Fritz und Franz sitzen am Frühstückstisch. Fritz liest in der Rubrik «Rendez-vous» der NZZ vom Samstag.
«Da, hör mal», ruft Fritz: «’Brillante Staranwältin, Founder of an international Lawfirm’. Wäre doch was für dich!»
«Willst du mich verkuppeln?»
«Eine gute Partie kann nie schaden», sagt Fritz. «Arbeiten ist definitiv die mühsamste Art, Geld zu verdienen. Da kommt’s (liest weiter): ‘Die ungemein gewinnende Persönlichkeit dieser herausragenden Frau definiert restlos alles, was unter Elite verstanden wird – menschliches Format, makellose Integrität, Zivilcourage und Leistung par excellence.’»
«Hat sie auch Geld?», fragt Franz.
«Darf man doch annehmen!», sagt Fritz (liest weiter:) «’Namhafte Herkunft sowie hohe Auszeichnungen’. Voilà! ‘Unterhält mehrere feine Wohnsitze im westeuropäischen Raum, sie ist in ihren dynamischen Vierzigern, schlanke 174, Kunst- und Musikkennerin und eine unaufhaltsame wissbegierige Welten Entdeckerin …’»
«… das ist aber schön gesagt!», anerkennt Franz. «’Mehrere Wohnsitze’. Sicher in London, Mailand, Madrid. Da könnte ich glatt jeden Sonntag irgendwo ein Spitzenspiel besuchen!»
«Sag ich doch! Klassepartie!»
«Wie steht es eigentlich mit dir und Fränzi. Habt ihr jetzt was miteinander?», möchte Franz wissen.
«Für Fränzi hätte es da auch einen», weicht Fritz aus (liest vor): «’Multimillionär – Head Investment Banker. Eine hoch gebildete, sehr distinguierte Persönlichkeit mit weltweitem, erstklassigem Renommee’!»
«Wäh, wie langweilig», sagt Franz. «Der interessiert sich garantiert nicht für Fussball.»
Fritz liest weiter: «’An Elite Universitäten absolviert, spricht er 6 Sprachen, unerhält luxuriöse Wohnsitze auf 3 Kontinenten, ist 45, 180, führend in der globalen Hochfinanz und privat ein gründlicher, traditionsorientierter Mensch’ …»
«Sag ichs doch: zum Gähnen. ‘Gründlicher, traditionsorientierter Mensch’!», spottet Franz.
«Aber einer mit Geld, mein Lieber. Da könnte Fränzi allein mit dem Sackgeld jede Saison für YB einen Spieler posten.»
Fritz schaut ihn zweifelnd an.
«Dieser wäre noch besser», sagt Fritz: «’Der Traum aller Frauen ist dieser Mann!!’ – mit zwei Ausrufezeichen – ‘Er ist leidenschaftlich, scharfsinnig, klug und erfolgreich, ausgeflippt witzig, enthusiastisch für Romantik und Liebe, aufrichtig, warmherzig, sensitiv und teilnehmend ‘…»
«…’sensitiv’! Sind wir das nicht auch?», gibt Franz zu bedenken.
«…’galante, perfekte Umfangsformen sind ihm ein Bedürfnis, konservativ in Sachen Familie, Ehe, Moral und Verantwortung, ein neidloser Bewunderer weiblicher Leistung’…»
«… schon wieder so ein Konservativer», sagt Franz. «Auch einer mit Geld?»
«Aber sicher!», sagt Fritz triumphierend (liest weiter): «’Ein internationaler Medien-Unternehmer mit Visionen’ soll er sein. Jetzt kommt das Beste: ‘Per tradierter Herkunft ist er voll dem Understatement gewidmet’! So guet!!»
«Das sind doch alles Lockvogelinserate», sagt Franz abschätzig.
«Glaub ich auch», sagt Fritz. «Jeden Samstag gibt es ein paar Millionäre und solche Superdamen im Angebot. Da ist muss etwas faul sein.»
«Und was hat das jetzt alles mit Fussball zu tun?», fragt Franz mit hochgezogenen Bauen.
«Nichts, mein Lieber», sagt Fritz. «Gar nichts. Fussball gibt es erst wieder in einer Woche.»
«Und was machen wir bis dann?», fragt Franz verzweifelt.