Ilse v. Mueller-Fridnau begrüßt Sie zur heutigen Sprechstunde.
Vor kurzem ist Frau Götti mit einer Frage sprachlicher Natur an mich gelangt. Und dies, obwohl sie doch seinerzeit bei mir studiert hatte und es eigentlich selbst wissen sollte. Aber item. Ich stelle meine Expertise selbstverständlich zur Verfügung.
Es geht ihr um das Wortbild «alles in die Waagschale werfen». Immer wieder, sagt Frau Götti, werde dies im Fussball falsch verwendet, und zwar von Spielern gleichermaßen wie von Spielkommentatorinnen oder Trainern. Zum Beispiel hier:
Sie alle verwendeten die Formulierung fast schon inflationär häufig, um zu sagen, die Spieler hätten alles gegeben, alles aufs Ganze gesetzt. Dabei brauche man das Wortbild doch bei jemandem, der oder die etwas vergleichend und genau abgewogen habe – eben sorgsam in die Waagschale gelegt. Etwas abwägen könne man nicht mehr, wenn man voll im Spiel sei, meint Frau Götti. Das wäre ja, wie eine Partie Schach spielen zu wollen, während man am Besteigen der Eigernordwand sei.
Nun, dazu kann ich Folgendes sagen: Die Wendung «etwas in die Waagschale werfen» bedeutet schlicht und einfach «etwas als Mittel zur Erreichung von etwas einsetzen». In diesem Sinne kann es durchaus als Metapher in der Welt des Fussballes verwendet werden.
Woran sich Frau Götti wohl stößt, ist das Wort «Waagschale» in seiner etymologischen Bedeutung. Ein Gespür für die Herkunft eines Wortes an den Tag zu legen, ist grundsätzlich lobenswert. In diesem Falle mündet dies aber in einer überkorrekten — um nicht zu sagen spitzfindigen — Interpretation von Sprache und ist fehl am Platze.
Aber item. Zum Schluss noch dies Angebot: Haben auch Sie eine Frage zur Metaphorik des Fussballes oder möchten ein schiefes Bild ausgebügelt sehen? Gerne nehme ich mich des Problems an, via meinen geschätzten Kollega Dr. Rüdisühli.
Freundliche Grüsse, Ihre Ilse v. Mueller-Fridnau
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Shame on you, Frau Götti, da scheinen Sie zu viel in die Waagschale geworfen zu haben.
herzl Dank an Frau Götti und an Frau v. Mueller-Fridnau.
es wäre jetzt übertrieben zu sagen, dass auch ich mich jahrelang über die unpassende Verwendung von
echauffiert hätte, aber bei näherer Betrachtung habe ich aber auch ich eine Anmerkung anzubringen.
Richtig sollte es nämlich heissen:
alles in die Waagschale legen
oder haben Sie schon jemals auf dem Markt einen Händler gesehen, der das Gemüse in die Waagschale wirft?
Ein Beitrag von Frau Professor! Mein Tag, ach was erzähle ich da, mein Jahr ist gerettet.
Guten Tag, meine sehr verehrten Herren.
Mich stört die inflationäre Verwendung von ‘überragend’, weil mehr als 1 Spieler kann ja nie alle(s) andere überragen, und dann natürlich diese unsägliche ‘Spielgerät’, wenn man vom Ball spricht.
Herr Alleswisser, ich muss Ihnen leider widersprechen. Die Wendung «in die Waagschale werfen» geht auf einen Bericht des Livius über den Gallierkönig Brennus zurück. Dieser habe beim Aufwiegen der Kriegsbeute den obsiegenden Römern höhnisch auch noch sein Schwert in die Waagschale geworfen.
Und Herr Natischer, schreiben Sie bezüglich Ihrer Anfragen eine Notiz an Herrn Rüdisühli?
vielen Dank für die Schliessung meiner Bildungslücke, sehr geehrte Frau v. Mueller-Fridnau
hoffentlich mit einem gutenTouch*
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passend zum heutigen Sprachgebrauchs-Nachmittag füge ich somit noch an:
* einen guten (oder schlechten) Touch gibt’s beim Aufprall / Fangen (wie meist von mir verwendet) oder eben auch bei der Abgabe, dann aber meist Ballgefühl genannt.
Frau Professor, geht doch auf: Ich werfe alles in eine Waagschale, damit der Teil, den ich “beworfen” habe, sich zu meinen Gunsten neigt.
Den kennen Sie wohl, da hat es ein paar gute Illustrationen:
Was ich gegenwärtig viel höre (ich habe bei der wöchentlichen Sendung, die einem beliebten Fussiverein in der Nordschweiz gewidmet ist, nachgeledert) und eine ziemlich bescheuerte Floskel finde: Dass der Verein “den Fans gehört”.
Meine Herren (und leider keine Dame bis jetzt?), Seien sie doch so gut und machen, was die Alte wünscht: Mailen Sie ihr doch Ihre Anliegen, Herrgott noch mal.
Ein fantastischer Beitrag, wenn auch zu wenig ausgewogen. Es gibt ja verschiedene Waagen. Wenn man in jene mit zwei Schalen zu viel in die eine Schale wirft, spickt die andere Schale voll nach oben. Dagegen braucht doch heute jeder halbwegs seriöse Koch oder Bäcker eine digitale Waage. Und da kann er ja auch nicht einfach alles in die Waagschale schmeissen, sonst erreicht er eine höchst mittelmässige bis gruusige Züpfe. Ich brauche gar nie eine Waage, unsereiner macht das alles mit Gefühl.
Die derzeitigen Exponenten des FC Basel 1893 und deren Absichten sähe ich lieber im Waaghof als in der Waagschale.
Herr Baresi, jetzt ist doch nicht der Moment, die Hände zu verwerfen – schauen Sie die Situation doch einmal so an: Dave Degen hat bereits seine Fühler nach GC ausgestreckt, jetzt Centricus einspannen, beide Vereine übernehmen, zusammenführen (Rotblauweiss-Irgendwas, das wäre nur ein Projektname), und dann via Marco Walker gleich noch Sion ins Boot holen (und Rot-Weiss wäre ja eh schon abgedeckt), puis voilà quoi!
Frau Professor, ich habe auch eine Frage, aber es geht nicht um Fussball: Heute stand in einer österreichischen Zeitung, dass der Andreas Gabalier am Abend im TV seinen Maulkorb brechen werde. Jetzt bin ich nicht sicher, möchte er nicht lieber sein Schweigen brechen? Oder in den Maulkorb erbrechen?
OT: Nach den Chinesen jetzt David Degen? Armer GC.
Also mir gefällt in diesem Beitrag vor allem die Formulierung …
… and cheers!
Geschätzter Herr Walter, dies möchte ich hier eher nicht beantwortet sehen. Es scheint auf eine nicht ganz reinliche Antwort hinauszulaufen . Und wer überhaupt ist der genannte Herr?
Wenn Herr Gabalier seinen Mund öffnet, ist Brechen eine überaus weitverbreitete Reaktion, Herr Walter.
HUALP!!!
(Entschuldigung, bei mir reichts schon, wenn ich nur den Namen …)
Frau Professor, ich habe nachgeschaut: Der Mann wird “Alpen-Elvis” genannt, sich selbst bezeichnet er offenbar auch als “Volksrocker”, und er hat einen soft spot für Frauenfussi:
Pardon: “Volks-Rock’n’roller”!
“vae victis”,Frau Professor. Aber haben wirklich die Römer obsiegt damals?
Herr natischer, kennen Sie Peter Crouch?
Herr spitzgagu, in der Tat ist es natürlich passiv zu formulieren, das heisst die Römer obsiegten nicht, sie wurden besiegt. Verzeihen Sie, die Historie ist weniger mein Kerngebiet.
Ah, Herr Durtschinho, ich habe genau an diesen Beitrag gedacht beim Thema Wortbild – wie Frau Professor schön sagt – und Fussball. Die Waagschale ist leider nicht dabei aber sonst einige köstliche Floskeln.
Und alle Gabalierens dieser Welt auf den Mond! Herr Natischer, steht die Rakete noch in Ihrem Schöpfli?
Weil der ragte tatsächlich alle über, Herr Briger? Ja, den kenn ich.
Mir gehts aber um halbgare Torchancen, Dribblings oder Freistösse, die dann gern als ‘überragend’ bezeichnet werden. Einfach als Steigerung von ‘gut’.
Wie? Nein, sonst grad keine grösseren Sorgen …
Danke der Nachfrage, Herr Renz!
Wir wurden tatsächlich gerade heute zu einem offenbar recht umfangreichen Auftrag vermittelt:
Und sie ist in einem einwandfreien Zustand! Ich hatte vergessen, dass da auch ein Samichlaus-Wappen drauf ist.
Wünscht Frau Professor Pommes Frites oder Nüdeli zum Steak?
Genau, Herr Natischer. Für den wurde das Wort überragend doch erfunden.
So eine Frakete der Woche wäre mal wieder was. Nostalgiewochen pur im RL, sozusagen.
Einfach nicht zu weit zurück, höchstens bis zum 28.4.18 Sonst müssen wir dann wieder Verben
erfindenausgraben.Pommes alumettes, Herr Ober!
Herr Ober, bittescheen. Diese Leistung schreit nach einem flach gebügelten Wiener Schnitzel für die gnädige Frau. Habe die Ehre.
O, sehr aufmerksam, junger Mann.
Ich kenn nur den Galibier, der ist auch in den Alpen und jederzeit besuchenswert.
Wie wahr, Herr Shearer!