Archiv für die Kategorie ‘Fritz und Franz’

Distinguierte Persönlichkeit

Dr. Eichenberger am Samstag den 19. März 2005

Fritz und Franz sitzen am Frühstückstisch. Fritz liest in der Rubrik «Rendez-vous» der NZZ vom Samstag.

«Da, hör mal», ruft Fritz: «’Brillante Staranwältin, Founder of an international Lawfirm’. Wäre doch was für dich!»
«Willst du mich verkuppeln?»
«Eine gute Partie kann nie schaden», sagt Fritz. «Arbeiten ist definitiv die mühsamste Art, Geld zu verdienen. Da kommt’s (liest weiter): ‘Die ungemein gewinnende Persönlichkeit dieser herausragenden Frau definiert restlos alles, was unter Elite verstanden wird – menschliches Format, makellose Integrität, Zivilcourage und Leistung par excellence.’»
«Hat sie auch Geld?», fragt Franz.
«Darf man doch annehmen!», sagt Fritz (liest weiter:) «’Namhafte Herkunft sowie hohe Auszeichnungen’. Voilà! ‘Unterhält mehrere feine Wohnsitze im westeuropäischen Raum, sie ist in ihren dynamischen Vierzigern, schlanke 174, Kunst- und Musikkennerin und eine unaufhaltsame wissbegierige Welten Entdeckerin …’»
«… das ist aber schön gesagt!», anerkennt Franz. «’Mehrere Wohnsitze’. Sicher in London, Mailand, Madrid. Da könnte ich glatt jeden Sonntag irgendwo ein Spitzenspiel besuchen!»
«Sag ich doch! Klassepartie!»
«Wie steht es eigentlich mit dir und Fränzi. Habt ihr jetzt was miteinander?», möchte Franz wissen.
«Für Fränzi hätte es da auch einen», weicht Fritz aus (liest vor): «’Multimillionär – Head Investment Banker. Eine hoch gebildete, sehr distinguierte Persönlichkeit mit weltweitem, erstklassigem Renommee’!»
«Wäh, wie langweilig», sagt Franz. «Der interessiert sich garantiert nicht für Fussball.»
Fritz liest weiter: «’An Elite Universitäten absolviert, spricht er 6 Sprachen, unerhält luxuriöse Wohnsitze auf 3 Kontinenten, ist 45, 180, führend in der globalen Hochfinanz und privat ein gründlicher, traditionsorientierter Mensch’ …»
«Sag ichs doch: zum Gähnen. ‘Gründlicher, traditionsorientierter Mensch’!», spottet Franz.
«Aber einer mit Geld, mein Lieber. Da könnte Fränzi allein mit dem Sackgeld jede Saison für YB einen Spieler posten.»
Fritz schaut ihn zweifelnd an.
«Dieser wäre noch besser», sagt Fritz: «’Der Traum aller Frauen ist dieser Mann!!’ – mit zwei Ausrufezeichen – ‘Er ist leidenschaftlich, scharfsinnig, klug und erfolgreich, ausgeflippt witzig, enthusiastisch für Romantik und Liebe, aufrichtig, warmherzig, sensitiv und teilnehmend ‘…»
«…’sensitiv’! Sind wir das nicht auch?», gibt Franz zu bedenken.
«…’galante, perfekte Umfangsformen sind ihm ein Bedürfnis, konservativ in Sachen Familie, Ehe, Moral und Verantwortung, ein neidloser Bewunderer weiblicher Leistung’…»
«… schon wieder so ein Konservativer», sagt Franz. «Auch einer mit Geld?»
«Aber sicher!», sagt Fritz triumphierend (liest weiter): «’Ein internationaler Medien-Unternehmer mit Visionen’ soll er sein. Jetzt kommt das Beste: ‘Per tradierter Herkunft ist er voll dem Understatement gewidmet’! So guet!!»
«Das sind doch alles Lockvogelinserate», sagt Franz abschätzig.
«Glaub ich auch», sagt Fritz. «Jeden Samstag gibt es ein paar Millionäre und solche Superdamen im Angebot. Da ist muss etwas faul sein.»
«Und was hat das jetzt alles mit Fussball zu tun?», fragt Franz mit hochgezogenen Bauen.
«Nichts, mein Lieber», sagt Fritz. «Gar nichts. Fussball gibt es erst wieder in einer Woche.»
«Und was machen wir bis dann?», fragt Franz verzweifelt.

Nicht zum Aushalten

Dr. Eichenberger am Samstag den 12. März 2005

Was bisher geschah: Fritz und Franz leben in einer WG. Sie sind eingeschworene YB-Fans, essen gerne gut und finden, das Leben sei zu kurz, um schlechte Weine zu trinken. Sie sind befreundet mit Fredi und Fränzi, mit denen sie in den einschlägigen Kneipen tiefschürfende Diskussionen führen. Das alltäglich Leben gerät aus den Fugen, als Fritz eines Abends von Fränzi erfährt, dass Fredi sie verlassen hat. Zu seiner Überraschung eröffnet ihm Fritz kurz darauf, er habe Fränzi zum Znacht in die WG eingeladen.

Fränzi ist zu Besuch bei Fritz und Franz. Es gibt Ossobucco mit Risotto Milanese.

«Schmeckt ausgezeichnet», lobt Fränzi den Koch.
«Das ist sein Standardrezept», sagt Franz. «Macht er aber nur bei ganz wichtigem Besuch.»
«Nun übertreib mal nicht», sagt Fritz.
«Wer kocht denn bei euch eigentlich öfter?», fragt Fränzi.
«Je nach dem», sagt Fritz. «Jeder hat so seine Rezepte.»
«Und das funktioniert gut, so ein Männerhaushalt?», fragt Fränzi neugierig.
Fritz und Franz schauen sich an.
«Tiptop. Wir sind eben emanzipiert», erklärt Franz.
«Durch harte Schulen gegangen», ergänzt Fritz.
«Zudem bin ich oft unterwegs, so hat Fritz seine Ruhe», sagt Franz.
«Was machst du denn beruflich?», will Fränzi wissen.
«Er ist Bärenwärter im Bärengraben», sagt Fritz.
Fränzi schau Franz skeptisch an.
«Ihm darfst du nur die Hälfte glauben», sagt Franz.
«Im Ernst: Es ist geheim, was er ist», sagt Fritz. Und flüstert: «Unter uns: Er ist Spion!»
«Blödmann», sagt Franz.
«Das ist aber aufregend», sagt Fränzi. «Und für wen spionierst du?»
«Für Ancelotti», sagt Fritz. «Er ist Spielerbeobachter.»
Fränzi schaut hilflos zu Franz. «Wenn ihr es nicht sagen wollt: ich habe keine Geheimnisse. Ich studiere!»
«Wow», sagt Franz. «Sportwissenschaften in Magglingen?»
«Um euch zu durchschauen muss man jedenfalls nicht Psychologie studiert haben», sagt Fränzi. «Ausser Milan scheint euch nicht viel zu interessieren. Sogar einen schwarz-roten Topfhandschuh habt ihr in der Küche.»
«YB kommt immer an erster Stelle», erklärt Fritz ernst.
«Stell dir vor, Fritz würde hier mit einem blau-schwarzen Fanschal herumlaufen», sagt Franz. «Würde ich das aushalten?»
«Aber dieser Berlusconi!», ruft Fränzi empört.
«Was hast du gegen Berlusconi?» fragt Fritz scheinheilig. «Der ist topfit. Frisch geliftet. Vom Arzt wurde ihm sogar bescheinigt, dass er biologisch 10 Jahre jünger ist, als es in seinem Pass steht. Das muss ihm erst einer nachmachen.»
«Das ist doch eine ganz peinliche Nummer», instistiert Fränzi. «Als Italienerin würde ich mich jedenfalls schämen für ihn.»
«Du bist eben keine Italienerin», sagt Franz. «Dem Italiener ist es Wurst, wer Präsident seines Vereins ist.»
«Euch aber hoffentlich nicht.»
«Ich kann nur Fausto Bertinotti zitieren», sagt Fritz. «Er sagt: ‘Die Präsidenten kommen und gehen, der Klub bleibt.’»
«Ist er auch Milan-Fan? Als Kommunist?», fragt Fränzi.
«Du bist nicht zufällig Anhängerin dieser Zirkustruppe von Massimo Moratti?», fragt Franz skeptisch.
«Nein, bin ich nicht», töstet ihn Fränzi. «Aber Moratti ist politisch ok. Und ein netter Mensch ist er auch.»
«Was hat Inter davon?», fragt Franz. «Er hat Millionen in den Verein gebuttert und noch keinen Titel gewonnen.»
«Kauft jedes Jahr eine neue Mannschaft zusammen», sagt Fritz. «Half aber bisher nichts.»
«Und zweimal im Jahr einen neuen Trainer», ergänzt Franz. «Half auch nichts.»
«Morattis Problem ist, dass er nichts von Fussball versteht», sagt Fritz.
«Jetzt ist aber fertig mit der Politik», sagt Franz. «Ecco il dolce!»
«Mmmm», ruft Fränzi begeistert: «Ein Schoggi-Mousse!»

Werden Fritz und Fränzi ein Paar? Wie reagiert Franz auf die neue Situation? Wie verkraftet Fränzi die Trennung von Fredi, und wie das Ausscheiden von Arsenal in der Champions League? Und was zum Teufel arbeiten eigentlich Fritz und Franz?

Runde der Engländer

Dr. Eichenberger am Samstag den 5. März 2005

Fritz und Franz schlendern über den Wochenmarkt auf dem Bundesplatz.

«Ich habe übrigens heute Fränzi zum Znacht eingeladen», sagt Fritz zu Franz. «Sie ist ganz allein. Fredi hat sie verlassen.»
«Soso», sagt Franz
«So ein blöder Kerl», ergänzt Fritz.
«Was kochst du denn?», fragt Franz.
«Ossobucco.»
Franz schaut ihn verblüfft an. «Das hast du aber schon lange nicht mehr gemacht?»
«Dazu gibt’s Risotto Milanese», sagt Fritz.
«Mmmm! Was feiern wir denn?»
«Nichts», sagt Fritz einsilbig.
«Wirklich ein Löli, dieser Fredi», sagt Franz nach einer Weile. «Wegen einer Neuen aus Zürich.»
«Du weisst es also auch schon!», staunt Fritz.
Sie kaufen am Stand auf dem Bärenplatz Oliven und getrocknete Tomaten für den Apéro.
«Wir haben uns am Mittwoch zufällig im ‘Diagonal’ getroffen, als du in der Casa d’Italia warst», erklärt Franz.
«Aha», sagt Fritz.
«Nach dem Krach mit Fredi und dem Arsenal-Debakel war ihr die Lust auf Fussball vergangen», sagt Franz.
«Das kann nächste Woche schon anders sein», sagt Fritz. «Die Rückrunde könnte zur Runde der Engländer werden.»
«Könnte sein», sagt Franz.
«Arsenal, Chelsea, Manchester, alle mit dem Rücken zur Wand.»
«Hm», macht Franz.
«Schaust du dir diesmal Milan-ManU an?», fragt Fritz.
«Kann sein», sagt Franz.
«Kann sein, kann auch nicht sein», äfft Fritz ihn nach. «Ich gehe noch in die Metzgerei. Treffen wir uns in einer halben Stunde im Falken?»
«Machen wir», sagt Franz und läuft davon.
«Vergiss nicht, die ‘Gazzetta’ zu kaufen!», ruft Fritz ihm hinterher.

Schmoren im Ausland

Dr. Eichenberger am Mittwoch den 2. März 2005

Franz sitzt auf dem Lesesessel und studiert in der NZZ die Ergebnisse vom Wochenende.

«Brescia hat schon wieder verloren», liest Franz laut. «Null zu eins zuhause gegen Sampdoria.»
«Was verspricht sich eigentlich unser Johan Vonlanthen in diesem trostlosen Brescia?», fragt Fritz.
«Das frage ich mich auch», sagt Franz. «Gegen Samp wurde er in der 79. Minute eingewechselt. In fünf Spielen hat er nicht mehr als eine Viertelstunde gespielt.»
«Der wäre gescheiter bei YB geblieben», findet Fritz.
«Bei Hakan Yakin sieht es nicht besser aus: neun Minuten durfte er gegen Samsunspor ran», zitiert Franz.
«Selber schuld, wäre besser zu YB gekommen», meint Fritz. «Aber die rennen blind dem grossen Geld hinterher und verlieren den Sinn für die Realität.»
«Am wenigstens verstehe ich die Spieler, die nach Italien wollen», sagt Franz. «Hier (liest vor): Chiumiento bei Siena nicht im Aufgebot. Zambrella bei Brescia auf der Ersatzbank. Vonlandten – das hatten wir schon.»
«Immerhin scheint sich Reto Ziegler bei Tottenham durchzusetzen», sagt Fritz.
«Gegen Fulham schmorte er 90 Minuten auf der Ersatzbank», entgegnet Franz.
Fritz runzelt die Stirn. «Das muss dem Köbi zu Denken geben.»
«Berner und Kondé müssen in Freiburg auch ganz schön unten durch», sagt Franz. «Beide spielten gegen die Bayern nicht.»
«Immerhin ist Magnin bei Werder eine Bank», sagt Fritz.
«Aber jetzt gegen Bochum wurde er in der 42. Minute ausgewechselt», zitiert Franz. «Und Wicky beim HSV auch – schon nach 36 Minuten!»
«Das sieht nicht gut aus», sagt Fritz. «Ob sich wenigstens Marco Streller bei Stuttgart wird durchsetzen können?»
«Eigentlich hat sich nur Alex Frei in Rennes durchgesetzt», sagt Franz.
«Der vor allem sollte zu YB kommen!», ruft Fritz.

Flaschenqualität

Dr. Eichenberger am Samstag den 26. Februar 2005

Rückblende: Mittwoch abend, Franz sitzt an der Bar im «Diagonal».

Fränzi kommt ins Lokal und setzt sich neben Franz.
«Hallo Franz», sagt Fränzi. «Ganz allein?»
«Ciao Fränzi», sagt Franz. «Woher kommst du denn um diese Zeit?»
«Ich war an der Volkshochschule», sagt Fränzi. «An einem Weinkurs.»
«Einem Weinkurs?», staunt Franz. «Was gibt es da zu studieren?»
«Wir haben weisse und rote Weine aus Süditalien degustiert», sagt Fränzi. «War ganz schön interessant.»
«Primitivo, Cannonau, Negroamaro und so?», fragt Franz.
«Auch. Der beste war ein Aglianico aus der Campagna.»
«Ich trinke auch gerade einen Süditaliener: Falcone», sagt Franz. «Flaschenqualität. Nicht übel.»
Der Kellner kommt. «Ich nehme auch einen Ballon Falcone», bestellt Fränzi.
Sie schweigen .
«Wo ist eigentlich Fritz?», fragt Fränzi nach einer Weile.
«In der Casa d’Italia», sagt Franz. «Schaut Manchester-Milan.»
«Und du sitzt hier im Digi?», wundert sich Fränzi.
«Macht micht zu nervös», sagt Franz. Und nach einer Pause: «Fussball im Fernsehen ist sowieso nicht mein Ding. Ich gehe lieber ins Stadion.»
«Ich wäre gestern auch besser in eine Bar ohne Glotze gegangen», sagt Fränzi.
«Wenigstens lief es für Fredi und seine Bayern gut», sagt Franz.
Das Handy von Franz piepst. «Von Fritz», sagt Franz: «Milan führt!» Er liest laut vor: «1:0 CRESPO! KLASSEPARTIE. PIRLO BRILLANT. BIS SPÄTER. FRITZ»
«Schön für dich», sagt Fränzi.
«Wo ist eigentlich Fredi?», fragt Franz, nachdem sie noch zwei Gläser Falcone bestellt haben.
«Wir haben uns getrennt», sagt Fränzi. «Vor einer Woche.»
«Prost Nägeli!», sagt Franz erstaunt. «Wieso denn?»
«Er hat jetzt eine andere», sagt Fränzi. «Eine Fiona aus Zürich.»
«Jetzt wird er womöglich noch GC-Fan», schimpft Franz.

Reines Kommerzdenken

Dr. Eichenberger am Samstag den 19. Februar 2005

Fritz und Franz sitzen im Caffè Roma beim Morgenkaffee und lesen Zeitungen.

«In Österreich können sie auch nicht spielen», sagt Franz. Er studiert den «Kurier» und liest laut: «Superfund gegen Mattersburg fällt aus. Keine Rasenheizung im Stadion.»
«Die spinnen doch, die Österreicher», sagt Fritz. «Woher kommen die denn, die Superfunder?»
«Weiss doch jeder», sagt Franz: «Aus Pasching!»
«Wüstenrot Salzburg kenne ich», sagt Fritz. «Die hiessen früher Casino Salzburg.»
«Casino heissen die Bregenzer», sagt Franz. «Und der GAK heisst momentan gerade Liebherr GAK.»
«Musst dir ständig einen neuen Namen deines Vereins merken», sagt Fritz. «Schön blöd, so was.»
«Und die Konkurrenz heisst Puntigamer Sturm», sagt Franz.
«Nordea Admira ist aus Mödling, das weiss sogar ich», weiss Fritz.
«Aber erst die zweite Liga!», sagt Franz. «Red Zac Erste Liga!»
«So ein blöder Name!», sagt Fritz. «Reines Kommerzdenken dort.»
«Das kannst du laut sagen», sagt Franz. «In der Red Zac Erste Liga spielt auch der SC InterWetten.com.»
«?»
«Sind aus Untersiebenbrunn»
, sagt Franz. «Und woher stammt der FC Gratkorn?»
«Wirbt der für eine Schnapsfabrik?», schlägt Fritz vor.
«Aus Gratkorn, ist doch logisch!», sagt Franz.
Fritz wendet sich ab und blättert in der Gazzetta dello Sport.
«In Italien ist es noch viel schlimmer», sagt er: «Benetton führt vor Armani Jeans, Climamio und der Bank Montepaschi.»
Franz rümpft die Nase. «Wäh, Basketball!»
«Navigo.it ist nur neunter!», ergänzt Fritz.
Franz schaut ihm über die Schulter. «Und Reggio Calabria? Haben die keinen Sponsor gefunden?»
«Die werden von der Mafia bezahlt», sagt Fritz bestimmt.

Der Pessimist

Dr. Eichenberger am Samstag den 12. Februar 2005

Fritz und Franz sitzen im Pyrénées und trinken ein Bier.

«Das wird ganz schön hart morgen», sagt Franz.
«Du mit deinem ewigen Gejammer», sagt Fritz. «Verdirbst einem glatt die Freude auf das Spiel.»
«Wirst schon sehen, haushoch werden sie verlieren», insistiert Franz.
«Nun lass uns doch einfach mal hingehen und schauen, wies ausgeht», schägt Fritz vor.
Fränzi und Fabian betreten das Lokal und setzen sich zu ihnen an den Tisch.
«Na, voll in der Vorbereitungsphase?», witzelt Fabian.
«Er schon», sagt Fritz. «Er befürchtet wie immer das Schlimmste, bevor es überhaupt anfängt.» 
«Kennen wir!», lacht Fränzi. «Franz, der Pessimist!»
«Ihr werdet schon sehen», sagt Franz. «Wir scheiden aus und warten weiter auf den Cupsieg.»
«Das ist doch nur Taktik vom Franz», sagt Fabian. «Wenn YB verliert, hat er es schon immer gesagt. Wenn sie gewinnen, freut er sich, dass er nicht recht gehabt hat.»
«Eine Scheisstaktik ist das», sagt Fritz. «Verdirbt einem die ganze Freude aufs Spiel.»
«Mit dem neuen Trainer werden die Thuner ganz anders aufspielen», beharrt Franz. «Keiner mehr da, der dich auf dem Platz neunzig Minuten anbrüllt. Die werden rennen wie die Blöden.»
«Der Bidu wird sich schon was einfallen lassen», tröstet ihn Fränzi.
«Und zudem hat er gesagt, sie hätten gut trainiert in Marbella», ergänzt Fabian.
«Und überhaupt wird alles besser in diesem Jahr», sagt Fritz. «Prost!»
«Es wird ganz hart», sagt Franz. «Neri krank, Aziawonou verletzt, Gügi ausser Form. Ganz hart.»
«Schauen wir morgen doch einfach, wies ausgeht», sagt Fritz genervt. «Jose, noch eine Stange!»
«Für mich auch!», ruft Franz.

Sheffield Wednesday

Dr. Eichenberger am Mittwoch den 9. Februar 2005

Fritz und Franz spazieren der Aare entlang und langweilen sich. Ein Gespräch will nicht so recht in Gang kommen.

«Hast du das mit der Gurkenliga neulich eigentlich ernst gemeint», fragt Franz endlich, als sie sich dem Tierpark nähern.
«Du bist jedenfalls auch nicht oft beim englischen Fussball», antwortet Fritz.
«Schon, aber die haben doch Fortschritte gemacht auf der Insel», sagt Franz. «Die spielen viel besser als früher.»
«Cool in England sind die Namen, die die dort haben», sagt Fritz. «West Bromwich Albion!»
«Charlton Athletic!», kontert Franz.
«Bolton Wanderers!», sagt Fritz.
«Tottenham Hotspur!», sagt Franz.
«Sheffield Wednesday!», sagt Fritz. «In welcher Liga spielen die eigentlich heute?»
«Aston Villa», sagt Franz. «Coventry City!! Blackburn Rovers!!!»
«Crystal Palace!», sagt Fritz. «Cool, der Engländer.»
Sie gehen schweigend weiter.
«Ich finde Spazierengehen doof», sagt Franz nach einer Weile. «Lass uns ins Pyrénées gehen, dort treffen wir vielleicht Fränzi und Fabian.»
«Ich weiss noch einen», sagt Fritz. «Glasgow Rangers!»

Gurkenliga

Dr. Eichenberger am Sonntag den 6. Februar 2005

Franz sitzt am Küchentisch und studiert die «NZZamSonntag». Fritz bereitet das Mittagessen vor und ist dabei, allerlei Gemüse zu hacken.

«Irgendwie traurig, dieser Abgang», grummelt Franz vor sich hin.
«Keine Ahnung, von was du gerade sprichtst», sagt Fritz abwesend.
«Immerhin war Servette nicht irgend wer. Sondern ein richtiger Traditionsverein. Mit Meister und Cupsieg und all dem», sagt Franz.
Fritz konzentriert sich weiter auf das Gemüse, das er für seine Minestrone zerkleinern muss.
«Servette! Schon der Name klang nach Tradition. Das ist nicht wie Wettingen oder so», spinnt Fritz den Gedanken weiter.
Fritz hat inzwischen die Zwiebel und die Rüebli verkleinert und wendet sich dem Sellerie zu.
«Um den Namen ist es wirklich schade», sagt Franz. «Immer mehr schöne Namen verschwinden, das ist doch traurig. Young Fellows! Young Sprinters! Erinnerst du dich, damals haben wir uns noch für Eishockey interessiert. Young Sprinters! Alle verschwunden.»
«Dabei steht in der Zeitung, dass sie den Namen behalten dürfen», mischt Fritz sich ein.
«Trotzdem. Schade um den Namen ist es», sagt Franz.
«Andererseits», gibt Fritz zu bedenken, «eigentlich ist das ja nur so ein Genfer Quartierverein.»
«Soll das jetzt eine Rolle spielen?», fragt Franz. «Da gibt es ganz andere Quartiervereine, die haben Fussballgeschichte geschrieben.»
«Chievo Verona?», schlägt Fritz vor.
«In England spielen massenhaft Quartiervereine in der obersten Liga», sagt Franz.
«Sag ichs doch. Eine Gurkenliga ist das in England», sagt Fritz und greift zum Lauchstengel.

«Was machen wir nun?»

Dr. Eichenberger am Freitag den 4. Februar 2005

Rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse wird der neuste Roman des Jungautors Hans Rüdisühli im Berner Christoffel-Verlag erscheinen. Das Werk wird schon heute von den Medien hochgejubelt. Das Runde Leder bringt exklusiv einen Vorabdruck aus dem letzten Kapitel:

«Was machen wir jetzt am 20. April?», fragte Franz den Fritz.
«Das weisst Du doch!» antwortet Fritz mit gespielter Entrüstung.
«Nein, weiss ich eben nicht», sagte Franz.
«Wir gehen zusammen aufs Neufeld, hast Du Dir doch auch notiert!» Fritz verstand Franz nicht mehr.
«Gehen wir nicht», insistierte Franz.
«Wie, gehen wir nicht? Wir haben doch ein Tribünenabonnement!»
«Wir gehen nicht hin, basta!» Franz wurde ungeduldig. «Das Spiel fällt aus.»
«Das Spiel fällt aus?» Fritz machte grosse Augen.
«Ja, fällt aus, liest Du denn keinen Teletext?» Manchmal kann der Fritz ganz schön nerven, dachte Franz.
«Machst Du einen Witz?» fragte Fritz verunsichert.
«Kein Witz, das Spiel fällt aus. Kein Gegener da.»
«Blöd! Kein Gegner da! Was machen wir dann?»
«Das habe ich Dich ja eben gefragt! Was machen wir dann?», sagte Franz genervt.


Kein Gegner da: Servette FC.