Archiv für die Kategorie ‘Briefkasten’

Friede, Freude, Meisterkuchen

Dr. Rüdisühli am Montag den 1. Mai 2023

Viele Fragen am Tag danach – wir haben die Antworten.

(Foto: Thomas Hodel)

Warum habe ich heute so ein komisches Kopfweh?

Unser Meteorologe Herr der Ama erklärt: “Das liegt sicher an der Föhnlage. Ein Kollege von mir konnte kurz bei Google nachfragen: Bei einer klassischen Föhnlage liegt ein Tief über Frankreich und ein Hoch über dem Balkan. Dazwischen stellt sich eine starke Südströmung ein. Die Luft in der unteren Atmosphäre staut sich an den Südalpen und bleibt dort liegen. Aber Moment, liegt Bern an den Südalpen? Keine Ahnung, ich habe so ein komisches Kopfweh.”

Weshalb liegt keine Zeitung in meinem Briefkasten?

Weil der 1. Mai im Kanton Zürich ein Feiertag ist. Wenn Sie aber alles über den neuen Schweizermeister wissen wollen, können Sie hier das löbliche YB-Extrablatt geniessen.

Wo war eigentlich die RL-Redaktion letzte Nacht?

Das geht Sie überhaupt nichts an.

Und was feiern wir heute?

Natürlich den Geburtstag von Jean-Pierre Nsame! Skorergott Schämpu wird heute 30. Singen Sie mit und leiden Sie für den Rest des Tages nicht unter so einem komischen Kopfweh, sondern auch unter einem seltsamen Ohrwurm.

Löcher im Letzi

Dr. Rüdisühli am Sonntag den 22. Januar 2023

Soeben erreicht uns folgende Anfrage:

Geehrter Dr. Rüdisühli, im Spiel gegen YB hatte ein GC-Spieler mehrere grosse Löcher in den Stulpen. Was hat es damit auf sich? UAwg, P. L., U.

Lieber Peter, grundsätzlich gibt es zwei Erklärungsansätze. Der eine ist, dass die Garderobe der Grasshoppers – oder zumindest die Socken- und Stulpenkommode – von Kleidermotten befallen ist. Wenn dem so ist, empfehlen wir dem Kabinenverantwortlichen den Einsatz von Duftsäckchen mit Lorbeerblättern, Lavendel, Nelken, Zedernholz oder Pfefferminze. Das ist der ökologische Lösungsansatz. Daneben gibt es natürlich auch synthetische Insektengifte wie Empenthrin, Cypermethrin oder Prallethrin. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

Denkbar wäre auch, dass der Grasshopper zur wachsenden Gruppe der Fussballprofis gehört, die sich selber Löcher in die eng anliegenden Stulpen schneiden, um den Druck auf die Waden zu minimieren und somit Krämpfen vorzubeugen. Einer der ersten war Gareth Bale 2016 bei Real Madrid, Neymar machte damit an der WM 2018 Schlagzeilen, und nur fünf Jahre später hat dieser Trend offenbar Zürich erreicht. Herzlich, Ihr Dr. Rüdisühli

Bleich und gleich

Dr. Rüdisühli am Montag den 22. August 2022

Soeben erreicht uns folgende Anfrage:

Lieber Dr. Rüdisühli, YB hat so viele Spieler und dann sehen sie auch noch gleich aus. Bei den Dunkelhäutigen habe ich kein Problem. Doch die Weissen tragen sogar dieselbe Gesichtsbehaarung. Wie unterscheide ich z. B. die beiden Spieler im Bild? Beste Grüsse, Ihr L.L., Nairobi

Lieber Lars, warum wollen Sie die Spieler unterscheiden? Schliesslich heisst es “Einer für alle, alle für einen”. Nichtsdestotrotz helfen wir Ihnen gerne auf die Sprünge: Ugrinic hat nur einen r im Namen. Herzlich, Ihr Dr. Rüdisühli

Besondere Begegnung

Dr. Rüdisühli am Sonntag den 10. Juli 2022

Soeben erreicht uns folgende Anfrage:

Sehr geehrter Dr. Rüdisühli, in meinem Bio-Garten habe ich gestern dieses Foto gemacht. Was ist das und was machen die? UAwg, D. Z., U.

Lieber Dario, Sie sind hier genau richtig, wir sind ja das führende Botanik- und Zoologie-Forum dieses Landes. Sie haben auf einem Zucchetti-Blatt zwei Psyllobora vigintiduopunctata vor die Linse bekommen, im Volksmund auch bekannt als Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfer.

Der Psyllobora vigintiduopunctata lebt in Europa, Nordamerika und Asien. Seine Deckflügel sind kräftig gelb gefärbt und weisen je elf schwarze Punkte auf. Bei Gefahr zieht der Käfer die Beine an seinen Körper und stellt sich tot. Aus seinen Beinen sondert er dabei ein übelriechendes Wehrsekret ab. Besonders populär ist der Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfer in Skandinavien: Die beliebte finnische Rock-Pop-Gruppe 22-Pistepirkko hat sich ja nach ihm benannt.

Nun gut, das war natürlich jetzt alles nur Quatsch. In Wirklichkeit sind das einfach zwei notgeile YB-Käfer beim Liebesspiel. MfG, Ihr Dr. Rüdisühli

Meyers Meisterstadt

Dr. Rüdisühli am Dienstag den 5. Juli 2022

Soeben erreicht uns folgende Anfrage:

Sehr geehrter Dr. Rüdisühli, ich interessiere mich für Kunst und bin gestern auf dieses interessante Foto gestossen. Daher meine Frage: Von wem stammt das schöne Bild an der Wand? UAwg, F.B., B.

Lieber Franco, Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack. Das Bild heisst “Meisterstadt Bern”, hängt im Büro von Christoph Spycher und stammt vom Künstler André Meyer. Die Arbeiten des gebürtigen Aargauers, der nunmehr in Bern wohnt, bestehen hauptsächlich aus Acryl- und Tuschefarben und sind mit dem Spachtel verarbeitet.

Seit Juni 2020 befindet sich André Meyer in der gelbschwarzen Phase. Mit dem Segen des BSC YB integriert er Fanartikel wie Fahnen, Schals undsoweiter in seine Bilder. “Diese Gemälde sind sehr individuell und einzigartig gestaltet und passen bestens ins Wohnzimmer eines jeden YB-Fans”, sagt André Meyer. Am besten suchen Sie sich jetzt gleich ein passendes Sujet aus, Herr Baresi. Herzlich, Ihr Dr. Rüdisühli

Dr. Rüdisühli erforscht das Publikum.
Heute: Sekundenschlaf

Rrr am Montag den 6. Juni 2022

Die Saison ist vorbei und beschäftigt uns noch immer.

“Komm lauf schnell und bring mir nur diese Sekunde zurück”, singen Fortuna Ehrenfeld in ihrem neuen, wunderbar wehmütigen Song Brüsseler Platz. Ja, es sind oft einzelne Sekunden, die einen von einer langen Saison in Erinnerung bleiben.

Welche Sekunde aus der Saison 2021/22 waren Ihre schönste? Und welche Sekunde die allerschlimmste?

Verraten Sie uns Ihre Antwort in den Kommentaren. Wir sind gespannt!

Eine Frage zur Lage

Dr. Rüdisühli am Dienstag den 15. März 2022

Soeben erreicht uns folgende Anfrage:

Sehr geehrter Herr Rüdisühli, während Jahren fühlte ich mich nach dem Wochenende ausgeruht und erholt. In den letzten Wochen hat sich das stark verändert. Oft kann ich am Sonntagabend nicht einschlafen und bin am Montagmorgen noch immer schlecht gelaunt.

Dazu fehlt mir oft das Vertrauen ins Schicksal – ich fürchte mich, dass mir etwas, was ich sonst mit links mache, plötzlich in letzter Minute schief geht. Würde ein Wechsel meines Psychologen Sinn machen? Beste Grüsse, L. L., N.

Lieber Lars, schalten Sie Ihr Handy aus, lehnen Sie sich zurück und fragen sich: Erreicht mich mein Psychologe noch? Wenn nein, ist nun der richtige Zeitpunkt, den Mann im gegenseitigen Einvernehmen und unter Verdankung der geleisteten Dienste per sofort freizustellen. Wir sind sicher, dass es Ihnen mit der neuen Psychologin schon am kommenden Wochenende deutlich besser gehen wird.

Wenn nicht, sind es wohl andere Gründe, die für Ihre Probleme verantwortlich sind: Pech, Unvermögen, mangelnde Motivation infolge Erfolgssättigung, Verkettung unglücklicher Umstände, vielleicht auch einfach ein negativer Lauf, und dann natürlich der starke Franken, das Klima, Corona. Wir wissen es nicht. Fragen Sie doch Ihren Psychologen! Ach so, den haben Sie ja freigestellt. Nun, es kommt dann schon wieder gut. Irgendwann. Ganz sicher. Also wahrscheinlich. Vermutlich. Eventuell. Herzlich, Ihr Dr. Rüdisühli

Quasi Quiztag

Herr Winfried am Mittwoch den 29. Dezember 2021

Gesucht ist eine Ortschaft in der Schweiz.

Mindestens zwei ehemalige Profi-Fussballer sind an diesem Ort geboren – beide verbrachten eine gewisse Zeit ihrer Karriere beim berühmten BSC Young Boys und sprachen durchaus den Dialekt von ihrem Geburtsort. Einer der beiden erzielte in seiner Berner Zeit insgesamt 48 Tore, der andere immerhin 8. Sie waren aber nie gleichzeitig in Bern unter Vertrag. Ah, und es wurden auch beide mal Schweizer Meister, einfach nicht mit YB.

Der Lokalverein des gesuchten Orts hat seine erste Mannschaft aktuell in der regionalen 3. Liga. Es sieht gut aus: Das Team führt die Meisterschaft nach der Hälfte der Saison an. Der Ort wird im Volksmund übrigens anders genannt, als man ihn schreibt (und ausserhalb der Region kennt) – dieser Spitzname sitzt so tief, dass ihn Wikipedia gleich an erster Stelle, also im ersten Satz, nennt. Der Spitzname kommt zudem auch in einer lokalen Biermarke vor.

Wer am frühsten an diesem Morgen die Puzzleteile zusammensetzen kann, gewinnt a) das Spiel, b) wie immer Rum und Ehre sowie c) einen Preis, für dessen Auswahl er oder sie kontaktiert werden wird. Nennen Sie also bitte die gesuchte Ortschaft sowie die beiden ehemaligen YB-Spieler.

Mitspielen können Sie auf 0800 1898 1898 (Fr. 1.898/Sekunde) oder gratis per WAP. Viel Erfolg!

Plötzlich Paartherapie

Herr Winfried am Mittwoch den 15. Dezember 2021

Heute spielt YB gegen Basel, und das ist in gewisser Weise problematisch.

Die Stimmung in Bern ist angespannt vor dem Spitzenspiel gegen den FC Basel. Dessen Fans wollen trotz geschlossenem Gästesektor anreisen und versuchen vermutlich via YB-Ticketbörse Tickets zu hamstern. Es gibt aber noch Leute, die haben Probleme ganz anderen Kalibers. Soeben erreicht uns folgende Anfrage:

«Sehr geehrter Dr. Rüdisühli. Meine Stimmung ist zurzeit im Keller. Eigentlich läuft alles super, ich bin frisch verliebt und wir mögen uns sehr. Aber sie ist ungünstigerweise Basel-Fan und dann mag sie erst noch diesen Stocker. Seit Tagen begegnen wir uns ausschliesslich in passiv-aggressivem Ton, die Situation spitzt sich zu. Jetzt bin ich ratlos. Wie zur Hölle sollen wir den Matchtag hinter uns bringen und die Beziehung retten? Herzlichen Dank für Ihre Hilfe. Ihr L.S. aus B.»

Bild via Fax

Lieber Luki. Das ist jetzt schampar unpraktisch, insbesondere in der Adventszeit wo doch Nächstenliebe besonders guttut und Trost spendet in dieser unsäglich kalten Nebelsuppe. Also, erstens ist der bevorzugte Fussballclub beim Kennenlernen natürlich eine Pflichtfrage, aber das hilft dir jetzt auch nicht mehr. Der Rat, die Beziehung zu beenden oder auf Eis zu legen, ist etwas für Dr. Sommers – also deutlich unter meinem Niveau. Ich habe dir deshalb folgenden Deeskalationskatalog zusammengestellt:

  • Trinkt tagsüber je 3 Liter Kamillentee mit Baldriantropfen. Alkohol hilft eher nicht.
  • Zum Essen empfehle ich YB-Wurst im Teig, keinesfalls Basler Läckerli, die wirken abführend.
  • Einigt euch, das Spiel nicht zusammen zu gucken (sie darf ja eh nicht ins Stadion, als Gästefanin)
  • Falls YB verliert, ist es nicht ihre Schuld, sondern die des Schiedsrichters. Zum Glück hat Jaccottet neulich seine Karriere beendet.
  • Sprecht danach am besten gar nicht über das Spiel. Ausser YB hat gewonnen, natürlich.

Vielleicht hat die Leser:innenschaft noch weitere Lösungsansätze für dein komplexes Problem parat. Herzlich, Dein Dr. Rüdisühli

Gelbschwarz im Gefängnis

Dr. Rüdisühli am Samstag den 7. August 2021

Soeben erreicht uns folgende Anfrage:

Geehrter Dr. Rüdisühli, das Migros Magazin berichtet in seiner aktuellen Ausgabe über die US-Kleinstadt New Bern, quasi “das andere Bern”. Der Berner Fotograf Michael von Graffenried hat den Ort über 15 Jahre immer wieder besucht und das Buch Our Town veröffentlicht. Darin findet sich dieses bemerkenswerte Foto aus dem Gefängnis von New Bern. Geht man im anderen Bern nicht gelbschwarz ins Stadion, sondern gelbschwarz in den Knast? UAwg, Herr c., B.

Lieber Herr clamam, tatsächlich! Auf den ersten Blick wirkt es so, als werde in einem Berner Parelleluniversum gerade ein Fan von Vincent Sierro verhaftet. Wir haben das Bild unter die Lupe genommen und können nach umfassenden investigativen, fotoforenischen und sporthistorischen Abklärungen Entwarnung geben.

Zunächst können Sie unschwer feststellen, dass es sich nicht um ein YB-Trikot handelt. Das erkennen Sie an der Gestaltung der 8 und natürlich an der Beschaffenheit des textilen Materials. Ausserdem steht nicht “Sierro” über der Zahl, auch wenn der Text angeschnitten ist.

Das Poleyster-Meshgewebe mit den kleinen Ventilationslöchern führt uns zu des Rätsels Lösung. Es handelt sich um ein – natürlich ärmelloses – Vintage Fan Jersey von Kobe Bryant, der US-Basketballlegende der Los Angeles Lakers. In den Tiefen des Internets fanden wir das Teil. Nun gut, hier in Gold-Lila, aber Schwarz ist definitiv auch eine der Vereinsfarben.

Verstärkt wird der YB-Effekt durch den schwarzen Pullover mit den halblangen Ärmeln, die der Häftling offenkundig unter dem Bryant-Jersey trägt. Hoffen wir, dass er nicht allzu lange hinter Schweizer, äh, schwedischen Gardinen, also im US-Gefängnis schmoren muss, denn irgendwie ist er ja vielleicht doch einer von uns. Herzlich, Ihr Dr. Rüdisühli

Monströs misslungene Metaphorik

Frau Götti am Mittwoch den 26. Mai 2021

BREAKING NEWS: Schweizer Stadien dürfen ab 20. August wieder gefüllt werden

Ilse v. Mueller-Fridnau begrüßt Sie zu Sprechstunde Nummer IV.

In meinem letzten literarischen Auswurf in diesem Fachorgan hatte ich Ihnen die Analyse einer lexikalischen Monstrosität in der Welt des Fussballes versprochen. Sollten Sie sich darauf gar ein wenig gefreut haben, muss ich Sie leider enttäuschen.

Nicht dass ich Ihnen jetzt das Versprochene vorenthalten würde. Jedoch handelt es sich bei diesem um etwas in höchsten Maße Unerfreuliches. Aber henu. «Es hilft alles nichts, wir müssen ran», sagte meine alte Deutschlehrerin jeweils, bevor sie uns nach den langen Ferien wieder zum Konjugieren schickte.

Wir befassen uns heute mit der Wendung «Spielermaterial», meist benutzt oder besser missbraucht im Problemkreis eines von einem Verein zu einem andern übertragenen Fußballspielers. Dass eine solche Wendung höchst problematisch und verletzend ist, illustriert zum Beispiel Folgendes.

Ausgehend von dem Begriff könnte ich ausführlich über die zunehmende Verdinglichung, Entmenschlichung und Materialisierung dieser unserer Welt referieren. Ich halte diese Ausführungen jedoch für unnötig und beschränke mich statt ihrer in aller Kürze auf den Hinweis darauf, woher der Begriff stammt und wodurch er völlig zu Recht in Ungnade fiel.

Er taucht zum ersten Male auf bei dem großen Dichter Theodor Fontane (ausgerechnet bei ihm, wie schrecklich!). Und zwar im Jahre 1852 in seinem Bericht «Ein Sommer in London» in einem militärischen Kontext: «Der englische Soldat, als rohes Menschenmaterial noch immer unvergleichlich (…)» Zu beruhigen vermag nur, dass der begnadete Meister der sprachlichen feinen Klinge und des Wortwitzes einen derartigen Begriff nur mit doppeltem Boden gebrauchen würde.
Karl Marx wählte die Wortfügung einige Male in «Das Kapital» (1867) – natürlich in kritischem Sinne. Später im Ersten Weltkrieg war oft von den vielen Verlusten an «Kriegs- und Menschenmaterial» die Rede.
Und – jetzt kommt das Monströse – Adolf Hitler benutzte den Ausdruck mehrfach in seinem politischen Grundlagenwerk «Mein Kampf». Im Zweiten Weltkrieg wurden KZ-Häftlinge, die nicht zu Arbeitszwecken einzusetzen waren, als «unbrauchbares Menschenmaterial» bezeichnet.

Kurzum:
Der Begriff hat eine absolut abscheuliche Ausprägung und ist unbedingt zu vermeiden. In seiner Monstrosität sprengt er beinah den Rahmen eines schiefen Bildes.

Haben aber Sie eine dahingehende Frage? So wenden Sie sich ohne Scheu an mich via meinen geschätzten Kollega Dr. Rüdisühli.

Seien Sie auch dieses Mal auf Freundlichste gegrüßt von Ihrer Ilse v. Mueller-Fridnau

Auszubügeln gibt es immer etwas

Frau Götti am Dienstag den 20. April 2021

Ilse v. Mueller-Fridnau begrüßt Sie zu Sprechstunde Nummer drei.

Aus aktuellem Anlass verschiebe ich die Besprechung der im letzten Beitrag angekündigten Monstrosität auf einen noch zu bezeichnenden späteren Zeitpunkt. «Gut Ding will Weile haben», wie die Poetin sagt.

Ich ziehe stattdessen die Beantwortung zweier eingereichter Depeschen vor, deren Anfragen ähnlichen Inhalts sind.
Gut, sie zielen damit auch beide am eigentlichen Thema der schiefen Bilder vorbei. Aber so war es auch zuvor schon. Offenbar scheint die Fragestellung die Leserschaft zu überfordern, sodass ich den Themenbereich hiermit leicht öffne.
Item. Kommen wir zu angesprochenen Anfragen. Deren erstere kommt von beschlagener Stelle und lautet folgendermaßen:

«Mich beschäftigt (…) ein Problem: Kurz bevor die 90 Minuten um sind, erklären mir die TV-Kommentatoren bei jedem Spiel, gleich sei die ‹reguläre Spielzeit› zu Ende. (…) Aber was ist danach? Beginnt nun die irreguläre Spielzeit? Sind dann alle ab der 91. Minute erzielten Tore auch irregulär? Warum greift der VAR da nicht ein?»

Und gleich angefügt die zweite Anfrage, von ähnlich beschlagener Provenienz:
«Immer mal wieder heisst es ja ‹da wurde X mit nicht legalen Mitteln gestoppt› oder ‹dieses Eingreifen von Y war illegal› (…) Viel richtiger aber «müsste es ‹regelwidrig› heissen oder ‹sanktionswürdig», niemals aber ‹illegal›.»

Beide Herren haben natürlich recht. Es geht nicht an, leichthin und unbedacht juristische Begriffe auf die doch eher spielerische Welt des Fussballes anzuwenden. Zu ernsthaft ist der Kontext, in dem sie sonst verwendet werden, und gerade in der Jurisprudenz ist Präzision und Stringenz der Begrifflichkeit absolut unabdingbar.

Soweit für heute. Zum Schluss wie immer das Angebot, sich bei Fragen an mich via Kollega Dr. Rüdisühli zu wenden.

Freundliche Grüsse, Ihre Ilse v. Mueller-Fridnau