Politik und Poesie? Geht das? Aber klar doch!

«Hast du gelesen, Fritz: Oskar Freysinger träumt von einer Karriere in Hollywood.»

«Bei welchem Verein spielt der?»

«Bei der SVP. Rechter Flügel.»

«Haben die auch einen linken Flügel?»

«Nein, die spielen alle rechts.»

«Dann kommt es auf einen mehr oder weniger auch nicht an.»

«Trotzdem bekommt die SVP langsam Pesonalprobleme. Wenn nach Jasmin Hutter auch Freysinger zurücktritt, haben wir bald nichts mehr zu lachen.»

«Warum ist dieser Freysinger eigentlich nicht beim Freisinn?»

«Ach, die haben doch keine Ahnung von Poesie.»

«Aha.»

Wie fast immer am Wochenende jagen sich die Ereignisse. Zum Glück hat das Wochenende zwei Tage.

«Hallo Fritz. Kommst du heute mit mir in den Letzigrund?»
«Ich weiss nicht…
«Komm schon! YB-GC! Traditionsclubs. Derby. Und YB ist im Schuss.»
«Also gut. Aber unter einer Bedingung.»
«Schiess los!
«Du musst am Sonntag mit mir in den neuen Bärenpark kommen.»
«Ist der schon offen?»
«Klar. Am Sonntag gibt’s das Eröffnungsfest.»
«Ich weiss nicht. Bärenpark! Seit wann interessierst du dich für Bären!»
«Wirklich, Franz: das musst du gesehen haben.»
(Grummel)
«Um 15 Uhr tritt die Bärenflüsterin Verena Schwab auf!!!!!»
«Was du nicht sagst?»
«Zum ersten Mal in Bern. Stell dir vor: Sie stellt einen medialen Kontakt zum verstorbenen Bären Pedro her. Ist das nicht toll?!!»
«Ich kenne nur einen Pedro. Der ist quietschfidel und YB-Fan. Ihn treffen wir heute bestimmt im Letzigrund.»

Tag drei nach der WM-Qualifikation. War da was?

«Sag mal, Fritz: Hat sich die Schweizer Nati für die WM qualifiziert?»
«Das weisst du doch selbst.»
«Soll ich raten? Benaglio hat gespielt, bekam aber Dünnpfiff und hat alles vergeigt. Die WM ging folglich in die Hose?»
«Sag doch was du willst.»
«Es war also ganz anders: Wölfli hat mirakulös gehalten, das 0:0 gerettet und wir fahren nach Südafrika.»
«Du hast das Spiel also doch gesehen!»
«Ich geb’s zu, ja.»
«Du brauchst dich gar nicht zu entschuldigen. Ist doch normal, dass man ein solches Spiel schaut.»
«Fritz, nun mal im Ernst: es war grauslig. Stoppe – luege – passe. Attraktiver Fussball ist das nicht.»
«Aber erfolgreicher.»
«YB ist auch erfolgreich. Spielen die etwa auch so ideenlos? Eben!»
«A propos YB: Wer gewinnt denn morgen das Cup-Spiel in Yverdon?»
«Du nervst, Fritz! Es ist doch ausgemachte Sache, dass YB diesmal das Double gewinnt. Was soll also diese Frage?»

Heute geht’s für die Schweizer um die Wurst. Das ganze Land fiebert mit.

«Was glaubst du, Franz: Wird sich die Schweiz für die WM qualifizieren?»
«Gut möglich.»
«Was jetzt: Ja oder Nein?»
«Vielleicht wissen wir schon heute Abend mehr.»
«Du hast also keine Meinung dazu?»
«Eigentlich nicht.»
«Es ist dir sogar wurst?»
«Fast könnte ich mit Ja antworten.»
«Aber warum? Früher haben wir über die Schweizer Nati anregende Gespräche geführt?!»
«Jetzt ist eben nicht mehr früher.»
«Na hör mal! Man kann sich doch nicht für Fussball interessieren und die Nati geht einem am Arsch vorbei?!»
«Warum nicht?»
«Warum nicht? Das zu erklären ist mir jetzt wirklich zu blöd.»
«Sag doch du mal was: Qualifizieren wir uns jetzt oder nicht?»
«Blöde Frage: Natürlich qualifizieren wir uns!»

YB spielt nicht in der Champions League. Zum Glück für alle anderen Mannschaften.

«Hast du gesehen, Franz, wie der FCZ Milan geschlagen hat?»

«Pah, das ist heute ein Kinderspiel.»

«Immerhin spielten die Züricher auswärts.»

«Komm! Gerade im San Siro ist es neuerdings leicht, Punkte zu holen. So leicht wie noch nie.»

«Magst du denen den Sieg denn gar nicht gönnen?»

«Ich kann mich nicht auch noch um den FCZ kümmern. Ich weiss nur eines: YB hätte am Mittwoch höher gewonnen. Viel höher.»

«Das ist leicht gesagt, aber nicht zu beweisen.»

«Rechne: YB schlägt den FCZ 3:0. Und anschliessend sagt Bernard Challandes, YB sei besser als Real Madrid. Der muss es doch wissen, er kennt YB seit Jahren.»

«Ok, lassen wir das mal so stehen.»

«Schauen wir doch einfach, was Real am 21. Oktober gegen Milan macht. Dann kommen wir der Wahrheit näher.»

Oktoberzeit ist Bierzeit. Auch für Fussballer.

«Hast du das gehört, Franz: Jens Lehmann war am Oktoberfest!»
«Jo mei! Der Depp!»
«Du findst das also daneben?
«Muhackl, dreckerter.»
«Hä?!»
«Ich meine: Lehmann ist ein gerissener Kerl.»
«Franz, du sprichst ja fliessend Bayrisch!?»
«Host mi?»
«Hä?!»
«Ich meine: verstehst du mich?»
«Nö!»
«Ja, fixlatt’n!»
«Ich glaube, du spinnst.»
«Das heisst: I glaub’ dir brennt der Huat.»
«Schon gut, lassen wir’s. Eigentlich wollte ich mit dir nur über Jens Lehmann reden.»
«Schau, dass’d Land g’winnscht.»

Heute verdienen zwei Ereignisse Ihre Aufmerksamkeit.

«Kommst du heute auch zum Cup-Spiel nach Baden, Franz?»
«Nein, ich gehe an die Demo auf den Bundesplatz.»
«Gegen was willst du denn demonstrieren?»
«Gegen die Krise.»
«Uiui, das wird ihr aber zu denken geben.»
«Heute bist du wieder besonders witzig. Die Krise geht uns alle an, Fritz! Bezahlen müssen den Schlamassel nämlich wir, die kleinen Leute. Zum Beispiel mit dem Job, den wir verlieren.»
«Hast du gewusst, dass es auch arbeitslose Fussballer gibt? Und dass viele jetzt weniger verdienen?»
«Das ist doch nicht neu!»
«Wie viele Leute kommen denn da auf den Bundesplatz? So viele wie zu einem YB-Heimspiel?»
«Hoffentlich. Mehr als in Baden werden es auf jeden Fall sein.»

Mit der Schweiz geht es zu Ende. Was bedeutet das?

«Sag mal, Franz: Was heisst das jetzt für YB, wenn die Schweiz aufgelöst wird?»
«Klare Sache: Wir spielen in der Deutschen Bundesliga.»
«Hui! Dann ziehen wir schon bald den Bayern die Lederhosen aus!»
«Du sagst es.»
«Aber brauchen wir dann nicht ein grösseres Stadion?»
«Natürlich. Wir stocken einfach das Wankdorf auf. Oder bauen auf der Grossen Allmend ein neues.»
«Einleuchtend. Und was heisst das für die Grasshoppers, wenn es die Schweiz nicht mehr gib?»
«Für die Erstliga-Klubs sieht es düster aus. Wenn es gut läuft, dürfen sie in der Regionalliga Süd spielen.»
«Gegen Alzenau und Grossaspach!»
«Wenn es gut läuft! Ich tippe eher auf die Kreisklasse.»
«Mann, ist das bitter!»

Gespart wird doch nicht. Aber kandidiert.

«Hast du gehört, Fritz: Unser Herr Rrr will unbedingt YB-Präsident werden.»
«Franz! Du bist ja wieder da?!»
«Da staunst du, was!»
«Ich dachte, du seist wegrationalisiert worden?»
«Zuerst entlassen, dann wegrationalisiert, das denken alle. Aber Herr Rrr hat sich für mich eingesetzt.»
«Er war es doch, der dich aus Spargründen …»
«Jetzt hat er es sich halt anders überlegt. Du weisst: die Karriere. Er macht sich zur Zeit gerne überall beliebt.»
«Gibt du ihm seine Stimme?»
«Geht leider nicht. YB wählt seinen Präsidenten ohne mich. Irgendwie klamm heimlich.»
«Ich jedenfalls würde diesen Rrr nie wählen. Gerade habe ich mich daran gewöhnt, dass du nicht mehr da bist. Und schon muss ich mich wieder mit dir herumschlagen.»
«Dann hast du also diesen Rrr auf mich gehetzt! Aber jetzt hast du den Dreck. Mit mir musst du leben bis Anno Tuback. Mindestens so lange, bis YB Meister wird.»
«Scheisse!»
«Dann bis nächsten Samstag, lieber Fritz!»

Die Sparmassnahmen beim Runden Leder zeigen Wirkung.

Franz: Fritz …

Fritz (lacht): So heisse ich.

Werden wir jemals Nacktfotos von dir sehen?

Warum nicht? Wenn sie erotisch oder ästhetisch sind. Das ist doch etwas ganz Natürliches. Aber allein um der Nacktheit willen? Niemals! (lacht) Ich würde mich auch nie auf das Messer eines Schönheitschirurgen oder (denkt lange nach) unter die Couch eines Psychiaters legen. Psychische Gesundheit sollte von innen kommen.

Du hast vor kurzem Zwillinge bekommen.

Dreieiige, ein Mädchen und zwei Jungen.

Deine Kinder tragen ungewöhnliche Namen …

Osttimor Taliban und Klima Tsunami. (schmunzelt) Ich habe die Namen in einer Zeitung gelesen. Sie haben so etwas Individuelles.

Dein Lieblingsbuch?

Von Dan Brown «Die Illiterati» und natürlich von Emil «Die Detektive».

Was gefällt dir nicht an dir?

Meine Füsse.

Haben die auch Namen?

Ja. Aber die verrate ich nicht. (ernst) Ich finde, mein Privatleben geht die Öffentlichkeit nichts an.

P.S.: Dieser Beitrag erschien bereits am letzten Sonntag in der «Sonntagszeitung».

Unsere beliebte Samstags-Kolumne erfährt einen kleinen Relaunch.

«Fritz, was soll dieses neue Signet?»
«Ich plane die Zukunft, Franz.»
«Ohne mich, Fritz?»
«Der Leser- und Anzeigenmarkt schrumpft, die Einnahmen gehen zurück. Der potenziell tödlichen Kostenschere kann nur mit Ausgabensenkungen beigekommen werden, und das heisst konkret: Auch wir werden künftig mit weniger Personal auskommen müssen.»
«Und da jagst Du mich einfach zum Teufel?»
«Das ist jetzt etwas hart ausgedrückt, Franz. Ich mache unsere Kolumne einfach fit für die Zukunft.»
«Und die Dialoge willst Du künftig alleine bestreiten?»
«Qualitätssteigerung und Personalabbau – das klingt nach einer unmöglichen Kombination. Um den Zielkonflikt zu beheben, gibt es nur eine Möglichkeit: Kooperation.»
«Und wie soll das funktionieren?»
«Ich schicke einfach einen Lückentext nach Zürich, dort ergänzt eine Edelfeder vom Tagi das Werk, schickt es zurück nach Bern, eh puis voilà.»
«So ein Quatsch, Fritz. Das klappt nie und nimmer.»
«Das werden wir ja sehen, Franz. Ein ausgeklügeltes Modell der Zusammenarbeit wird momentan am lebenden Objekt getestet und soll spätestens ab Oktober greifen.»
«Du meine Güte, Fritz, woher hast Du eigentlich all diese klugen Sätze?»
«Aus Zürich, Franz.»

“Hast Du das gelesen, Fritz? Tierschützer terrorisieren Vasella.”
“Hm. Ja, hab ich gelesen.”
“Und was denkst du darüber?”
“Hm. Eigentlich nichts.”
“Du hast keine eigene Meinung?”
“Hm, nein. Eigentlich nicht. Ich finde militante Tierschützer doof. Aber Vasella finde ich auch doof. Das ist alles nur doof. Lass uns doch lieber über Fussball reden.”
“Genau! Morgen gibts den Klassiker FCB-FCZ! Was denkst du darüber?”
“Hm. Eigentlich nichts.”
“Herrgott, Fritz, Du bist heute so unentschieden! Hast Du wenigstens ein Wunschresultat?”
“Hm. Ja, genau. Ein Unentschieden wäre perfekt.”