, geben Sie Bescheid!
Herzlich, Ihr Kevin