Archiv für die Kategorie ‘Fritz und Franz’

Schweigen ist Gold

Dr. Eichenberger am Samstag den 7. Juni 2008

Stellen Sie sich vor: Heute beginnt die Euro. Und Franz ist nicht dabei.

«Fritz, ich möchte mich von dir verabschieden.»
«Jetzt, wo es endlich los geht?!»
«Genau darum. Ich ziehe mich zurück.»
«Du willst mich mit der Euro doch nicht etwa alleine lassen?!»
«Es muss sein, Fritz. Tut mir leid.»
«Sapperlot. Damit habe ich nicht gerechnet.»
«Das hast du schon gesagt. Wohin gehst du denn?»
«Ich gehe in Klausur.»
«Bis du krank? Geht es dir nicht gut?»
«Ich ziehe mich zurück. Ich muss zu mir selber finden.»
«Muss man dir jeden Wurm einzeln aus der Nase ziehen?»
«Ich gehe ins Kloster und schweige. Jetzt weisst du es.»
«Spinnst du? Erwartest du dort Erleuchtung von oben?»
«Mach dich nur lustig.»
«Und die Euro?»
«Die geht an mir vorüber. Es gibt sie ganz einfach nicht.»
«Soll ich die Spiele für dich aufzeichnen?»
«Nein, danke.»
«Möchtest du, dass ich dir die Resultate per SMS sende?»
«Lass mich damit bloss in Ruhe.»
«Schade für die Vorbereitung. Aber wenigstens bist du konsequenter als Streller.»

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Heiliger Captain

Dr. Eichenberger am Samstag den 31. Mai 2008

Noch 1 Woche! Kribbelts schon?

«Fritz, stell dir vor: Heute in einer Woche geht’s los.»
«Jesses, schon?»
«Da staunst du, gell! Und wir haben noch gar keine Zeit gehabt, uns auf die Euro zu freuen.»
«Das geschieht dir recht. Du hättest auf Sämi Schmid hören sollen.»
«Weisst du etwa schon, wo du die Spiele schauen wirst?»
«Nein, keine Ahnung. Und du?»
«Hmh.»
«Uff, Stress, lass nach!»
«Jetzt können wir nur noch auf eine Erleuchtung von Oben warten.»
«Meinst du, von dort kommt noch was?»
«Du musst nur fest daran glauben. Wie Johan Vonlanthen.»
«Weiss der auch nicht, wo er die Euro schauen soll?»
«Das weiss ich nicht. Aber er hat die Erleuchtung schon gehabt.»
«Sag’s recht!»
«Jesus ist sein Captain
«Jesses!»
«Stell dir vor, Vonlanthen dribbelt, und wir sind nicht dabei!»
«Undenkbar …»

Flugangst

Dr. Eichenberger am Samstag den 24. Mai 2008

Die Euro steht vor der Tür. Wollen wir sie reinlassen?

«Gestern war ich beim Zahnarzt, Fritz.»
«Und: hat er gebohrt?»
«Er konnte nicht. Er war am Boden zerstört.»
«Sag’s recht!»
«Stell dir vor: Er kann mit seinem Privatflugzeug drei Wochen lang nicht fliegen, wenn Euro ist. Er hat Angst, von einem F/A-18 abgeschossen zu werden.»
«Dann muss ja die ganze Zahnärztezunft in eine Depression verfallen.»
«Nicht zu reden von den Gynäkologen.»
«Eine Frau möchte ich ja nicht sein, wenn Euro ist.»
«Den Ärzten bleibt nur eins: sie müssen ins Ausland fliegen.»
«Du meinst fliehen.»
«Fliehen. Das sollten wir auch.»
«Geht nicht: Wenn Euro ist sind die Züge überfüllt. Und die Holländer verstopfen mit ihren Campern unsere Strassen.»
«Dann müssen wir wandern. Von einem Kaff zum andern.»
«Geht auch nicht. Überall Public Viewing. Ich mit meiner Carlsberg-Allergie.»
«Ok, dann bleiben wir halt hier.»
«In einer belagerten Stadt? Überwacht von Grenadieren, Soldaten, Broncos, Drohnen, Kampfjets?»
«Dürrenmatt hat schon recht. Wir sind Gefangene im eigenen Land.»

Grosses G

Dr. Eichenberger am Samstag den 17. Mai 2008

Am Ende einer Saison dürfen magistrale Wort nicht fehlen.

«Hast du gehört, was der YB-Präsident im Radio gesagt hat?»
«Nein. Was?»
«Er hat gesagt, YB habe eine tolle Saison gespielt, am Schluss aber den Big Point verpasst.»
«Eine messerscharfe Analyse.»
«Vor allem nach einem derart miserablen Spiel!»
«Aber juristisch einwandfrei.»
«Um nicht zu sagen: Geschickt um den Brei herum geredet.»
«Sag mal: Wie heisst er schon wieder, der YB-Präsident?»
«Giger?»
«Nicht Gerber?»
«Oder Geiser?»
«Ist ja wurst. Irgend etwas mit G.»
«Genau. G wie Gesundbeter.»

Hoch die Solidarität

Dr. Eichenberger am Samstag den 3. Mai 2008

War am Donnerstag eigentlich Auffahrt oder 1. Mai?

«Fritz, ich habe dich am 1. Mai gar nicht gesehen!»
«Ich bin auch nicht hingegangen.»
«Jedes Jahr treffen wir uns am 1. Mai. Wieso diesmal nicht?»
«Es war mir zu kalt.»
«Findet die Solidarität neuerdings nur bei schönem Wetter statt?»
«Tu nicht so. Es ist sowieso fast keiner gekommen.»
«Umso dringender hätten wir dich gebraucht!»
«Geregnet hat es auch.»
«Ach! Was hast du eigentlich gemacht? Bist du weggefahren?»
«Sagen wir es so: Ich habe mich auf das schwere Spiel gegen Xamax vorbereitet.»
«Das ist natürlich etwas anderes. Und genützt hat es auch, ha ha ha!»
«Spotte nur. Im Leben muss man Schwerpunkte setzen. Gratistipp von mir.»
«Soso. Der Hunger in der Welt ist dir also wurst. Fussball ist wichtiger als der soziale Fortschritt. Schöner Schwerpunkt!»
«Irgend wann muss man damit beginnen. Aber das kapierst du nicht.»
«Ich habe schon lange einen Schwerpunkt gesetzt. Zum Beispiel hab’ ich kein Ticket für Basel-YB gekauft. Im Gegensatz zu andern – wenn du weisst, was ich meine?»

Wie im Mittelalter

Dr. Eichenberger am Samstag den 26. April 2008

YB hat am Donnerstag gegen Luzern den Penalty nicht versenkt. Pech oder einfach Logik?

«Bist du sehr enttäuscht, Fritz?»
«Komm, lass mich in Ruhe.»
«Du solltest mehr auf mich hören. Das hab’ ich dir schon oft gesagt.»
«Franz, du nervst.»
«Nein, im Ernst: du bist einfach zu gutgläubig. Erstaunlich, in deinem Alter.»
«Du hast natürlich gewusst, wies rauskommt!»
«Gewusst nicht, aber geahnt.»
«Und was nützt mir das?»
«Es täte deiner Gemütsverfassung gut, wenn du die Young Boys etwas nüchterner begleiten würdest.»
«Wie soll man nach einem solchen Spiel nüchtern bleiben? Wollen die überhaupt Meister werden?»
«Siehst du: Mit solchen Fragen müssen wir uns beschäftigen. Und nicht davon schwafeln, dass wir schon im vorletzten Spiel Meister werden.»
«Jaja, das hast du schon am letzten Samstag gesagt.»
«Ein zweiter Platz ist doch auch ganz schön.»
«Red’ nicht dummes Zeug.»
«Herr Andermatt jedenfalls wäre damit zufrieden.»
«Ist er nicht.»
«Hat er aber gesagt.»
«Nein, hat er nicht.»
«Hat er doch.»
«Mit dir diskutiere ich nicht mehr über YB.»
«Sind wir denn im Mittelalter?! Wehe dem Boten, der eine schlechte Nachricht überbringt.»
«Und was hast du davon, mir ständig Salz in die offene Wunde zu streuen?»
«Gar nichts. Aber wenn ich es nicht tue, spielt YB auch nicht besser.»

Theorie und Praxis

Dr. Eichenberger am Samstag den 19. April 2008

Immerhin ist das Titelrennen nicht unspannend. Auch wenn der Ausgang schon klar ist.

«Alle reden vom Meistertitel. Wir aber nicht, gell Fritz!?»
«Genau das machst du gerade.»
«Ich finde es unsäglich, wie die Medien YB hochschaukeln.»
«Wieso? Rein theoretisch kann YB immer noch Meister werden.»
«Theorie und Praxis, mein Lieber!»
«Komm, sei nicht naiv. Die Journis brauchen ihre Geschichten, das ist doch normal.»
«Wann, glaubst du, wird die Euphorie platzen wie eine Seifenblase?»
«Beim letzten Spiel in Basel?»
«Vorher, mein Lieber. Mir tun ja die Fans Leid, die schon ein Ticket für das Spiel in Basel gekauft haben.»
«Soll ich dir was sagen? Ich habe auch eines gekauft.»
«Selber schuld.»

Reflexschnell

Dr. Eichenberger am Samstag den 12. April 2008

Petitionen wollen Köbi Kuhn auf die Sprünge helfen. Im Falle von Thomas Häberli hat das (noch) nichts genützt.

«Hast du gelesen, Fritz? Jetzt fordern sie mit einer Petition, Marco Wölfli müsse in die Nationalmannschaft.»
«Wer tut das?»
«So Fritzen vom Runden Leder.»
«Du meinst Franzen?»
«Man sagt halt Fritzen.»
«Und du, Franz? Willst du das auch?»
«Komm schon, über Wölfli haben wir schon alles gesagt.»
«Ist doch ein prima Torhüter. Reflexschnell, engagiert. Den könnte Köbi wirklich gebrauchen.»
«Wie kann man nur so unkritisch sein?! Bei jedem Spiel regt er uns auf. Aber wirklich bei jedem.»
«Ja, ja, seine schlechten Auskicke, die nichts bringen. Aber sonst spielt er tadellos.»
«Falsch. Er hält gut. Aber spielen tut er miserabel. Er hat einfach kein Auge für den Spielaufbau.»
«Du hast einfach etwas gegen Wölfli. Du bist richtig hässig, wenn er spielt. Unobjektiv halt.»
«Er lernt einfach nie dazu. Und keiner sagt es ihm. Es kommt noch so weit, dass ich meinen Platz verlasse, wenn er aufläuft.»
«Siehst du! Früher hast du dich über Thomas Häberli genervt. Und jetzt? Jetzt ist er Kult.»
«Mit dir kann man nicht vernünftig diskutieren. Einmal mehr nicht. Schade!»
«Wölfli! Wölfli!! Wölfli!!!»

Spielfrei

Dr. Eichenberger am Samstag den 5. April 2008

Die Taten der Berner Young Boys haben sich herumgesprochen. Haben sie?

«Hast du gelesen Fritz: YB ist wieder Spitze.»
«Sag mal: Spinnst du?»
«Echt, ich schwör’s dir.»
«Glaubst du im Ernst, ich wüsste das nicht?»
«Man kann ja nie wissen.»
«Ich war sogar in Thun, im Fall!»
«Oh, Entschuldigung! Dann bist du ja informiert.»
«Es besteht kein Grund zur Euphorie, sag ich dir.»
«Aber Grund zur Freude!»
«Ich weiss nicht, ob die Jungs dem Druck gewachsen sind. So, wie die in der ersten Halbzeit gespielt haben.»
«Und: Wie haben sie gespielt?»
«Willst du mich verarschen oder was?»
«Kleiner Scherz von mir.»
«Mir scheint, du bist heute übermütiger als sonst.»
«Der Winterschlaf ist zu Ende, Fritz! Da kommt Hoffnung auf. Freu dich!»
«Ich geh’ jetzt ins Wochenende. Heute haben wir nämlich spielfrei.»
«Du lässt mich also allein! Dann viel Vergnügen.»

Faust aufs Auge

Dr. Eichenberger am Samstag den 29. März 2008

Die Schweiz machte am Mittwoch einen schlechten Eindruck. Der Grund liegt auf der Hand.

«Gefällt dir das Trikot der Schweizer Nati, lieber Fritz?»
«Schon. Schönes Rot. Keine Schnörkel. Nur die Rückennummern machen mich etwas sturm.»
«Und das Logo, wie gefällt dir das?»
«Äh, das Logo? Da hab’ ich jetzt nicht drauf geachtet.»
«Dann sag’ ich’s dir: Es ist das Logo des Fussballverbands.»
«Ach so.»
«Du kennst es ja: Das SFV-Logo ist das weltweit hässlichste Logo überhaupt. Eine typografische Faust aufs Auge.»
«Muss ich mich darüber aufregen?»
«Aber klar. Würdest du als Nati-Spieler lieber mit dem SFV-Logo oder dem Schweizer Kreuz auf der Brust auflaufen?»
«Ich soll mich jetzt für eine dieser Varianten entscheiden?»
«Anders gefragt: Möchtest du mit dem Logo der Herren Zloczower, Lämmli und Benoit auflaufen?»
«Diese Frage kann man ja nur mit Nein beantworten.»
«Siehst du? Mann könnte auch sagen: Die Schweizer spielen derzeit so schlecht, wie das Logo auf ihren Leibchen hässlich ist. Also unter jeder Sau.»
«Das hast du jetzt schön gesagt, Franz!»

Osterhasen

Dr. Eichenberger am Samstag den 22. März 2008

Heute wird zwar auch Fussball gespielt. Aber gerade heute geht es um etwas viel Wichtigeres.

«Hast du mein Osternest schon versteckt, Fritz?»
«Ich dachte, aus diesem Alter wären wir raus?»
«Ich bleibe eben ewig jung.»
«Du bist und bleibst ein Kindskopf.»
«Du hast mir also kein Osternest versteckt. Wie lange kennen wir uns nun schon?»
«Uff, ich würde sagen: seit Menschengedenken.»
«Eben!»
«Und seit wann interessierst du dich für Ostern?»
«Seit immer.»
«Quatsch! Du warst in deinem Leben noch an keinem Ostermarsch, noch hast du mir je ein Ostergeschenk gemacht. Was ich voll ok finde.»
«Dann müssen wir diesen schönen Brauch eben einführen.»
«Und was schenkst du mir zu Ostern?»
«Nichts. Ich bekomme ja auch nichts.»
«Das gefällt mir: So tun, als wäre nichts. An Ostern, an Weihnachten, an Silvester und wie die grässlichsten Tage im Jahr alle heissen.»
«Lassen wir’s. Dann suche ich mir jemand anderes zum Eiertütschen.»
«Den Osterhasen, ha ha!»

Schöne Frauen

Dr. Eichenberger am Samstag den 15. März 2008

Die Hobbies sind verschieden. Ausser dem einen, natürlich.

«Du bist am Autosalon gewesen, habe ich gehört?»
«Franz! Wer hat dir das gesagt?»
«Ein Kollege von uns.»
«Schöner Kollege!»
«Dann stimmt es also?»
«Natürlich stimmt es. Ist es verboten, den Autosalon zu besuchen?»
«Was hast du dort gemacht? Du fährst ja gar nicht Auto?»
«Ich fahre sehr wohl Auto. Nur besitze ich keines.»
«Mein ich ja.»
«Du warst offensichtlich noch nie am Autosalon.»
«Ich wüsste nicht, was ich dort machen sollte.»
«Neue Autos schauen, zum Beispiel.»
«Die neuen Autos sehen alle gleich aus und sind hässlich. Früher, da gab es noch richtig schöne Autos.»
«Am Autosalon siehst du nicht nur Autos. Sondern auch schöne Frauen.»
«Dafür muss ich nicht nach Genf fahren.»
«Sondern?»
«Ins Wankdorf pilgern. Wenn YB spielt und Ladies Night ist …»
«Du bringst wieder einmal alles durcheinander.»
«… oder YB Geburtstag feiert. Wie gestern.»
«Schon gut, du sollst das letzte Wort haben. Wie immer.»
«Ich habe nicht gewusst, dass du noch was sagen willst.»