Unsere Kolumnistin hört Unerhörtes.
“Am Samstag war das Hildi zu Besuch. Es gab weisse Spargeln aus dem Seeland an einer Frühlings-Vinaigrette, und zum Dessert den Match der Young Boys gegen Basel. Das Hildi hat drum kein Bezahlfernsehen, deshalb schaut sie die Spiele ganz gern bei mir. Gerade hatte die zweite Halbzeit begonnen.
“Der junge Mann am Mikrofon hat völlig recht”, rief Hildi plötzlich aus. “YB zeigt heute wieder eine hochstehende Leistung.”
Ich musste lachen. “Nein, Hildi, Herr Signer vom Teleclub hat gerade gesagt, YB sei zu Beginn der zweiten Hälfte hoch stehend.”
“Ja, eben, das sagte ich doch. YB ist hochstehend! Deshalb sind sie ja auch Meister.”
“Nein, Hildi. YB ist hoch stehend. Jetzt. In der ersten Halbzeit waren sie nicht so hoch stehend.”
“Aber Du hast doch in der Pause gesagt, dass beide Mannschaften gut spielen?”
“Nun gut, es war ansprechend. Nicht unbedingt hochstehend.”
“Aber jetzt schon?”
“Hochstehend ist es noch nicht. Aber YB ist hoch stehend, das ist sicher eine gute Voraussetzung, um gegnerische Fehler zu erzwingen.”
Ich mache mir manchmal ein wenig Sorgen, ob das Hildi langsam schwerhörig wird. Aber wir werden alle älter, keine Frage. Am Schluss sagte der ältere Herr im Studio übrigens: “Wir sahen ein hochstehendes Spiel.” Das hat das Hildi überhört, und ich wollte die Sache nicht verkomplizieren, aber im Grunde hatte Herr Fringer natürlich recht.