Archiv für die Kategorie ‘Regelrecht’

Handliche Erläuterungen

Dr. Rüdisühli am Dienstag den 29. Oktober 2019

Hands oder nicht Hands?

Eine endlose Debatte, VAR hin oder her. Dabei hat die deutsche “Zeit” kürzlich Abhilfe geschaffen und alle kniffligen Fragen beantwortet.

Lernen Sie nun beiliegende Erläuterungen auswendig, dann haben Sie es künftig komplett im Griff.

(Die RL-Redaktion führt heute abend zwischen 18 und 21 Uhr Hausbesuche bei zufällig ausgewählten Leserinnen und Leser durch und fragt die Regeln stichprobenartig ab.)

Juves Juristenfutter

Rrr am Mittwoch den 2. Oktober 2019

Juventus Turin kämpft noch immer um den Meistertitel von 2006.

Ältere Leser erinnern sich: Juventus Turin holte damals den Scudetto. Im Zuge des Calciopoli-Skandals um Manager Luciano Moggi wurde er der Titel der alten Dame abgesprochen und Inter Mailand zuerkannt. Das hat Juve bis heute nicht akzeptiert.

Jetzt sind die Turiner erneut beim Nationalen Olympischen Komitee (CONI) vorstellig geworden, wie italienische Medien berichten. Es ist der 30. Versuch, den Titel am grünen Tisch zurückzuholen. Beim CONI waren sie schon vor Jahren, beschritten dann den zivilen Rechtsweg und sind nun wieder beim Sportgericht gelandet. Eines der Argumente ist, dass auch Inter seinerzeit an Absprachen beteiligt gewesen sei.

Fast ein bisschen vergessen geht daneben der Kampf um den Meistertitel 2019/20. Juventus trifft am kommenden Sonntag auswärts auf Inter.

Andorranische Abseitsfalle

Rrr am Sonntag den 8. September 2019

Wir schalten kurz um nach Istanbul.

50 Minuten sind gespielt, es steht 0:0, die Türkei beisst sich am Fussballzwerg Andorra die Zähne aus.

Jetzt ein Freistoss der Türken von links! Andorra will eine besonders gewiefte Abseitsfalle stellen, indem sämtliche Spieler schnell herausrücken. Allerdings pfeift Schiedsrichter Robertson kein Abseits – und so stehen plötzlich fünf Türken frei vor dem Tor. Das 1:0? Film ab!

Schöner Lupfer von Söyüncü, muss man sagen. Aber eben.

Erlöst wurden die Türken erst in der 89. Minute durch Ozan Tufan. Der 1:0-Minisieg ersparte ihnen die komplette Blamage vor eigenem Publikum.

Kiss & Go

Herr Shearer am Donnerstag den 29. August 2019

Schiedsrichter sind Spielverderber.

Ein weiteres Opfer der pingeligen Besserwisser wurde am letzten Wochenende der Brasilianer Wanderson, der für den bulgarischen Klub Ludogorets Razgrad spielt. Gegen Slavia Sofia hatte er nach seinem Treffer zum 1:0 nur noch seine Freundin im Sinn. Wie romantisch! Dem Unparteiischen hingegen muss etwas nicht gepasst haben – er gab den Treffer nicht. Und während Wanderson also seine Geliebte küsste, ging das Spiel schon wieder in die andere Richtung weiter. Aber schauen Sie selbst!

Vielleicht hätte ein VAR helfen können. Wir jedenfalls können beim besten Gewissen kein Offside erkennen.

Verschiedene Varianten

Rrr am Sonntag den 28. Juli 2019

Neue Regel – grosse Auswirkungen? In der Schweiz bislang nicht.

Die FIFA hat auf die neue Saison eine ganze Reihe von Regeländerungen in Kraft gesetzt. Eine davon dreht sich um den Abstoss: Neu muss der Ball den Sechzehner nicht mehr verlassen, bevor ein Mitspieler ihn annehmen darf.

Die neue Regel hat sich bei Tests an Juniorenturnieren und in Brasilien offensichtlich bewährt, jedenfalls gilt sie nun weltweit. Das Ziel ist klar: Der Spielfluss soll gefördert werden. Ein Standard weniger, eine spielnahe Situation mehr.

Den Ball einfach noch vorne schlagen ist natürlich weiter erlaubt. Technisch versierte Teams haben aber mehr Möglichkeiten für den gepflegten Spielaufbau, schreibt der Blog Cavanis Friseur.

Die grossen europäischen Teams experimentieren zurzeit in den Testspielen, wie sie die Regeländerung möglichst gut umsetzen. Ein Paradebeispiel erreicht uns von Inter Mailand:

Gut, als gegnerische Mannschaft kann man nun natürlich versuchen, den Gegner früh zu attackieren und den ruhigen Spielaufbau zu verhindern. Je höher man steht, desto grösser ist allerdings das Risiko, das der gegnerische Goalie mit einem weiten Ball die halbe Mannschaft überspielt. Ein Beispiel aus dem Testspiel Manchester City vs West Ham von letzter Woche.

“Vermutlich wird die vermeintlich kleine Änderung die Fussballspiele mehr verändern als erwartet”, schreibt der deutsche Fussballautor Christoph Biermann.

In der Super League blieb die neue Regel bislang ohne Auswirkung, auch bei YB-Servette. Nun gut, das kann sich ja noch ändern.

Gute Gespräche

Rrr am Samstag den 27. Juli 2019

Endlich! Der Referee kommuniziert mit den Zuschauern.

Der VAR ist eine tolle Sache, da sind sich natürlich alle einig. Aber er ist immer noch verbesserungsfähig, findet der niederländische Fussballverband. Die VAR-Bilder sollen künftig über die Stadionscreens flimmern (wie das schon bei der letzten WM der Fall war).

Mehr noch: Ab den Cup-Viertelfinals sollen die Schiedsrichter zum Mikrofon greifen und dem Publikum genau erklären, warum sie einen Entscheid aufgrund des Video Assistant Referees änderten. “Die Zuschauer im Stadien sollen nachvollziehen können, warum was entschieden wurde”, sagt der Generalsekretär des Verbandes, Gijs de Jong, gegenüber niederländischen Medien.

Dass jeder Zuschauer einzeln sagen darf, was er von der Entscheidung hält, ist bislang nicht vorgesehen. Im Sinne einer ausgereiften Diskussionskultur wäre das aber sicher eine weitere unbedingt prüfenswerte Massnahme, finden wir.

Eindrückliche Expertise

Rrr am Montag den 22. Juli 2019

Der VAR hat seine Feuertaufe in Bern bestanden!

Genau einmal kam der Video Assistant Referee gestern zum Einsatz – als Servette nach 20 Minuten das Foul eines YB-Spielers nach einem Genfer Corner monierte. Schiedsrichter Jacottet nahm Rücksprache mit dem VAR und entschied dann auf Weiterspielen.

Gut gut – aber wer war eigentlich der VAR? Wir können heute das Geheimnis lüften: Es war unser Redakteur Herr Shearer, der kurzerhand die Funkverbindung nach Volketswil gekappt hatte und die Szene von der Tribüne aus zweitbeurteilte. Kompetent wie immer, darf man sagen.

“Ich habe den Job spontan übernommen, im Sinne der Qualitätssicherung”, sagte Herr Shearer nach dem Spiel gegenüber Reportern. “Als Experte kann ich solche Szenen rasch und schlüssig beurteilen, vor allem solche im YB-Strafraum. Ich mache das gerne auch bei den weiteren Heimspielen, wenn mich der SFL anfragt. Mit dem Schreiben des Matchberichts fürs Runde Leder bin ich ja eh nicht ausgelastet, und so kann ich mich noch ein bisschen nützlich machen. Hopp YB!”

Rot gegen die Regierung

Rrr am Samstag den 20. April 2019

Wir schalten um nach Khartoum.

“Ein Demonstrant zeigt der aktuellen militärischen Übergangsregierung die rote Karte”, schreibt uns dazu unser Afrika-Korrespondent Lars L. “Der Becher ist ein Symbol für die Regierung. Drauf steht: Entfernen!”

Unser Funkbild stammt vom gestrigen Tag. Herr Lars L schaute nachher noch kurz beim Freitagsgebet vorbei.

Ältere Leser erinnern sich an Herrn Lars L als legendären Quizmaster und zwischenzeitlichen Betreuer der Mittwochsserie “Die Frage der Woche”. Später tingelte er mit seinen Meerschweinchen über die Jahrmärkte, ehe er nach Afrika auswanderte und damit den Erfolg des BSC Young Boys begründete: Seit Lars weg ist, holt YB Titel um Titel. In dem Sinn weiterhin alles Gute im Ausland, lieber Herr Lars!

Dutzendweise Platzverweise

Herr Shearer am Mittwoch den 3. April 2019

…Hundert an der Zahl, nämlich.

Foto: Goal.com

Besondere Ehre für Manchester Uniteds Ashley Young gestern im Auswärtsspiel in Wolverhampton: der rote Karton, den ihm Schiedsrichter Mike Dean entgegenstreckte, war ein ganz besonderer. Dean hält damit nämlich neu den Rekord für den Unparteiischen, der in der Premier League die meisten Platzverweise ausgesprochen hat.

In dieser Saison ist Dean bereits auf neun roten Karten in 23 Spielen, sein ärgster Verfolger ist Michael Oliver, der die Arschkarte sechs mal zückte. Sein erstes Spiel pfiff Mike Dean am 9. September 2000, als Leicester City auf Southampton traf (1:0)., dort zog er allerdings noch nicht einmal eine gelbe Karte. Seither sind 476 weitere Partien in Englands höchster Spielklasse dazugekommen. Und eben diese hundert Spieler, die vorzeitig unter die Dusche gestellt wurden. Herzliche Gratulation!

Moderne Mittel

Rrr am Samstag den 30. März 2019

Rundes Leder Zeitmaschine: Heute reisen wir nach 1976 und entdecken den Video Assistant Referee.

Immer wieder sorgen strittige Schiedsrichter-Entscheidungen für Unruhe. Zwei Ingenieure aus Frankreich wollen Abhilfe schaffen: Sie schlagen vor, drei Sachkundige in Glaskabinen am Spielfeldrand unterzubringen. Erkennen zwei von ihnen unabhängig auf Foul, wird das Urteil vom Stadionspeaker verkündet – fertig.

Also fertig mit den Endlos-Diskussionen. Aber wird Fussball so wirklich gerechter? Vielleicht bräuchte es auch elektronische Hilfsmittel, um beispielsweise das Wembley-Tor von 1966 schlüssig zu beurteilen … oder gibts dann ewig Unterbrüche, um Spielszenen nachzuprüfen? Und was kostet das alles überhaupt?

Lesen Sie doch selber! (Spiegel vom 1. November 1976)

Die ganze Varheit

Rrr am Sonntag den 24. März 2019

Der Video Assistent Referee setzt sich weltweit durch.

Gut so, denn umstrittene Szenen gibt es natürlich überall. Da ist man froh, wenn man schnell einen Blick auf den Monitor werfen kann.

Alter!

Herr Shearer am Donnerstag den 20. Dezember 2018

Indiens Fussballverband suspendiert Gourav Mukhi.

Eine vielversprechende Karriere hat einen Dämpfer erhalten: Indiens jüngster Torschütze in der höchsten Liga soll etwas geschummelt haben. Als er letzten Oktober für seinen Klub Jamshedpur FC sein Profidebüt beim 2:2 gegen Bengaluru gab und auch gleich noch den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielte, soll er gar nicht erst 16 Jahre gewesen sein, sondern gute zwölf Jahre älter. Als Rundes Leder-Leser hätten Sie das anhand des gepflegten Schnauzes natürlich sofort bemerkt, so ein prächtiges Teil trägt kein Teenager.

Aber keine Angst, Mukhi ist nicht der einzige, der im indischen Fussball an übertriebenem Jugendwahn leidet. Bereits 2015 wurde er zusammen mit vier anderen Teamkollegen seiner damaligen U15-Mannschaft aus Jharkand für das Trainingslager der U17-Nationalmannschaft aufgeboten, und schon dort mussten die fünf zugeben, dass sie dafür zu alt seien.

Bis die Funktionäre des indischen ein Urteil gefällt haben, darf Mukhi weder für sein Team in der Super League noch für eine nationale Auswahl spielen. Von wegen, man ist immer so alt, wie man sich fühlt…