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Misogynes Metaproblem

Herr Winfried am Mittwoch den 3. August 2022

Kevin Grossenbacher ist wieder in Aufruhr: Diesmal wegen des deutschen Rundfunks.

Liebe Mitmenschen*,

Die mitteleuropäische Fortschrittsgesellschaft vollzieht einen Rückschritt nach dem andern. Immer wenn wir ein My vorankommen (viel Aufmerksamkeit für die Frauen-EM <3), kommt ein verheerender Fauxpas, um das Erreichte sogleich wieder obsolet aussehen zu lassen.

Ich war eben zurückgekehrt von einer Ayurveda-Kur im Puschlav mit so tollen Menschen, wir übten uns in «Digital Detox» und meine innere Energie war genau im Lot, als ich auf dieses Plakat stiess. Da zog sich jede federleicht gekämmte und geglättete Faser in mir zusammen.

Bild via Twitter

Ab Samstag wird auch innerhalb der (selbstredend unnötigen, denn No Borders!) Deutschen Landesgrenzen der Ligabetrieb auf höchster Stufe aufgenommen. Dem Sportlichen messe ich naturgemäss eine maximal sekundäre, eher tertiäre Bedeutung bei – denn Wettkampf ist bekanntlich etwas Toxisches, besonders wenn es vornehmlich privilegierte Heteromänner betreiben und es dabei auch um extraorbitante Geldsummen geht.

Aber der Fussball als gesellschaftliche Triebfeder (besonders in Deutschland!) hat auf der Metaebene eine ganz grosse Kraft. Fussball kann neue Leitplanken setzen, Werte verändern, Diskussionen anstossen – denn das Private ist politisch! Aber dieses Plakat ist die sprunghafte Rückkehr in die Steinzeit. Ich ertrage das kaum, liebe Leser*innen. So ein rückständiges, stereotypisch verseuchtes, binäres Geschlechterverständnis macht mich direkt fiebrig. Dazu ist es hochgradig frauen- bzw. mädchenverachtend, jungenverherrlichend und insgesamt sehr misogyn. Auch männlich gelesene Kinder können Pferde mögen. Ausserdem frage ich mich: Was ist so schlimm daran, ein Pony zu spielen?

Lauter implizite Verstösse gegen eine antidiskriminierende Gesellschaft, wie ich sie mir wünsche. Sehr erschöpft bin ich auch deswegen, weil die Urheberin des Schandwerks keine Geringere ist als die Allgemeine Deutsche Rundfunkanstalt. Für solche grosskapitalistischen und neoliberalen Werbeaktionen bezahlen Menschen* in Deutschland ihre Haushaltsabgabe. Dagegen würde ich mich wehren, bei der zuständigen Stelle vorstellig werden und allermindestens mein Unwohlsein äussern – und auf jeden Fall eine Diskussionsrunde zu genderfluiden Rollenbildern veranstalten.

*: Der Stern ist keine Fussnote, sondern ein allinkludierendes Zeichen der weltumspannenden Universalität

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30 Kommentare zu “Misogynes Metaproblem”

  1. Rrr sagt:

    Vielen Dank Kev für diesen wichtigen und richtigen Beitrag. Bei mir stellt sich zusätzlich die Frage ein, warum die Allgemeine Deutsche Rundfunkanstalt ARD heisst und nicht ADR.

  2. PeriphErich sagt:

    Äh? Aha!
    Oder besser: Äh! Aha?
    Item. Intéressant auch, dass in der Fussnote zum Ausdruck gebracht wird, dass es sich eben gerade nicht um eine Fussnote handelt. Raffiniert!

  3. Bregyschorsch sagt:

    Und jetzt bitte keine lauwarme Diskussion, dieses allinkludierende Unwohlsein muss wirklich an- und ausgesprochen sein!

  4. El Tren sagt:

    Bin ich froh, dass ich einen Sohn habe. Der tschuttet. Und nicht Kevin heißt. Übrigens: Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland. Bitte.

  5. Briger sagt:

    Und warum nicht AdörRdBRD?

  6. dres sagt:

    Ich hatte noch einen Espresso oder zehn Bier zu wenig für solche Themen. Aber Ayurveda ist definitiv kulturelle Aneignung. Dieser Kevin ist ein Kolonialist, um nicht zu sagen ein weisser alter Mann mit Hut.

  7. ManU97 sagt:

    Da bin ich doch froh, dass die drei jungen Frauen, die mal meine Gottemeitschi waren, nun entweder im D stehen, 180er Töff fahren oder Physik studieren. So schwierig ist dieses Inkludierungsdings nun auch wieder nicht. Wobei ich noch nicht ganz durchblicke, wie die CO2-Kompensation beim 180er funktioniert.

  8. spitzgagu sagt:

    Ich fühle mich auch unwohl und würde gerne meinen Kater gegen dieses Pony tauschen.

  9. Alleswisser sagt:

    der Test überfordert mich, daher eine Themenverlagerung:

    die mal meine Gottemeitschi waren

    bleibt man nicht lebenslang Gotte, Götti, Gottemeitschi oder Göttibueb?

    Guten Morgen

  10. ManU97 sagt:

    Das ist eben eine dieser entscheidenden Fragen im Leben, Herr Alleswisser.

  11. Herr Lich sagt:

    Guten Morgen! Ich habe erst die Hälfte des Textes gelesen und nur einen Drittel verstanden. Offenbar geht es irgendwie darum, dass das Leben kein Ponyhof ist.

  12. Baresi sagt:

    Muss der Zielgruppe, die so ein Plakat gut findet, gesagt werden, dass ab Samstag wieder BL-Fussi ist oder wissen die das nicht sowieso?

  13. Alleswisser sagt:

    eigentlich hatte ich auf Antworten und nicht auf

    Fragen im Leben

    gehofft…

    …aber immerhin habe ich durch Sie, geschätzte Frau ManU97, meinen Töff-Horizont erweitern können (in meiner Wahrnehmung gab es bis anhin bei den unteren Klassen 125ccm oder 250ccm).

  14. Baresi sagt:

    Und wenn schon, dann bitte richtig.

    ((Headline))
    Schöner, jünger, geiler – am Samstag gehts los

    ((Copy))
    Sportschau
    Bundesliga
    Samstags 18 Uhr

  15. dres sagt:

    Herr Alleswisser, posten Sie doch ein Auto oder wenigstens ein Velo. Dann hört dieses Gendergschtürm sofort auf.

  16. imi sagt:

    Guten Morgen. Also ich bin da bei Herrn Baresi und finde das Plakat textlich und inhaltlich sehr öde!
    Und Götti/Gotte bzw. Göttimeitsch etc. ist man doch gefühlt eigentlich für immer. Aber vielleicht sagt die Kirche da was anderes. Also vielleicht von Taufe bis Konfirmation?

  17. Durtschinho sagt:

    Ich finde es aber wie auch interessant, dass “Das Erste” ja eigentlich schon ziemlich genderfluid daherkommt, aber darüber redet wieder niemand!

  18. Stålfarfar sagt:

    Das Thema Velo ist erwünscht? Voilà heute in der Hauptstadt-Zeitung

  19. Frau Villa sagt:

    aber darüber redet wieder niemand

    Machen Sie sich nicht so runter, Herr Durtschinho. Sie reden darüber, und Sie sind auch jemand. Für mich wie ein bisschen der helle Stern dieses Fachforums, der einmal mehr den entscheidenden Punkt anspricht.

  20. YBeler sagt:

    Also…es liegt nicht nur an der Hitze….mir fehlen nebst den Bierchen noch die gelbschwarzen Punkte von morgen gegen Kups und das Pony, welches vor dem Fenster vorbeifliegen sollte. He-nu-so-de.

  21. Hermann sagt:

    Gegen eine Pony-Party gibt es eigentlich nichts einzuwenden, wie ich finde

  22. Herr Lich sagt:

    Darf ich noch kurz die Göttifrage auflösen? Natürlich ist man das Leben lang Götti, das war ja früher nicht nur eine religiöse, sondern auch eine rechtliche und lebenspraktische Idee. Wer weiss, was aus Matthias Hüppi geworden wäre ohne seinen Götti Martin Furgler?.

  23. Alleswisser sagt:

    eigentlich war mir schon klar, dass Gotte und Götti ein Dauerzustand ist, aber bei Gottemeitschi und Göttibueb war ich mir nicht sicher. Hätte nichts dagegen, schliesslich lebt mein Götti glücklicherweise noch.

    Ohh, Herr Lich begibt sich in die TV-Zeit kurz nach dem Aktivdienst. Ist übrigens bekannt, wer der Götti von Herrn Rufer ist?! Muss ein sehr einflussreicher Mann dort sein!

  24. dres sagt:

    Ich bin Ihrer aller Götti, wenn Sie berühmt werden wollen. Einzahlungsscheine kann ich Ihnen online oder per Post (+Versandgebühren) schicken. Besonders Herr Kevin könnte viel von uns lernen.

  25. Herr Lich sagt:

    Ja, das waren noch Zeiten! Wenn ich Sportsendungen von damals schaue, merke ich, wie alt ich wirklich bin.

  26. Durtschinho sagt:

    Sie reden darüber, und Sie sind auch jemand. Für mich wie ein bisschen der helle Stern dieses Fachforums, der einmal mehr den entscheidenden Punkt anspricht.

    Worte, die gut tun, Frau Villa – Sie und einige wenige andere Mitmensch*ende sind der Grund, dass ich mich nicht gänzlich unbehaust fühle in diesem hin und wieder doch eher ruppigen Fachforum!

  27. passiver attacker sagt:

    zum glück ist keves turban weg.

  28. Liga zum Schutz der armen Katzen sagt:

    Schön, dass Sie alle nicht mehr von Katzen sprechen, die eingetauscht werden sollen! Das tut gut in diesen schwierigen Zeiten.

  29. Rrr sagt:

    Ich möchte auch immer Götti sein, aber einfach ab Konf ohne Geschenke. Danke.