Archiv für die Kategorie ‘Rasensprenger’

Lichtblicke

Herr Pelocorto am Samstag den 23. Juli 2011

Im ersten Spiel der neuen Saison zeigen sich Lichtblicke für den Grasshoppers-Club Zürich.

Teuer sitzen im Letzigrund

Beim ersten Heimspielbesuch der neuen Saison leisten Frau B und ich uns aus Tradition sehr gute Plätze. So hatten wir am Mittwochabend eine wunderbare Sicht auf das Spielfeld und waren mehrheitlich angetan vom Geschehen. Mit 00 in die PauseDass man im Auftaktspiel nicht Champagnerfussball erwarten darf, ist klar. Bei GC wird da eher saurer Most geboten, aber auch der kann perlen.

Jedenfalls sahen wir spielerisch überlegene Zürcher, denen aber in der ersten Halbzeit keine gefährliche Torszene gelingen wollte, weil die Lausanner Verteidigung sehr gut organisiert war. Die Stimmung im Publikum war familiär, die ewigen Experten fachsimpelten und die Zuschauer schienen mit dem Gebotenen mehrheitlich zufrieden.

Ein kleiner erster Lichtblick war die Zuschauerzahl: Mit 5’200 Besuchern war der Aufmarsch grösser als vor einem Jahr. Fans des FC Lausanne-SportsDamals verfolgten rund 4’900 Zuschauer das Auftaktspiel gegen Xamax, das nach schwacher Leistung mit 1:1 ausging. Auch ein paar wenige Lausanner fanden am Mittwoch den Weg nach Zürich. Und sie kamen in der zweiten Halbzeit auf ihre Kosten, denn die Blauweissen liessen die Zügel schleifen und die Lausanner erspielten sich Chance um Chance; alleine Torhüter Roman Bürki machte sie alle zunichte. Es kam, wie es kommen musste. Aus drei Angriffen erzielte GC zwei Tore, Zuber und Emeghara sicherten die drei ersten Punkte in der neuen Saison. Ein grosser Lichtblick für die Fans: Wunderbar!

Die fünf neuen Spieler, die zum Einsatz kamen, gaben ein uneinheitliches Bild ab: Verteidiger Bertucci war wohl übernervös bei seinem ersten Einsatz für den Rekordmeister. Obwohl er sehr bemüht war, gelang ihm noch nicht viel; Rückkehrer Feltscher hat seine Sache engagiert und recht gemacht, ebenso Landeka im Mittelfeld; Stürmer Paiva war praktisch arbeitslos, da er in der Spitze kaum Bälle sah. Immerhin darf er sich den ersten Assist der Saison gutschreiben.

Daniel de RidderEbenfalls ein grosser Lichtblick ist Neuzugang Daniel de Ridder! Der Holländer hat im Mittelfeld einen sehr beachtlichen Einstand gezeigt; endlich einer, der Fussball spielen kann, der weiss, wo seine Kollegen stehen oder hinlaufen und auch in der Lage ist, den Ball dorthin zu spielen. De Ridder stammt aus der Ajax-Schule und konnte von Wigan Athletic übernommen werden. DDR wird in kürzester Zeit zu einem ganz wichtigen Spieler werden bei uns, davon bin ich überzeugt.

Was müssen Sie sonst noch wissen vom Grasshoppers-Club? Ah, ja, das neue Stadion.
Nein, es ist noch nicht ganz fertig …

Da der Baubeginn frühstens in drei Jahren stattfindet, hat die Stadt Zürich das Areal für diese Zeit dem Verein Stadionbrache überlassen. Wo früher Champions League-Fussball gespielt wurde, wird jetzt einmal pro Woche Brot im Lehmofen gebacken, am Sonntag morgen findet jeweils eine Yoga Charity Session statt, es wird gegärtnert und geskatet, oder die Kinder lassen einfach Drachen steigen.

In der Zwischenzeit ist der Architekturwettbewerb für den neuen Hardturm angelaufen. Falls Sie mitmachen möchten, finden Sie beim Hochbauamt der Stadt Zürich die wichtigen Informationen. Aber Achtung, für 130 Mio. Franken wollen wir nichts weniger als das Beste:

  • Zukunftweisendes Stadion bezüglich Städtebau, Architektur, Bautechnik, Aussenraum und Nachhaltigkeit.
  • Optimale Layouts und Konzepte, die das vorgeschriebene Raumprogramm und die formulierten Anforderungen bestmöglich umsetzen.
  • Wirtschaftlich vorbildliche Projekte, die niedrige Erstellungskosten sowie einen kostengünstigen Betrieb und Unterhalt gewährleisten.
  • Ökologisch nachhaltige Projekte, die nach den Grundsätzen der 2000-Watt-Gesellschaft entwickelt werden.

Denn was für Zürich und seinen Fussball gilt, muss natürlich auch für das neue Stadion gelten:
Zürich. World Class. Swiss Made.

Nadeshiko Japan

Herr Pelocorto am Samstag den 16. Juli 2011

Herr Pelocorto lernt schon wieder: Fussball ist nicht planbar.

Ich hatte mir das anfangs Juni schön zurechtgeplant. Frau B und ich wollten live ein Spiel der Frauen-Weltmeisterschaft sehen. Bloss welches? Ein Gruppenspiel eher nicht, da das Leistungsgefälle zwischen den Teams immer noch gross ist. Also ein KO-Spiel zwischen guten Teams; am besten eines mit den deutschen Frauen, schliesslich zeigen die den besten Fussball und die Stimmung wird dann sicher grossartig.

Das Halbfinalspiel in Frankfurt passt genau in den Plan; Deutschland wird Gruppensieger in der Gruppe A, schlägt im Viertelfinal den Zweiten aus Gruppe B und trifft dann auf den Ersten der Gruppe C, der sich ebenfalls im Viertelfinal durchgesetzt hat. Deutschland gegen die USA – und wir dabei! So weit mein Plan also.

Ab Basel erreicht man Frankfurt im ICE in knapp drei Stunden und reist für 140 Franken in der ersten Klasse ganz fabelhaft. «Welche Zeitungen darf ich Ihnen bringen?», fragt die nette Zugbegleiterin kurz nach Abfahrt. Ein Paradies für einen News-Junkie wie mich! Kurz darauf bedecken FAZ und BILD den Tisch in unserem Abteil, das wir während der ganzen Reise für uns haben. «Was darf ich Ihnen aus der Bordküche bringen?»
Ah, das Leben ist schön!

Die Schönheiten Frankfurts hingegen erschliessen sich einem erst auf den zweiten Blick. Wie immer in Deutschland sind aber Bier, Wurstwaren und Brot viel besser als in der Schweiz.

Was Sie in Frankfurt keinesfalls auslassen dürfen, ist ein Besuch des MMK, des Museums für Moderne Kunst, das zur Zeit seinen 20. Geburtstag feiert. Wenn Sie mit moderner Kunst nichts anfangen können, dann wird Sie mindestens das Museumsgebäude begeistern. Das Museum steht auf einem dreieckigen Grundstück und der Gang durch die verwirrend angelegten vierzig Räume des Gebäudes ist spektakulär!

Ebenfalls gut gefallen hat es uns im Frankfurter Waldstadion, also in der Commerzbank-Arena, die für die letzten Tage marketinggerecht umbenannt wurde zum FIFA Frauen-WM-Stadion Frankfurt. Mir hat es vor allem die raffinierte Dachkonstruktion angetan, bei der die Plane über dem Spielfeld bei trockenem Wetter in das Innern des Videowürfels weggepackt wird.

Im Waldstadion also trafen am Mittwochabend entgegen meinem Plan die Schwedinnen auf die Japanerinnen. Im Publikum waren die Sympathien zu Beginn klar verteilt: Man unterstützte die Schwedinnen und hoffte, dass die Blaugelben den Sommermärchen-Spielverderber Japan nach Hause schicke. Gross deshalb der Jubel nach der schnellen Führung der Schwedinnen. Aber ab der zweiten Viertelstunde spielte nur noch Japan und zwar gut. Schöne Spielzüge, frühes Pressing, taktische Disziplin bis zum Schluss und ein ausgeglichen hohes Leistungsniveau im Team, das waren die Ecksteine des völlig verdienten japanischen Erfolgs.

Auch bei diesem Spiel stach ein Merkmal des Frauenfussballs heraus: Die besondere Rolle der Torhüterin. Entweder sind sie einfach zu klein für hohe Bälle, so wie die Japanerin Kaihori beim 0:1, oder sie begehen teilweise haarsträubende Fehler wie die Schwedin Lindahl beim 1:1 und beim 2:1.

Zum kleinen Final zwischen Schweden und Frankreich wird heute um 17:30 Uhr in Sinsheim angepfiffen; der Final zwischen den USA und Japan beginnt morgen um 20:45 Uhr im Waldstadion in Frankfurt. Danach wird wieder Ruhe einkehren. Zum Glück, denn die Diskussionen um den Frauenfussball und wie man ihn wahrnehmen muss und einordnen soll, waren teilweise ermüdend. Ich habe wenige attraktive Spiele gesehen an dieser WM. Am meisten hat mich das französische Team überzeugt; die Blauen wiesen die beste Balance zwischen Technik, Taktik und Athletik auf. Aber bis wir mit dem Frauenfussball mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie mit anderen Sportarten umgehen, werden Frau B und ich wohl noch einige Male nach Frankfurt reisen.

Fussball dieses Wochenende, live am TV
Samstag
TdF: 14. Etappe Saint-Gaudens – Plateau de Beille (HC), 12.00-17:40 Uhr, SF2, Eurosport
Frauen-WM, kleiner Final: Schweden v Frankreich, 17:30 Uhr, Eurosport, ARD, ARD HD
Super League: BSC Young Boys v FC Basel, 20:15 Uhr, SF2, HD Suisse
Copa América Viertelfinal: Kolumbien v Peru, 21:00 Uhr, Sport1 (DSF)
Sonntag
Copa América Viertelfinal: Argentinien v Uruguay, 00:15 Uhr, Sport1 (DSF)
TdF: 15. Etappe Limoux – Montpellier, 15.00-17:30 Uhr, SF2, Eurosport
Frauen-WM, Final: Japan v USA, 20:45 Uhr, Eurosport, BBC3, ARD, ARD HD
Copa América Viertelfinal: Brasilien v Paraguay, 21:00 Uhr, Sport1 (DSF)
Montag
Copa América Viertelfinal: Chile v Venezuela, 00:15 Uhr, Sport1 (DSF)

Frauenfeld

Herr Pelocorto am Samstag den 25. Juni 2011

Morgen beginnt die Frauen-Weltmeisterschaft. Das befeuert die Erregung des Publikums.

Wenn es um Frauenfussball geht, dann sind wir Männer Experten. Schliesslich geht es im Kern auch beim Frauenfussball um Fussball. Schön, dass wir den stockkonservativen Zeitgeist der 70er Jahre überwunden haben und uns heute differenziert zum Thema äussern:

«Es gibt Sportarten, die sich für Frauen nicht unbedingt eignen. Fussball ist eine davon.»

«Frau und Fussball wirkt genauso passend wie Mann und Ballett. Irgendwie unnatürlich.»

«Es ist halt einfach so, dass Frauen nicht die körperlichen Voraussetzungen mitbringen, um den Anforderungen an Dynamik und Explosivität auch nur ansatzweise zu genügen.»

Wenn es um Frauenfussball geht, tauchen immer wieder dieselben Fragen auf: Was hat der Frauenfussball eigentlich zu bieten? Und muss man da wirklich zuschauen?

Schauen wir doch etwas genauer hin, was der Frauenfussball zu bieten hat.

Vermeiden Sie den Kardinalfehler, Frauenfussball am Männerfussball zu messen. Frauenfussball ist eine eigenständige Sportart und der Vergleich mit dem Männerfussball wird ihm aus verschiedenen Gründen nicht gerecht. Der Frauenfussball hat eine viel kürzere Geschichte als der Männerfussball. Mit dem Damenfussballclub Zürich wurde im Februar 1968 der erste Club der Schweiz gegründet. Zwei Jahre später nahm die Schweizerische Damenfussball Liga ihren Betrieb auf – also rund 85 Jahre nach der Gründung des Schweizerischen Fussballverbands.

Bei den Frauen sind heute in der Schweiz 23’000 Spielerinnen registriert; bei den Männern sind es 275’000 Spieler. Sie sehen: Frauenfussball ist eine sehr junge Sportart mit einem noch kleinen Reservoir an Talenten. Vermutlich wegen der jungen Geschichte des Frauenfussballs ist das internationale Leistungsgefälle relativ gross. Das hat einen schönen Vorteil für das Publikum: Es fallen deutlich mehr Tore.

Frauen bringen andere körperliche Voraussetzungen mit als Männer; sie sind im Schnitt kleiner und weniger kräftig; Sprints und Scharfschüsse mögen deshalb weniger spektakulär wirken als bei den Männern. Die ZEIT hat dazu eine schöne Informationsgrafik zusammengestellt. Technisch und taktisch sind die besten Nationalteams auf Ballhöhe, schliesslich bewegt sich auch der Trainingsaufwand auf Spitzenniveau.

Deutsches Nationalteam

Muss man wirklich zuschauen?

Nein, das müssen Sie natürlich nicht. Ich empfehle Ihnen allerdings, einige Spiele zu verfolgen, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Brasilien, Schweden, die USA und vor allem mein Favorit und Leader bei den Buchmachern Deutschland zeigen hochstehenden Fussball.

Sie können alle Spiele auf ARD, ARD HD, ZDF und ZDF HD verfolgen. Los geht es morgen um 15:00 Uhr mit dem Spiel Nigeria v Frankreich.

PS: Falls Sie sich vertieft mit dem Thema auseinandersetzen wollen, dann stöbern Sie doch ein wenig in Frauenfussball in der Schweiz (Matura-Arbeit von Seraina Dubs aus Samstagern; pdf, 30 Seiten, 2 MB).

À bout de souffle

Herr Pelocorto am Samstag den 18. Juni 2011

In der fussballlosen Zeit sollen wir stecken? Ich spüre nichts davon, ich bin ziemlich ausser Atem.

Bébel

Ich muss immer ein wenig erstaunt schmunzeln, wenn sich meine Kollegen über die fussballlose Zeit beklagen. Dabei läuft die U21-Europameisterschaft und die Medien überschlagen sich wegen dem Schweizer Nachwuchs: Ein sicherer Finalteilnehmer! Mindestens!

Nun, die ersten zwei Partien haben mir gut gefallen, aber so überlegen, wie es im Blätterwald rauschte, waren die beiden Auftritte noch nicht. Gegen Dänemark konnten die drei Punkte nur mit sehr viel Glück und einem exzellenten Goalie Sommer gesichert werden. Im zweiten Spiel gegen Island folgte auf die tolle erste Halbzeit eine eher durchzogene zweite Hälfte, aber der zweite Sieg ging in Ordnung.

Ich gehe davon aus, dass die Schweizer den ersten Platz in der Gruppe A behalten; im Halbfinal wird man voraussichtlich auf Tschechien oder England treffen – ich bin gespannt, wie sich der Nachwuchs gegen eine gut organisierte Mannschaft schlägt. Das Finalspiel in Århus findet am Samstag 25. Juni statt; hoffentlich mit Schweizer Beteiligung.

Am Tag darauf findet in Berlin das Eröffungsspiel zur Frauen-Weltmeisterschaft statt. Wie die Männerwelt mit diesem Turnier umgeht, darüber werde ich vermutlich nächste Woche schreiben; ich jedenfalls freue mich schon jetzt auf den 13. Juli, dann werde ich nämlich in Frankfurt den einen Halbfinal von der Tribüne aus mitverfolgen.

Der nächste Höhepunkt im rastlosen Fussballprogramm folgt am 1. Juli: Das Eröffungsspiel zur Copa América 2011 zwischen Gastgeber Argentinien und Bolivien. Am 24. Juli ist klar, wer der neue Südamerika-Meister sein wird. Insgesamt zwölf Mannschaften nehmen teil am wichtigsten Sportanlass Südamerikas:

Gruppe A Gruppe B Gruppe C
Argentinien Brasilien Chile
Bolivien Paraguay Mexiko
Kolumbien Venezuela Peru
Costa Rica Ecuador Uruguay

Ich hoffe natürlich sehr, dass die Argentinier im eigenen Land den Titel holen. Und mit Sergio Batista verfügen die ‹Albiceleste› über einen Trainer, der weiss, wie man Turniere gewinnt; schliesslich hat er 2008 mit Argentinien olympisches Gold gewonnen. Dass die argentinische Nationalmannschaft gleich im ersten Spiel unter seiner Leitung Brasilien mit 1:0 schlagen konnte, das werte ich als ein weiteres gutes Zeichen!

Das Beste an der Copa América 2011 verrate ich Ihnen jetzt: Sie können bei SPORT 1 viele Spiele live am Fernsehen mitverfolgen.

PS: Jean-Paul Belmondo war in frühen Jahren eine ziemliche Sportskanone. Vor allem Boxen und Fussball hatten es ihm angetan (Bild 1, Bild 2, Bild 3, Bild 4). Jean-Luc Godards À bout de souffle brachte 1960 Bébels Durchbruch in der Filmwelt.

Unser wendigster Stürmer

Herr Pelocorto am Samstag den 11. Juni 2011

Was für ein unglaublicher Auftritt. Joseph S. Blatter hat es allen gezeigt. Wieder einmal.

Der weltweit bekannteste Walliser war wieder schlauer als alle anderen. Herausforderer Bin Hammam? Mehr oder weniger in flagranti erwischt beim Stimmenkauf und aus dem Rennen genommen. Jack Warner? Seine Nebelpetarde hatte wohl eine nasse Zündschnur. Die konkreten Vorwürfe an den alten und neuen FIFA-Präsidenten? Die lösen sich auf wie der Halbzeitrauch im Stadion.

So strahlen Sieger!

Ich war überrascht, wie deutlich Joseph S. Blatter am Kongress gewählt wurde. 186 Länder haben für Blatter gestimmt, nur 17 Länder gegen ihn, die gleichen 17 Länder vermutlich, die den Antrag der englischen Football Association unterstützten, die Wahl des Präsidenten zu verschieben.

Aber eigentlich ist es klar, dass so viele Mitglieder der FIFA Blatter wählen, denn der Fussball-Weltverband hat ein denkbar einfaches und erfolgreiches Geschäftsmodell. Er führt Fussballweltmeisterschaften durch und nimmt durch den Verkauf der Fernseh- und Marketingrechte in vier Jahren rund 4.2 Milliarden USD ein; 3.6 Milliarden USD gehen zurück an den Fussball. Jeder Kontinentalverband erhält etwa jedes Jahr 5 Millionen USD, jeder Nationalverband 500‘000 USD. Wer beisst schon die Hand, die ihn füttert?

Allerdings wächst der Druck. Mindestens in Europa, habe ich den Eindruck, hat man langsam genug gehört von «Respect», «Fairplay» und «das regeln wir in der Familie». Das Exekutivkomitee versuchte zwar noch, die Engländer nach ihrem zurückhaltend kritischen Auftritt am Kongress als ewige Querulanten und Nörgler hinzustellen, kämpft aber letztlich einen verlorenen Kampf. Von den 24 Mitgliedern des Exekutivkomitees lastet etwa auf der Hälfte der Verdacht der Bestechlichkeit – das sind nicht gerade die besten Voraussetzungen, um das FIFA-Schiff «jetzt in klares, ruhiges Wasser zu führen» wie uns Kapitän Blatter nach seiner Wahl erklärte.

Ob das mit der neu geschaffenen FIFA-Lösungs-Kommission besser gelingt, bezweifle ich allerdings. Wie Henry Kissinger, Johan Cruyff, Placido Domingo und alle anderen Berühmtheiten als alte Feigenblätter die Glaubwürdigkeit der FIFA wiederherstellen sollen, das kann ich mir nicht recht vorstellen.

Wer kann Druck auf die FIFA ausüben, damit sich wirklich spürbar etwas verändert? Ich sehe zwei Gruppen; einerseits die grossen Sponsoren, die sechs FIFA-Partner Adidas, Coca-Cola, Emirates, Hyundai-Kia Motors, Sony und VISA und auf der anderen Seite die fussballsportlich wichtigen Nationalverbände. Beide Gruppen haben sich schon bemerkbar gemacht. Einige Sponsoren haben ihrer Sorge um das Image der FIFA Ausdruck verliehen und vorsichtig Bedenken angemeldet.

England hält den Druck aufrecht; in Deutschland wächst der Druck auf Theo Zwanziger, das neue Mitglied des Exekutivkomitees, in der FIFA klarer Position zu beziehen für mehr Transparenz; der brasilianische Ex-Fussballer Romário und neue Parlamentsabgeordnete möchte, dass das Exekutivkomitee-Mitglied Ricardo Teixeira zu den Korruptionsvorwürfen Stellung nimmt. Das sind alles Zeichen, die Hoffnung machen.

Und weil Sie bis hier alles gelesen haben, dürfen Sie noch einige Bilder anschauen.

Michels Schuldenberatung

Herr Pelocorto am Samstag den 28. Mai 2011

Heute lernen Sie eine neue wichtige Abkürzung im Fussball kennen: FFP.

FFP steht für Finanzielles Fair Play oder die Anstrengungen der UEFA, der überbordenden Schuldenwirtschaft im europäischen Clubfussball Herr zu werden. Dazu hat die UEFA unter Michel Platini ein Reglement ausgearbeitet, das die Zulassung der Klubs zu den UEFA-Klubwettbewerben regelt. Das UEFA-Reglement zur Klublizenzierung und zum finanziellen Fairplay (Ausgabe 2010, pdf, 4 MB) umfasst knapp 100 Seiten und liest sich nicht gerade süffig.

Wer europäisch spielen will, muss viele Lizenzkriterien erfüllen. Der Klub muss sportlichen Kriterien genügen, indem er etwa ein Juniorenförderprogramm betreibt oder Antirassimus-Massnahmen durchsetzt. Er muss infrastrukturellen Ansprüchen genügen, will heissen, er braucht ein anständiges Stadion; er muss aber auch personelle und administrative Bedingungen einhalten und etwa ein Klubsekretatriat, einen Arzt oder einen Fan-Beauftragten vorweisen können. Und er muss sich natürlich auch rechtlich korrekt verhalten. Auch die finanziellen Kriterien sind geregelt; der Klub muss seine Struktur vollständig offenlegen, Jahres- und Zwischenabschlüsse erstellen, nachweisen, dass er alle Transfers, Abgaben und Steuern wirklich bezahlt hat, und er muss noch einen Ausblick geben, falls er finanziell auf dem Zahnfleisch läuft.

football_money_boxSo weit, so harmlos. Wirklich interessant wird es im Teil III des Reglements. Dort ist nämlich das UEFA-Klub-Monitoring geregelt. Jeder Klub, der sich für die Champions League oder die Europa League qualifiziert, muss in Zukunft nachweisen, dass er in den vergangenen drei Jahren anständig gewirtschaftet hat.

Die Ausgaben der letzten drei Jahre dürfen höchstens 5 Mio. € grösser sein als die Einnahmen. Die UEFA will diese «break-even»-Bedingung erstmals in der Saison 2013/2014 prüfen, deshalb werden die Saisons 2011/2012 und 2012/2013 bereits unter die Lupe genommen. Mit anderen Worten: Am 1. Juni 2011 beginnt eine neue Zeitrechnung in der Finanzwelt des Fussballs.

Damit diese Vorschriften den überschuldeten Klubs nicht gleich das Genick brechen, dürfen sie in den ersten Jahren höhere Schulden durch einen Geldgeber – sprich durch den Onkel aus Amerika oder den Scheich aus den Emiraten – ausgleichen lassen. 2011/2012 und 2012/2013 dürfen die Schulden aber höchstens 45 Mio. € erreichen, in den anschliessenden drei Saisons noch 30 Mio. €. In der Medizin spricht man bei diesem Vorgang von Ausschleichen; dem langsamen Entwöhnen von einem Medikament.

Wenn diese «break-even»-Bedingung nicht eingehalten wird, dann gibt es keine Lizenz, und ohne Lizenz gibt es für den Klub keinen europäischen Fussball. So einfach ist das. Auf dem Papier wenigstens. Allerdings weisen einige Stimmen auf die ‹kreativen› Finanzexperten der Klubs hin, die jetzt schon nach Schlupflöchern im Reglement suchen; andere zweifeln, ob die UEFA wirklich zu harten Sanktionen bereit ist.

Good bye, Premier League Clubs, kann ich da nur sagen. In der Saison 2009/2010 verzeichneten die 20 Clubs zwar einen Rekordumsatz von £2.1 Mia., hauptsächlich mit den TV-Rechten und den Ticketeinnahmen. Dennoch machten 16 von 20 Premier League Clubs Schulden und das nicht zu knapp: Die roten Zahlen erreichten mit £484 Mio. ebenfalls Rekordhöhe. Bildlich sieht das so aus:

net-debt-2010

Quelle: Many Eyes – Net debt by Premier League club, £m

Eine halbe Milliarde Pfund Schulden in einer Saison. Unfassbar! In jedem anständigen Unternehmen, das solche Zahlen produziert, würde man den Chef, nein, die ganze Geschäftsleitung zum Teufel jagen. Im Fussball verjagt man lieber Trainer.

Fussball ist eine absurde Welt.

Von Pupi und Bubis

Herr Pelocorto am Samstag den 14. Mai 2011

Heute ehren wir einen der ganz Grossen des Fussballs: Javier Zanetti!

Javier Zanetti – 1000 Profispiele!Vergangenen Mittwoch absolvierte der Inter-Spieler Javier Zanetti im Halbfinal der Coppa Italia gegen die AS Roma sein 1000. Profispiel. 1000 Spiele!
Das finde ich unfassbar viel.

Ich bin nicht gerade ein Liebhaber des italienischen Fussballs, aber Zanetti habe ich immer bewundert. Er ist für mich ein absolut vorbildlicher Profi. In den 16 Jahren bei Inter sah er nur einmal die Rote Karte; das finde ich beeindruckend für einen Spieler, der auf allen defensiven Positionen gespielt hat.

Die Gazzetta dello Sport hat mit Zanetti anlässlich seines Jubiläums gesprochen:

GdS: Welcher Sieg fehlt noch?
JZ: Ein Titel mit Argentinien. Im Juli findet ja die Copa América bei uns statt …

GdS: Der härteste Gegenspieler?
JZ: Das waren zwei: Ryan Giggs und Kakà.

Im 1000er Club ist Javier Zanetti nicht alleine:

Peter Shilton (England) 1390 Spiele zwischen 1966 und 1997
Ray Clemence (England) 1118 Spiele zwischen 1965 und 1987
Pat Jennings (Nordirland) 1096 Spiele zwischen 1962 und 1986
Alan Ball (England) 1054 Spiele zwischen 1962 und 1984
David Seaman (England) 1047 Spiele zwischen 1981 und 2004
Paolo Maldini (Italien) 1040 Spiele zwischen 1984 und 2009
Andoni Zubizarreta (Spanien) 1013 Spiele zwischen 1980 und 1998
Roberto Carlos (Brasilien) 1010 Spiele seit 1991
Tommy Hutchinson (Schottland) 1000 Spiele zwischen 1965 und 1991

Aber das ist schon ein sehr exklusiver Club und ich gratuliere ‹El Pupi› ganz herzlich zu diesem Meilenstein!

El Pupi war für mich die grosse Freude dieser Woche; die Bubis, die den Eingang ins Letzistadion gestürmt haben und die Catering-Ständer verwüsteten, waren der Tiefpunkt. Das war natürlich auch das Thema in der Kaffeepause an meinem Arbeitsplatz und da ich vor Jahren einmal ein Referat über Hooligans und Ultras gehalten habe, wurde ich sofort in Diskussionen verwickelt. Die ganze Bandbreite an Argumenten kam da zusammen. ‹Das ist wie Brot und Spiele›, ‹jetzt ganz hart durchgreifen›, ‹immer diese Basler›, ‹die sollen alles selber zahlen›, ‹die Security hat sicher provoziert›, ‹die Gewalt eskaliert› – nichts wurde ausgelassen.

Ich versuchte, auf die Schwierigkeiten und Zielkonflikte bei der Gewaltbekämpfung hinzuweisen, musste aber passen bei der Frage, ob ich ein Rezept hätte. Ich sehe nur Ansätze. Einerseits müssen solche Randalierer aus dem Schutz der Anonymität gezogen werden, sie sollen für die Straftatbestände gerade stehen. Dann muss die Fanarbeit intensiviert werden, und schliesslich müssen die Randalierer merken, dass sie mit ihrem Verhalten ihren Clubs schaden. Mit dem letzten Punkt kommen wir aber in eine sportrechtliche Grauzone; kann man einen Club dafür bestrafen, dass ein kleiner Teil der ‹Fans› seine Zerstörungswut auslebt? Wie gesagt, ich habe kein Rezept. Eigentlich hätte ich in der Kaffeepause lieber über das Fussballspiel diskutiert, der FCZ hat nämlich eine absolut sensationelle Leistung gezeigt und hätte den Sieg mehr als verdient.

Damit kommen wir zum Fussball. Heute Nachmittag findet der Final des FA-Cups statt. Das Finalspiel hat dieses Jahr leider nicht den Stellenwert, den es im englischen Fussball eigentlich verdient. Das Finalspiel musste vorverschoben werden, weil das Wembley-Stadion in zwei Wochen für den Champions League-Finale benötigt wird. Deshalb finden heute zum ersten Mal seit 1954 am selben Tag auch noch vier Premier League-Spiele statt.

FA Cup Final, live am TV
Manchester City v Stoke City, Sa. 14. Mai 16:00 Uhr, Sport1 (DSF), ITV 1, ITV HD

Langeweile

Herr Pelocorto am Samstag den 7. Mai 2011

Viermal hintereinander El Clásico! Das hätte aufregend sein können;
die meisten haben sich aber nur aufgeregt.

«Laaaangweilig!», «das übertaktische 0:0 ist ja gar nichts!», «hätte einen hervorragenden Kuschelabend geben können», so wurde kommentiert, als Real Madrid in der Champions League zuhause auf den FC Barcelona traf. Bis auf die zwei Tore der Katalanen fehlten dem Spiel die prickelnden Torszenen, eine Fussballsuppe ohne Salz sozusagen. Klar schaue ich auch lieber englischen Fussball, wo es vom Anpfiff an mit Zug aufs Tor geht und sich die Teams scheinbar wenig Gedanken machen über taktisches Ballgeschiebe.

In unserem Hinterhof ist die Fussballwelt noch in Ordnung ¡Hala Madrid!

Wenn im Spiel zwei Systeme aufeinanderprallen und Totaler Fussball dem Catenaccio gegenübersteht, dann entstehen selten spektakuläre Szenen. Wie überstehe ich ein langweiliges Spiel? Die wichtigste Voraussetzung, dass ich nicht abschalte, ist mein Interesse an irgendetwas des Spiels. Ein Team, das ich unterstütze, ein Spieler, den ich gerne sehe, eine Ausgangslage, die viel verspricht. Das hilft manchmal bereits.

Wenn das Spiel aber immer noch nicht interessanter wird, dann versuche ich etwas über die Hintergründe des Spiels herauszufinden. Zum Beispiel welche taktischen Überlegungen Mourinho wohl angestellt hat. Wie will er Messi neutralisieren? Geht darob Xavi vergessen? Wie früh soll das Spiel der Katalanen gestört werden: Schon in ihrer Spielhälfte? Im Mittelfeld? Oder erst an der eigenen Strafraumgrenze?

Und vor allem frage ich mich, wie lange die Real-Spieler die defensive Einstellung durchhalten. Wann legen sie die Fesseln ab und greifen an? Und in wie viele Konter laufen sie dann? Welche Spieler spielen unter ihren Möglichkeiten? Wer sollte ausgewechselt werden? Wer sollte eingewechselt werden? Wann spätestens? Und wieso ausgerechnet Adebayor für Özil? Der ist doch überfordert in dieser Mannschaft.

Auf diese Weise kann ich einem vordergründig unspektakulären Spiel durchaus etwas abgewinnen. Frau B verfolgt einen weiteren Ansatz. Sie wettet. Damit wird ein Spiel schlagartig interessant. Wenn ein krasser Aussenseiter auf einen haushohen Favoriten trifft, MSK Zilina auf Olympique Marseille etwa, dann prickelt es natürlich noch nicht, wenn Sie einen Fünfliber auf OM setzen. Seien Sie mutig und wetten Sie 20 Franken, dass mehr als 5 Tore fallen. Das Spiel endete seinerzeit 0:7. Bei einer Quote von 5.75 prickeln vor allem das 6. Tor und Ihre 95 Franken Gewinn!

Wichtig ist, was hinten rauskommt

Herr Pelocorto am Samstag den 30. April 2011

So schnell geht das. Eben wurde ich noch wegen des letzten Platzes mitleidig belächelt.

Nach dem Auswärtssieg gegen den FC Thun konnten sich die Grasshoppers an die Spitze des Abstiegsquartetts setzen. Prompt hiess es von Kollegenseite: Wunderbar, Ihr seid gerettet, drei Teams hinter Euch, da kann nichts mehr passieren. Bis jetzt dachte ich immer, dass die Anhänger des Radsports die Dümmsten seien, aber gewisse Fussballfans begegnen ihnen durchaus auf Nabenhöhe.

Für den BSC Young Boys, den FC Sion, den FC Luzern und den FC Thun ist die Saison mehr oder weniger gelaufen. Sonst gilt im Schweizer Fussball: Vorne und hinten ist noch alles offen. Ich habe deshalb das Restprogramm der vier Schlusslichter durchgespielt, um zu sehen, wer noch wie viele Punkte erarbeiten kann, von erspielen kann man ja kaum sprechen.

Wichtige Punkte

Das härteste Restprogramm erwartet den FC St. Gallen; er muss gegen die ersten Drei und gegen den FC Luzern antreten und spielt zweimal auswärts gegen direkte Abstiegskonkurrenten. Da hat es die AC Bellinzona deutlich einfacher. Drei Spiele gegen direkte Abstiegskonkurrenten und alle zuhause. Dafür muss man gegen den FC Basel und den FC Zürich antreten. Neuchâtel Xamax und der GC haben beide ein erträgliches Restprogramm.

So werden die Punkte in den letzten Spielen vergeben:

GCZ (28 Punkte jetzt) FC Luzern H 1
¦ Neuchâtel Xamax H 3
¦ BSC Young Boys A 0
¦ FC Zürich H 1
¦ FC Sion H 1
GCZ (37 am Schluss) AC Bellinzona A 3
AC Bellinzona (28) FC Zürich H 0
¦ FC Basel A 0
¦ FC St. Gallen H 3
¦ Neuchâtel Xamax H 3
¦ FC Thun A 1
AC Bellinzona (35) GCZ H 0
Neuchâtel Xamax (27) FC St. Gallen H 3
¦ GCZ A 0
¦ FC Thun H 1
¦ AC Bellinzona A 0
¦ BSC Young Boys H 1
Neuchâtel Xamax (32) FC Sion A 0
FC St. Gallen (26) Neuchâtel Xamax A 0
¦ FC Zürich H 0
¦ AC Bellinzona A 0
¦ FC Luzern H 1
¦ FC Basel H 0
FC St. Gallen (27) BSC Young Boys A 0

Das sollte also gut reichen für die Hoppers, aber gratulieren Sie mir bitte erst, wenn es mathematisch klar ist.

Was, Sie möchten noch mehr lesen heute?
Also gut.

Ich bin von verschiedener Seite auf das Spiel FC Barcelona v Real Madrid und vor allem auf die Rote Karte gegen Pepe angesprochen worden. Ja, diese Szene hat das Spiel beeinflusst und die Madrilenen geschwächt. Aber auch mit einer vollzähligen Mannschaft hätte Real kaum einen Sieg erzielen können. Die Rote Karte war aus meiner Sicht streng, aber vertretbar und Schiedsrichter Stark ist für seine strenge Linie bekannt. Den Verschwörungstheorien, ob Pepe Alves wirklich berührt hat oder nicht, kann ich nichts abgewinnen. Ich bleibe dabei: Pepe stieg mit viel zu viel Risiko und gestrecktem Bein ein und machte überhaupt keine Anstalten, seinen Fuss zurückzuziehen.

Mourinho sollte jetzt die Klappe halten und die erfolgreiche Taktik für das Spiel im Camp Nou vorbereiten. Ein 3:1-Auswärtssieg würde reichen …

Hoffnung für die Hoppers

Herr Pelocorto am Samstag den 23. April 2011

Hoi zäme – das war eine ereignisreiche Woche für die Grasshoppers-Fans!

Ich bin richtig erleichtert. Die nächsten drei Jahre ist die Finanzierung der Grasshoppers gesichert; das waren die besten Nachrichten meines Clubs seit langem. Rund zwanzig Mitglieder aus dem Owners Club haben sich bereit erklärt, die nächsten drei Jahre jedes Jahr eine Viertelmillion Franken einzuschiessen. Mit den zugesicherten Millionen kann der GC sein Defizit decken. Der Owners Club übernimmt Ende April auch die Aktienmehrheit am GC und stellt folgerichtig die neue Führung: Roland Leutwyler löst den bisherigen Präsidenten Urs Linsi ab.

Als Linsi im September 2009 zum GC stiess und im Februar 2010 das Präsidium übernahm, da rümpften nicht wenige die Nase über einen angeblich kaltherzigen Manager, der dem Klub wohl mehr schaden als nützen werde. Aus meiner Aussensicht kann ich nur sagen, Linsi und sein Team haben in der kurzen Zeit hervorragende Arbeit geleistet. Die Blauweissen stehen endlich wieder auf einer vernünftigen finanziellen Basis, die richtigerweise breit abgestützt ist. Das bringt die nötige Ruhe, um sich der sportlichen Entwicklung zu widmen.

Der Owners Club hat dazu klare Vorstellungen. Man will sich in den nächsten drei Saisons im Mittelfeld der Tabelle etablieren, in der Saison 2014/2015 oder 2015/2016 sollen die Hoppers wieder um den Titel spielen. Das tönt für mich vernünftig, auch wenn die aktuelle Tabellenposition nichts Gutes verheisst.

Von meinen Kollegen werde ich mittlerweile mitleidig belächelt und der St. Gallen-Fan konnte sich diese Woche das Lachen nicht verbeissen. Aber noch ist nichts entschieden und ich bin immer noch überzeugt davon, dass von den vier abstiegsgefährdeten Teams die Hoppers eigentlich das grösste Potenzial haben. Nur müssten wir es in den sieben verbleibenden Runden endlich abrufen können. Unsere Schlüsselspiele finden am 7. Mai zuhause gegen Xamax statt und in der letzten Runde am 25. Mai auswärts gegen Bellinzona.

Nach der wirtschaftlichen Gesundung dürfte die sportliche Genesung aber durchaus schon am Ostermontag gegen den FC Thun beginnen. Der FC Zürich hat ja vorgemacht, wie man mit einer Bubitruppe einen Fussballclub aus dem Kanton Bern schlägt.

Boris Smiljanic versenkt unhaltbar

Stan the Man

Herr Pelocorto am Samstag den 16. April 2011

Howdy folks – das war eine ereignisreiche Woche für die Arsenal-Fans.

Stan Kroenke und Arsène Wenger

Wir Gooners sind jetzt amerikanisch. Stan Kroenke hat am Montag die Anteile der Mitbesitzer Danny Fiszman und Lady Nina Bracewell-Smith erworben und damit seinen Besitz an Arsenal von 30% auf 63% erhöht. Ausschlaggebend für den Zeitpunkt des Handels war die schwere Erkrankung Danny Fiszmans. Er und Kroenke haben damit bei Arsenal für klare Verhältnisse gesorgt und den steinreichen russischen Mitbesitzer Alisher Usmanow in die Schranken gewiesen, worüber ich sehr glücklich bin, denn dem Amerikaner traue ich viel mehr über den Weg. Der medienscheue Silent Stan ist ebenfalls steinreich und Vorsitzender der Kroenke Sports Enterprise, die verschiedene Sportclubs sehr erfolgreich managt. Jedenfalls hört man von den Fans des amerikanischen Fussballclubs Colorado Rapids viel Erfreuliches, und letztes Jahr gewannen die Rapids zum ersten Mal den MLS-Cup. Hoffentlich färbt der Erfolg auf Arsenal ab.

Auch Sie können einen kleinen Anteil an Arsenal erwerben! Drei der insgesamt 62‘217 Anteilsscheine sind im Besitz des Arsenal Supporters Trust, einer Vereinigung von rund 750 Arsenal-Anhängern, die so den Anliegen der Fans eine Stimme gibt.

Zum Frauenfussball: Mitte der Woche wurde angepfiffen zur neu geschaffenen FA Women Super League, das ist das Pendant zur Premier League. Acht Teams spielen zwischen April und August um den ersten Titel. Das Auftaktspiel am Mittwoch endete mit dem erwarteten Sieg der Arsenal Ladies über die Chelsea Ladies. Unsere Frauenabteilung hat schon die Vorgängerliga nach Belieben dominiert; die Arsenal Ladies wurden in den 19 Jahren der Geschichte der FA Women’s Premier League 12 Mal Meisterinnen. Einfach fantastisch!

Und die Männer? Arsenal spielt am Sonntag um 17:00 Uhr gegen Liverpool; ein Spiel, das im Haushalt von Frau B und Herrn Pelocorto ein gewisses Konfliktpotenzial birgt. Wir brauchen dieses Mal die Punkte, um im Nachtragsspiel wieder auf vier Punkte an Manchester United heranzukommen. Grossmaul Robin van Persie hat uns diese Woche erklärt, dass wir alle verbleibenden Spiele gewinnen werden und die 21 Punkte uns dann doch noch den Meistertitel bringen werden. Liverpool seinerseits braucht die Punkte, um näher an Tottenham und den europäischen 5. Tabellenplatz heranzukommen. Der Verkauf des schussblockierten Torres’ an Chelsea entpuppt sich für die ‹Reds› immer mehr als das Transfergeschäft des Jahrzehnts, denn der Transfer finanzierte den Kauf von Andy Carroll und Luis Suarez – zwei Topstürmer, die jede Verteidigung ins Rotieren bringen. Ausser die von Arsenal morgen natürlich. Sie sehen, für Liverpool hege ich viel Sympathie, das sind Spiele, die ich nicht gerne gewinne.

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Nur noch 13 Tage!
Kate & William

FA Cup Halbfinals, live am TV
Manchester City v Manchester United, Sa. 16. April 18:00 Uhr, Sport1 (DSF), ITV 1, ITV HD
Bolton Wanderers v Stoke City, So. 17. März 17:00 Uhr, Sport1 (DSF)

Titel gehen bachab

Herr Pelocorto am Samstag den 9. April 2011

Bei mir geht alles den Bach hinab. Also bei meinen Teams, um genau zu sein. Letztes Wochenende verspielten Real Madrid und Arsenal wohl beide ihre Titelhoffnungen. Real wurde am Samstag zuhause von Sporting Gijon bezwungen, das auf dem 13. Platz liegt. Am Sonntag zeigte sich Arsenal ebenfalls ausserstande, zuhause gegen die auf dem 14. Platz liegenden Blackburn Rovers ein Tor zu erzielen. Die vier Trophäen, von denen Arsène Wenger zu Beginn der Saison gesprochen hat, die können wir uns wohl nur in den virtuellen Schrank stellen. Wenger versucht jetzt, die enttäuschte und aufgebrachte Fanbasis zu beschwichtigen:

If there is someone better than you, you have to accept it one day … What is important is that we give absolutely everything to beat them – and that is, for me, success.

Alles zu geben, um den Gegner zu schlagen, das ist also Erfolg, so Wenger.
Alles zu geben … genau das hat in vielen Spielen der ‹Gunners› gefehlt und das ist es, was mich so ärgert. Die vielen jungen Spieler sind bereits zufrieden, wenn sie in der ersten Mannschaft spielen können. Mit Ausnahme von Fabregas wissen sie nicht, wie es ist,
einen Titel zu gewinnen. Wir brauchen nächste Saison dringend ältere Spieler, die leidenschaftlich sind, die wirklich alles geben.

Das ist bei den Hoppers anders; die geben alles. Hier sind die Probleme eher die spielerischen Limiten und das fehlende Glück. Das macht mir viel weniger zu schaffen. Vielleicht kommt ja das Glück am Sonntag im Derby zurück – engagiert wird das Spiel sicher.

Fast noch wichtiger als der Sonntag ist für Zürich aber der kommende Montag. Genau: Sechseläuten! Ich habe die Liste der Ehrengäste auf Fussballer durchgeschaut. Bei der Zunft St. Niklaus läuft Dany Ryser mit, unser U-17-Weltmeisterschaftstrainer. Und bei der Zunft Fluntern finden wir Boris Smiljanic und Ricci Cabanas vom GC. FCZ-Spieler habe ich keine gesichtet. Logisch, wer will schon Verlierern zuwinken.

Zurück zu Bach. So tönt es, wenn obige Fuge von einem Könner gespielt wird. Falls Sie sich mehr für die Verbindung von J. S. Bach und Fusssball interessieren, werden Sie sich darüber freuen.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Am Schluss noch eine Information in eigener Sache
Wir twittern. Alle Redakteure des Runden Leders durchkämmen für Sie das Internet auf der Suche nach den wirklich wichtigen Ereignissen im Fussball. Rund um die Uhr, weltweit, alle Ligen. Wir informieren Sie seit dem 17. November parteiisch, ungenau und besserwisserisch.
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