Das Mentale ist wichtig, das sagte schon Alain Sutter immer, als er weiland noch die TV-Pausengespräche sidekicken durfte. Und trotzdem fragen sich alle: Was passiert da eigentlich auf dem Platz, wenn es einfach nicht mehr läuft?
Hier kommt nun Doktor Drandarevski von der Berliner Wiegmann-Klinik ins Spiel, der uns vorschlägt, das Ganze doch mal psychoanalytisch zu deuten. Was ist denn eigentlich ein Fussballspiel? Was stellt es dar? “[D]ie spezifische Dynamik [ist] die von zwei miteinander konkurrierenden mittelgroßen Gruppen in einem halboffenen Setting […], die mit störanfälligen Mitteln bei viel Zeit und Raum versuchen, […] eine kohärente Verbindung untereinander aufzubauen, um Tore zu erzielen und zu verhindern.” (S. 62f.) Gruppentherapeutisch ausgedrückt, wird also stets gerungen um Kohärenz und Kohäsion, es geht um Rivalität und Konflikte. “Im Spiel manifestieren sich anhand der Art des Zusammenspiels die Beziehungen der Spieler und somit auch deren unbewusste Dynamiken.” (S. 67) Unbewusst und deshalb dem Kopf nicht wirklich zugänglich, schon gar nicht im Eifer des Gefechts.

Champions-League-Final 1999. Spielverlauf und unbewusste Dynamik der letzten Spielphase (Quelle: Drandarevski 2021, S. 68)
Hätte nun Herr Hitzfeld mehr psychoanalytisch-interaktionell trainiert, wäre das Debakel 1999 vielleicht gar nie passiert. Oder vielleicht trotzdem, denn sein Kontrahent Herr Ferguson habe in seiner Mannschaft eben viele “positive[…] Vater-Sohn-Übertragungen” (S. 68) aufgebaut, und das musst du auch erst einmal hinkriegen mit so Fussballprofis.
In diesem Sinne: Gut Holz!
Drandarevski, Alexander (2021): Die Anwendung psychoanalytisch-interaktioneller Positionen in der fussballerischen Praxis. In: Forum Psychoanalyse 37, 61–77
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Es geht doch in Wahrheit um den Streit beim FC Basel, oder Herr Noz (sehr schöner Beitrag)?
Das mag unbewusst eine Rolle gespielt haben, in der Tat. Ich analysiere das gleich mal.
Wahrscheinlich ein fantastischer Beitrag, Herr Noz.
Ich bin aber nur hier, weil ich die wöchentliche Zusammenfassung von FCB dodaal sehen wollte
Und Wissenschaft ist Diktatur.
Wenn Sie übrigens den ganzen Artikel lesen möchten, aber aus Gründen grad keinen Zugang haben, können Sie unverbindlich in mein Büro kommen (herr.noz ätt gmx.ch).
Ich notiere mir das hier alles, Herr Moeff.
Indertat! Wobei mir das ein wenig banal erscheint. Eventuell könnte man die Ausführungen noch mit der Systemtheorie (in Luhmannscher Ausprägung) und der Spieltheorie erweitern. Das wäre einmal spannend! Ich sehe eine Menge an Entscheidungsbäumen und Interpenetrationen!
Ich hätte nicht übel Lust, den Beruf des Fussballtrainers mal im Oevermann’schen Sinne arbeitsbündnislogisch zu deuten, Herr imi.
Vielleicht könnten Sie es einmal tun, Herr Noz, würde mich interessieren. Und apropos: Sie bieten tatsächlich an, alle möglichen wissenschaftliche Texte runterzuladen? Ich habe leider meinen Hochschulzugang “verloren” und würde davon regelmäßig Gebrauch machen!
Ich bin Ihnen so dankbar, Herr Noz. Endlich mal ein Beitrag mit einer gewissen Komplexität. Und das halboffene Setting hat bei jüngeren Männern in verschiedenen Kontexten schon positive Resultate gezeigt. Warum wurde jedoch die Mutter-Sohn-Beziehung nicht analysiert? Bei vielen Spielern scheint uns diese wichtiger. Namentlich dann, wenn sie wachsenden Rivalitäten nicht gewachsen sind und sich am Boden wälzend nach Muttis Busen sehnen.
Ich? Niemals!
Fantastisch, aber den Faktor Fan nicht vernachlässigen …
… wobei ich mit dem Studium der Anwendung psychoanalytisch-interaktioneller Positionen in der fussballerischen Praxis im Forum Psychoanalyse 37, Seiten 61–77, noch nicht ganz durch bin. Hopp YB!
Geil, Herr Noz, mit solchen wissenschaftlichen Beiträgen werden wir endlich den Pöbel los, der uns seit Jahren verfolgt und die Kommentare zumüllt.
Ich möchte nicht von Pöbel reden, Herr Rrr. Ich präferiere den Begriff ‚Plebs‘.
Sie kennen den ollen Ulrich, Herr Noz? Das macht ihren Beitrag noch fantastischer.
Aber auch: grande Herr Baresi, diese 1. Reihe haben Sie sich wahrlich verdient!
grossartiger RL-Tag heute, passend zum Wetter!
“Plebs”, ok. Und wie heissen doofe RL-Redaktoren, wissenschaftlich gesehen?
Ödifussi-Komplex auf baslerisch: Sohn Degen will Ziehvater Burgener “töten” und die Mutter (FCB) heiraten.
Besser hätte man die
InteressengegensätzeFachdiskussionen hier nicht qualifizieren können. Das hilft bestimmt weiter im engagierten Streben nach dem Salzburger Stier.Herr Rrr, ich bin mir wie nicht sicher, aber Sie finden so Beiträge plötzlich nicht mehr gut?
Also ich finde solche Beiträge super, Herr Durtschinho. Aber vermutlich bin ich so ein Pöbel oder Pleb.
Wissen Sie was, Herr spitzgagu, vermutlich konsumieren die Gelehrten dann solche Beiträge einfach heimlich.
Normalerweise kommt eine Zusammenfassung im RL.
Das wird hier leider kaum nachgefragt. Die meisten Leser*innen kommen eigentlich nur wegen den lustigen Filmli mit trotteligen Torhütern, fahrlässigen Verteidigern und stümperhaften Stürmern auf unsere Seite.
Jetzt bin ich wie froh, dass der Herr Shearer meinereiner abdeckt hier. Ob man mir dann Pöbel oder Plebejer sagt, geht mir woanders vorbei. Einzig über den
hätte ich mir jetzt eine vertiefte Abhandlung gerne zu Gemüte geführt. Andererseits deckt das Theater in Basel ja gerade auch noch alle anderen klassischen Topoi mit ab, von daher reicht es einfach, den Popcorn-Vorrat regelmässig aufzustocken.
Ach was, Herr Shearer, die Velo- und Autobildli ziehen bei uns Pöbel auch noch.
Ich bin einfach nur gern hier.
Hat jemand ‘Bier’ erwähnt?
BÖRKS
Schulligung
Nein.
Nein was?
Da wären wir dann auch wieder bei Manchester vs München. Nein, keine Fotos, et santé!
Mich würde noch eine Einordnung des zweimaligen “Ärger über Karius” bei der Analyse des 18er CL-Finals durch eine/n Goaliexpertin/en wunder nehmen, falls es in diesem Fachforum eine/n solche/n geben sollte. Sollte nicht gerade nach einem Goalifehler ein Ruck durch die Mannschaft gehen und der Zusammenhalt noch stärker werden? Und ausserdem hat der Autor die zentrale Rolle der Ramos’schen Blutgrätsche gegen Salah viel zu wenig gewürdigt.
Das peer review ist eben auch nicht mehr, was es mal war.
Goaliepsychologie ist extrem komplex, Herr all white. Wenn dann noch das Mannschaftsgefüge einbezogen wird, erreicht man erst recht die Tiefen der Metaphysik. Sie können also leider jedenfalls von mir keine rasche Antwort erhalten. Aber ich bin auch nur Torhüterexperte 1b.
auch ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen, Herr all white.
Bis in
werde ich Karius und den CL-Final von 2018 wohl erst ca. in 20 Jahren analysieren.
Momentan bin ich immer noch mit der Tragik des Brazil-Goalies Moacyr Barbosa im WM Final von 1950 beschäftigt.
Übrigens nicht alleine:
https://11freunde.de/artikel/ghiggia-aus-spitzem-winkel/427795
Nach ein paar Moretti – das Rechtschreibedings wollte Minarette schreiben – bin ich auch einfach nur gern hier. Prost allerseits.
Statt Bier zu trinken habe ich jetzt doch noch den Beitrag gelesen. Hab zwar nichts verstanden, aber an das Spiel erinnere ich mich gerne. Vermutlich hat meine damalige Schadenfreude auch einen so psychodings-Grund.
Trinken Sie ein paar Bier, und Sie werden alles verstehen. Auch das Psychozeugs.