Zum Fussball ins nahe Venetien.
Herr Harvest besuchte für Sie das Spiel Hellas Verona – FC Bologna.

Anreise
Verona erreichen Sie bequem mit der Bahn in etwa 5h 30min. Nach knapp drei Stunden sind Sie ab Bern bereits in Mailand, wo Sie umsteigen und nach weiteren 75min im Hauptbahnhof “Verona Porta Nuova” einfahren. Die Züge aus der Schweiz sind normalerweise pünktlich in Mailand, wenn Sie allerdings einen Regionalzug ab Domodossola besteigen (weil der Schnellzug mal wieder ausgebucht ist oder aus schierer Geldnot), rechnen Sie genügend Umsteigezeit mit ein.
Stadt
Die Etsch (italienisch “Adige” und damit Namensgeber für das Alto Adige, auf deutsch “Südtirol”) umfliesst die Altstadt in einer Weise, die Bernern ein leises Heimatgefühl bescheren wird, nur ohne die unseligen Höhenunterschiede. In der Altstadt finden sich einige schöne, alte Gebäude und wenn man sich von der überlaufenen und kaum von anderen Städten unterscheidbaren Hauptgasse mit den grossen Modeketten entfernt, entfaltet sie auch ihren Charme.
Hauptattraktionen sind die Arena und Julias Balkon. Vor der Arena können Sie lustige Fotos mit als Gladiatoren verkleideten Menschen schiessen und in ihr grossartige und stimmungsvolle Konzerte besuchen. Im Sommer verschreibt sie sich für mehrere Wochen der Oper, dessen Besuch ein besonders schönes Erlebnis sein soll. Julias Balkon (wer die Geschichte nicht kennt, kann sie hier nachlesen) soll gemäss Vermarktung ein außergewöhnlich romantischer Ort sein. In Tat und Wahrheit allerdings entpuppt sich der Innenhof unter dem Balkon als überfüllter Touristenkäfig, in dem die Menschen eine lange Schlange bilden, um einer Statue an die Brust zu fassen. Weiterer romantischer Höhepunkt sind die vielen Liebesbotschaften, die mit gebrauchten Kaugummis an die Wand geklebt werden.
Club
Hellas Verona ist neben Chievo Verona einer von zwei Clubs aus Verona, die in der Serie A spielen (zwei Clubs gibt es auch in Genua, Turin, Mailand und Rom). Gegründet wurde er 1903 und seinen grössten Erfolg feierte er 1985 mit dem Meistertitel. Danach fiel er allerdings bis in die Serie C und stieg erst 2011 wieder in die zweithöchste Spielklasse auf. Seit 2013 spielt Hellas wieder in der Serie A.
Neben bekannten Spielern wie Valon Behrami und Mario Frick spielten auch unbekanntere wie Javier Saviola, Luca Toni, Filippo Inzaghi oder Thomas Berthold für den Verein.
Stadion
Das “Stadio Marcantonio Bentegodi” fasst knapp 40’000 Zuschauer und dient sowohl Hellas als auch Chievo als Heimstätte. Die Nähe zum Bahnhof und zur Altstadt macht es gut zu Fuss erreichbar. Für das Ticket gibt es drei verschiedene Preiskategorien, abgestuft nach Attraktivität des Gegners. Einlass wird Ihnen (wie überall in Italien) nur gewährt, wenn Sie einen gültigen, mit Foto bestückten Ausweis zur Hand haben. Herr Harvest zahlte 23 Euro, die weibliche Begleitung nur 15. Die sexistische Preisgestaltung ermöglicht es dem Club dafür, auf Mittel wie “Ladies Nights” zu verzichten. Die Tickets ermöglichten den Zutritt zum höchstgelegensten Sektor am Seitenrand des Spielfelds. Mit dieser Distanz störte dann auch die Leichtathletikbahn nicht weiter.


Vor dem Stadion gibt es tolle Fanartikel aus China...

...und diverse Essensstände

Herr Harvest trinkt Bier und isst Pommes für 5 Euro

Stadion zur Linken (oben Bologna Fans)


Stadion zur Rechten (oben Hellas Fans)

Verpflegungsstand im Stadion

In der Pause wird auf der Bande diversen Leuten gratuliert

Herr Harvest geniesst das Spiel im kalten Verona


Weit und breit keine Bologneser, doch die Polizei sperrt die Strasse und alle drängen sich durch ein kleines Schlupfloch
Verpflegung
Im Stadion ist die Verpflegung eher dürftig (immerhin Vin brulé und Snacks), dafür können Sie sich vor dem Spiel an einem der vielen Stände den Bauch voll schlagen. Herr Harvest begnügte sich mit einer Portion Pommes Frites und einem Birra Moretti (4dl, zusammen 5 Euro). Je nach Lust und Laune finden Sie aber auch Essen mit toten Tieren und die üblichen Biere von noch grösseren Brauereien.
Spiel
Das Niveau des Spiels verlangte Herrn Harvest keine grosse Anpassung ab, was aufgrund der Ausgangslage (beide Teams verloren die letzten vier Spiele) auch nicht zu erwarten war. Bei der Durchsage der Mannschaftsaufstellungen wurden der Trainer und etwas weniger intensiv die Nummer 93 von Hellas schamlos ausgebuht. Bereits nach dreieinhalb Minuten und zwei haarsträubenden Fehlern wurde klar, wieso auch der linke Aussenverteidiger (93) nicht allzu viele Sympathien geniesst. Die rosa Gazzetta wird am nächsten Tag schreiben, dass Fares (93) zwar das 1-0 mit einer schönen Flanke assistierte, doch 26 Fehlpässe spielte.
Hellas geht zweimal in Führung (1-0 und 2-1), verliert dann aber trotzdem mit 2-3. Am Ende schlugen zwei Bologneser die Zeit dann noch mit Krämpfen tot, um das Spiel nicht noch aus den Händen zu geben. Das Spiel war vom Niveau her vergleichbar mit den letzten beiden Partien zwischen GC und Lugano, doch um Weiten unterhaltsamer. Bemerkenswert war auch ein Unterbruch von etwa zwei Minuten, weil niemand bereit war das heruntergefallene Fähnchen wieder auf den Pfosten beim Ecken zu stülpen.
Fazit
Ein Spielbesuch in Verona lohnt sich allemal. Vor allem, wenn vorher und/oder nachher noch Zeit für die Besichtigung der Stadt bleibt. Auch das Stadion bietet viel mehr als nur Fussball, so erfreute sich die Begleitung von Herrn Harvest deutlich mehr an den Felsenschwalben, die im Stadion brüten oder zumindest den Winter dort verbringen.