Archiv für die Kategorie ‘Randregionen’

Ultras bitte draussen umherlungern

Herr Maldini am Dienstag den 23. Mai 2023

Eine tragikomische Schlussszene für die Nanteser Bühne.

Französischer Cupfinal Nantes-Toulouse, 29. April 2023. Foto: Keystone.

In einer kürzlich enthüllten Proklamation verkündete der FC Nantes seiner Kurve mit Bedauern, dass sie leider draussen bleiben muss. Der Verein wurde aufgrund der berauschenden Verwendung von Farbrauchkörpern während des bezaubernden Auftritts gegen Strassburg am 7. Mai von der Liga gescholten, als der Loire-Rang bereits auf dünnem Eis getanzt hatte.

Nantes wird seine abschliessende Vorstellung gegen den SCO d’Angers am 3. Juni auf heimischem Terrain zum Besten geben. Sollte das Ensemble in die finsteren Tiefen der Ligue 2 hinabsteigen, wäre es zweifellos ratsam, nicht den turbulenten Ultras gegenüberzustehen. Denn deren impulsiven Inszenierungen könnten unerwünschte Tragödien auf der Bühne entfachen.

Co-Autor:innenschaft: Künstliche Intelligenz.

Gewichtige Liganeugründung

Briger am Montag den 22. Mai 2023

Endlich, eine Liga für RL-Redaktoren.

Kurz nach Ostern startete in Nordrhein-Westfalen eine neue Fussballliga. Das besondere: Jedes Teammitglied muss mindestens 100 Kilo wiegen. Insgesamt starteten vor rund einem Monat 6 Teams in die Saison, unter anderem die Heavy Kicker aus Borken. Die 27 Kaderplätze sind alle besetzt, das Alter liegt zwischen 18 und 50, das Gewicht der Spieler zwischen 100 und 140 Kilogramm. Zwei Spieler dürfen die 100-Kilo-Grenze unterschreiten. Nach drei von neun Saisonspelen liegen die Teutonia Vikings aus Waltrop auf Rang 1, es folgen die BigBoys aus Oberhausen. Ebenfalls in der Liga spielen Schwere Schwerter aus Schwerte, die Pfundskerle aus Menden und die Borussiafans aus Dortmund.

Das Runde Leder verhandelt aktuell mit dem Fussballverband Bern/Jura über die Gründung einer Liga.

Keilerei in Kambodscha

Herr Shearer am Donnerstag den 18. Mai 2023

Vorgestern Afrika, gestern Südamerika, heute Asien!

Schon wieder nimmt Sie dieses Fachorgan des globalen Fussballs an einen faszinierenden Ort mit. Heutiges Reiseziel ist Kambodscha, da fand neulich das Fussball-Finale der Südostasien-Spiele statt. Es standen sich die U23-Teams von Indonesien und Thailand gegenüber, und das Spiel das war, nun ja, einigermassen lebhaft. Aber schauen Sie doch die kurze Zusammenfassung in diesem Tweet an, heute haben Sie ja Zeit für so etwas.

Gewonnen hat Indonesien nach Verlängerung mit 5:2 und kassierte dabei nur eine rote Karte, die Thais dagegen gleich drei. Und jetzt wünschen wir Ihnen ein besinnliches und friedliches Auffahrtswochenende.

Einzigartig eigenartige Einlaufshow

Frau Tifosa am Dienstag den 9. Mai 2023

Herzlich willkommen zu einer etwas verspäteten Kunstmatinee!

Für ein Fussballspiel braucht man bekannterweise einen Ball und dieser Ball muss irgendwie auf den Anspielpunkt. Früher trug der Schiedsrichter diesen Ball einfach, heute gibt es da viele verschiedene Möglichkeiten. Sie erinnern sich bestimmt noch an die gesponserten ferngesteuerten Autos an den letzten Europameisterschaften. Alles ziemlich unnötig, aber es gehört halt heute dazu. Item, ich schweife ab.

Im Rahmen eines Fussballspiels in Japan wurde dieses Einlaufprozedere mit Performance-Kunst in Unterhosen kombiniert. Sie können es sich nicht vorstellen? Schauen sie selbst!

 

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Der Herr im Video sei übrigens ein berühmter japanischer Komiker und er trete immer in Unterwäsche auf, heisst es in den Kommentaren. Mehr weiss ich nicht und zum recherchieren habe ich keine Zeit will ich auch nicht wissen.

Ah und noch etwas: Falls sie sich fragten was eigentlich das kleine Auto von der Euro gerade so macht… Es fährt noch durch London und hatte dieses Wochenende eine wichtige Mission zu erfüllen.

Hochspannung im Schweizer Fussball

Briger am Montag den 8. Mai 2023

Die Credit-Suisse-Super-League ist längst entschieden, Zeit, sich den Schweizer Ligen zuzuwenden, in denen es noch um etwas geht.

Fussballplatz (Symbolbild) (Röglicpress)

Challenge League: Zwei fixe Aufsteiger und einer in der Barrage gegen den 10. der Super-League, dank der Liga-Aufstockung ist es so einfach wie lange nicht mehr, Superleagueist zu werden. Vier Runden vor Schluss haben denn auch noch sechs Teams Chancen auf den Direktaufstieg: Es sind dies Yverdon (59 Punkte), FC Wil (53) Lausanne-Sport (53 Punkte), Stade Lausanne Ouchy (50 Punkte) FC Aarau (49 Punkte), FC Thun (48 Punkte).

Promotion League: Der erste FC Luzern II darf nicht aufsteigen, der zweite, Stade Nyonnais gemäss Entscheid der Liga wohl auch nicht – der Vater des Präsidenten ist Präsident von Stade Lausanne und damit besteht für die Liga ein Interessenkonflikt – der definitive Entscheid fällt dann wohl erst am 28. Mai. Aus Protest reisten die Waadtländer letzte Woche nicht nach St. Gallen zum SC Brühl. Aber auch Breitenrain, Brühl und Baden dürfen nicht aufsteigen, wobei Baden mit grosser Wahrscheinlichkeit nachbessern wird. Aktuell haben somit einzig Etoile Carouge und Rapperswil eine Lizenz, da Bellinzona eine solche in erster Instanz ebenfalls verweigerte wurde, finden sich aktuell keine 9 Teams für die nächstjährige Saison in der Challenge League.

1. Liga Classic Gruppe 1: Sicher an den Aufsteigsspielen wird Servette U21 teilnehmen, Chancen auf den 2. und 3. Platz, der allenfalls berechtigt, an den Aufstiegsspielen teilzunehmen haben: Monthey, Vevey, Meyrin, Echallens, La Chaux-de-Fonds.

1. Liga Classic Gruppe 2: Fast sicher in den Aufstiegsspielen ist die SR Delémont, Hoffnungen haben noch Schötz, Black Stars, Solothurn, Concordia Basel, Bassecourt, Wohlen, Münsingen und Rotkreuz, wobei die Teams hinter Solothurn nur noch sehr theoretische Chancen haben.

1. Liga Classic Gruppe 3: Fast sicher dabei ist der FC Paradiso, Hoffnungen haben Tuggen, Lugano II, Wettswil-Bonstetten, Linth.

Desolate Dänen

Frau Tifosa am Dienstag den 18. April 2023

Manchmal läuft’s einfach nicht. 

Und manchmal läufts noch viel schlechter. Ein Beispiel dafür ist der Dalum IF, ein Verein aus Odense. Dessen erste Mannschaft spielt in diesem Jahr in der vierthöchsten dänischen Liga eine äusserst erfolglose Saison: 22 Spiele, 22 Niederlagen, ein Torverhältnis von 6:81 und folgerichtig 0 Punkte lautete die Statistik vor dem letzten Wochenende. Was man in einer solchen Situation auf jeden Fall nicht brauchen kann, ist ein Besuch der Young Boys. Glücklicherweise handelte es sich nicht um die weltberühmten jungen Buben aus Bern, sondern um den Young Boys FD.

Dieser hiess ursprünglich einmal Silkeborg KFUM und änderte seinen Namen zu Young Boys Football Developement. Der Namenswechsel hatte aber nichts mit unseren gelbschwarzen Helden zu tun. Silkeborg KFUM war ursprünglich der Fussballverein der christlichen Jugendorganisation YMCA (oder auf dänisch KFUM), bis man sich 2021 dafür entschied, religiös unabhängiger zu werden und deshalb den Namen zu ändern. 

Auch wenn es sich nicht um die richtigen Young Boys handelte, waren sie trotzdem für Dalum zu stark. Das Auswärtsteam gewann das Spiel am Samstag mit 2:0. Die Niederlagenserie Dalums geht somit weiter, das Team ist jetzt seit 23 Spielen punktelos.

Trotz des Sieges gegen Dalum schafften es die dänischen Young Boys nicht in die Aufstiegsrunde. (Quelle: Screenshot Resultateapp des Vertrauens)

Alle raus

Briger am Montag den 17. April 2023

Die Ultras von New York Red Bull demonstrieren gegen den eigenen Club.

Und zwar, weil dieser ihrer Meinung nach zu wenig streng mit einem eigenen Spieler umgeht. Aber der Reihe nach. Beim letzten Spiel gegen die San José Earthquakes soll Dante Vanzeir, belgischer Neuzugang von St. Gilloise, einen Gegenspieler rassistisch beleidigt haben, was Vanzeir nach dem Spiel auch zugegeben hat. Der Belgier bat um Entschuldigung. Die Strafe: sechs Spiele Sperre und eine Busse von 10’000 US$. Dies geht den Ultras von New York Red Bull, namentlich der Viking Army, Torcida 96 und Empire SC, aber zu wenig weit. Vor dem Heimspiel gegen Houston Dymano forderten sie die Fans im Fanblock nach Abspielen der Nationalhymne zum Gehen auf. Beim Hinausgehen forderten sie dann gleich auch noch die Entlassung von Trainer Gerhard Struber, da dieser Vanzeir nach den Vorfällen gegen San José nicht ausgewechselt hat.

Rabiater Ref

Herr Shearer am Donnerstag den 6. April 2023

BREAKING NEWS: FCB muss Muttenzerkurve und Gästesektor bei Basel-YB am 16. April schliessen

Wir schalten rasch nach Mexiko.

In der dortigen höchsten Liga duellierten sich letzten Samstag America und León. Beim zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich von America verorteten einige Spieler der Gäste eine Hand im Spiel, diese Einwände ignorierte der Unparteiische allerdings. Der darauffolgenden Rudelbildung folgte eine gelbe Karte gegen den Léon-Goalie und hintendrein noch eine Sperre über 15 Spiele.

Nein, nicht für den Torhüter. Sondern für den Referee. Der beendete drum die Diskussion mit einem gezielten Knieeinsatz gegen einen Léon-Spieler, dem wir an dieser Stelle eine rasche Genesung wünschen. Das Spiel endete derweil schiedlich und hoffentlich einigermassen friedlich mit 2:2.

Gekicke im Garten des Guru

Frau Tifosa am Dienstag den 21. März 2023

BREAKING NEWS: ‪YB-Goalie Von Ballmoos fällt weitere sechs bis neun Monate aus

Vorletztes Wochenende zog es mich in den Süden. 

In den Süden heisst leider nicht Sonne, Strand und Palmen, sondern Gravesend (England). Die Kleinstadt in der Region Kent, mit dem Schnellzug etwa fünfundzwanzig Minuten vom Londoner Stadtzentrum entfernt, war früher einmal ein wichtiger Handelspunkt an der Themse. Heute gibt es in Gravesend nicht mehr besonders viel zu sehen: Eine Einkaufsstrasse, ein paar Pubs, eine Statue Pocahontas und vor allem den grössten Sikh Tempel Europas. 

Weshalb ich all dies in einem Fussballfachblog erzähle? Ganz einfach: Neben diesem Tempel hat es einen grossen Fussballplatz, auf dem der Guru Nanak FC kickt. Der FC wurde 1965 von Studenten mit Wurzeln im Punjab gegründet und wuchs mit der Zeit immer mehr.

  • Willkommen beim Guru Nanak Football Club!

  • Bier gibt es hier nicht, es ist aus religiösen Gründen sogar strengstens verboten.

  • Es spielte Gelb gegen Ge... ehm Grün.

  • Es war etwas frisch. Das Warm-Up erfolgte deshalb auch im Mantel.

  • Der Trainer gab während des ganzen Spiels alles!

  • Wirkliche Torchancen waren aber in der ersten Halbzeit Mangelware.

Heute hat er eine grosse und preisgekrönte Junioren-, Juniorinnen- und auch Frauenfussballabteilung, bei der Menschen aller Religionen und Kulturen gemeinsam Fussball spielen. Als ich in Gravesend zu Besuch war, spielten die Frauen gerade ein Meisterschaftsspiel. 

Wie das Spiel ausgegangen ist, fragen Sie? Ich weiss es nicht, denn zur Halbzeit beim Stand von 0:0 musste ich wieder gehen, um den Zug zurück in den hohen Norden zu erwischen. 

Sensationelle Saldi

Herr Shearer am Donnerstag den 16. März 2023

Messi? Ronaldo? Arme Schlucker!

EPA/MATTEO BAZZI

Heute lernen Sie Faiq Bolkiah kennen, falls Ihnen der Name noch nichts sagt oder Sie sich nicht mehr an diesen Beitrag erinnern können.  Bolkiah spielt inzwischen in Thailand beim Chonburi FC und hat in 14 Partien schon zwei Tore gemacht. Das Fachportal Transfermarkt schätzt, dass Sie etwa 200’000 Euro überweisen müssten, falls Sie ihn gern kaufen würden.

Aber eigentlich hätte der bruneiische Nationalspieler (sechs Spiele, ein Tor) es nach wie vor nicht nötig, seine Jugend mit dem runden Leder zu verschwenden. Denn auch so ist er weiterhin der reichste Fussballspieler der Welt, deutlich vor den Millionären des Weltfussballs. Faiq ist eben auch Sohn, und sein Papi ist Jefri Bolkiah, der Prinz von Brunei. Der ehemalige Leicester- und Chelsea-Junior soll gut und gerne elf Milliarden Dollar schwer sein.

Dahinter folgt eine Überraschung: den zweiten Platz belegt Mathieu Flamini (unser Bild), der auch gute zehn Milliarden schwer sein soll. Ein bisschen etwas sicher auch vom Gekicke, das meiste aber dank seiner Beteiligung am Biochemie-Unternehmen GF Chemicals. Sie sehen, es braucht gar kein exorbitantes Talent. Es reicht, in die richtige Familie geboren zu werden oder geschickt zu inverstieren. Denken Sie immer daran!

Endlich erfolglos

Herr Shearer am Donnerstag den 9. März 2023

Verlierer, wohin man schaut.

Jetzt hat es auch noch Swift Hesperange erwischt. Der Tabellenführer der höchsten luxemburgischen Liga zog letzten Sonntag gegen Union Titus Pétange die erste Saisonniederlage ein und ist somit die letzte Mannschaft aller höchsten europäischen Ligen, welche in der Meisterschaft nicht mehr ungeschlagen ist. Zuvor holte das Überraschungsteam in 18 Spielen 16 Siege und zwei Unentschieden. Mit dieser doch eindrücklichen Bilanz steht der Verein aus Hesperingen, wie der Ort an der Alzette auf deutsch heisst, nach wie vor mit zwei Punkten Vorsprung auf den langjährigen Ligadominator aus Düdelingen auf dem ersten Platz der Tabelle. Nach dem Cupsieg 1990 darf Swift also weiter auf den nächsten grossen Triumph und den ersten Meisterschaftsgewinn  hoffen. Elf Runden bleiben noch, wir drücken die Daumen!

Bevor Sie fragen: zwischen dem ersten Spiel und der ersten Pleite vergingen in diesem Fall 210 Tage. Zum Vergleich: bei den sehr berühmten Berner Young Boys lagen zwischen dem ersten Spieltag (4:0 daheim gegen den FCZ) und der ersten Niederlage (auswärts 1:2 in St.Gallen) nur gerade 50 Tage.

Gastarbeiterfussball

Briger am Dienstag den 21. Februar 2023

Aus unserer Serie Hörempfehlungen.

Heute: “Die Jugoliga – Gastarbeiterfussball im Abseits” vom Ballaballabalkan-Podcast.

In der aktuellen Zwischenfolge des Podcasts spricht Krsto Lazarević mit dem Tübinger Historiker Luka Babić über die von 1971 bis 1992 bestehende “Jugoliga”. Diese Liga, der Name ist eine Selbstbezeichnung, war ein Wettbewerb ausschliesslich für Teams jugoslawischer Gastarbeiter. Die Teams waren in den Württembergischen Fussballverband (WFV) eingegliedert, durften aber nicht am Spielbetrieb der “deutschen” Mannschaften teilnehmen. 1968 nach Abschluss des Anwerbeabkommens zwischen der BRD und Jugoslawien kamen 700.000 Jugoslawen nach Deutschland, allein 200.000 nach Baden-Württemberg. Viele davon spielten in ihrer Freizeit Fussball und so entstanden Teams, deren Namen aus Industriezweigen entlehnt wurden wie Metalac (Metallarbeiter) Stuttgart-Zuffenhausen oder die in Verbindung mit sozialistischen Schlagwörtern wie Polet (Aufschwung) Ravensburg oder bekannten Vereinen wie Hajduk Schwenningen standen.

Dass sich die “Jugoliga” 1992 auflöste hatte mehrere Gründe. Spieler wurden zu alt, um regelmässig Fussball zu spielen, die Jugend spielte lieber mit deutschen Freunden, die Politik drängte den WFV dazu, die Segregation der “Jugoteams” aufzuheben, so durfte ab 1991 am regulären Spielbetrieb teilgenommen werden. Und nicht zu letzt trug der Jugoslawienkrieg das Seine dazu bei, zusammen mit dem Land ging auch die Liga unter. Alles weitere erfahren Sie in diesem Artikel von Luka Babić, der Facebookseite Jugoliga u Baden Württembergu von Gojko Čizmić oder beim Hören der Podcastfolge.