“Va te faire foutre avec ton système de merde.”
2010 ist die WM in Südafrika zu Gast und mit Frankreich darf ein Team mittun, welches sich mit einem Handstor gegen Irland durch die Qualifikation gemogelt und in der Vorbereitung durch einen Sex-Skandal (Ribéry) verstört hat. Frankreich nistet sich in einem Luxusresort ein, Frauen und Kinder allenthalben und herzlich willkommen und weils denen dann langweilig wird, fliegen sie halt nach New York zum Shopping. Der Trainer unsicher, die Spieler überheblich, die Presse kritisch und das das erste Gruppenspiel gegen Uruguay grauenhaft sowie unentschieden. Also muss schon in der nächsten Partie, am 17. Juni gegen Mexiko, unbedingt ein Sieg her, sonst droht die vorzeitige Heimreise.
Frankreich spielt erneut scheusslich und als in der Halbzeitpause des noch torlosen Vorrundenspiels Trainer Domenech den einzigen Stürmer Anelka auffordert, sich besser in das taktische Schema einzuordnen und mehr Laufbereitschaft zu zeigen, kommt es zum Eklat. Anelka lässt sich die Kritik nicht gefallen und beschimpft seinen Übungsleiter übelst. Domenech wechselt Anelka sofort aus, lässt aber zum Beispiel Henry weiter auf der Bank. Und Mexiko gewinnt 2:0.
Einen Tag später lesen wir Anelkas verbale Entgleisung auf der Titelseite der französischen „L’ Equipe“ und unmittelbar danach wird Anelka vom französischen Fussballverband von der WM ausgeschlossen. Die anderen Spieler, die toben derweil gegen den Maulwurf, der die Vorgänge aus der Kabine an die Zeitung weitergegeben hat.
Und jetzt endet die Chose wirklich absurd: Ein paar Spieler verweigern das öffentliche Training und also gehts unverrichteter Dinge wieder in den Bus und vor dem Bus steht tatsächlich Domenech und der verliest eine Erklärung der Mannschaft. Team-Manager Jean-Louis Valentin ist fassungslos und tritt sofort zurück. Immer schlimmer: Die Franzosen verlieren auch gegen Südafrika und müssen nach Hause. Kurz darauf tritt Domenech zurück und am 17. August werden die mühsamsten Spieler auf Zeit aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen: Anelka für 18, Evra für fünf, Ribéry für drei und Toulalan für ein A-Länderspiel. Hier ein paar Bewegtbilder dazu.
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Die wollten doch nur den Vuvuzelas entfliehen, die Franzosen.
Ich dachte immer, dass der Franzose streiktechnisch sattelfester ist. Ob er wegen dieser Vuvuzela verwirrt war? Ansonsten erinnere ich mich wirklich nur noch an das Spiel gegen den Spanier, sogar den Franzosenskandal habe ich verdängt gehabt.
Da haben die Franzosen den Trainer zum Bock gemacht und diesen dann doch zumindest ein bisschen umgestossen. Ich weiss grad nicht, weshalb mir jetzt trotz Anelka und Domenech spontan der FC Basel in den Sinn kommt.
Aber sonst kommen mir beim Franzosen wirklich nur Autos, Asterix, die Ch’tis und ein paar andere Komiker in den Sinn. Fussballerisch kann ich mich mit dem einfach nicht anfreunden.
Zidane, Herr Dres?
Vielen Dank, Her der Ama.
Da ich lockdown-bedingt die Netflix-Anelka-Doku geschaut habe, habe ich das Thema des heutigen Beitrages noch sehr präsent.
war vermutlich die tatsächliche Aussage. In der L’Equipe wurde auf dem Titelblatt nach diesem Spiel aber die bevorzugte Sexualpraktik des Trainers und der Beruf der Trainer-Mutter für ein Fake-Zitat von Anelka verwendet.
Obwohl auch ich Anelka nicht mag, war das eine grobe journalistische Fehlleistung und noch schlimmer ist, dass Anelka später vor Gericht gegen die L’Equipe verloren hat, da es offensichtlich in Frankreich gestattet ist, ein “aussageähnliches” Zitat im Rahmen der Pressefreiheit ungestraft einzusetzen.
Es geht so, Herr der Ama. Nein, nicht wirklich. Viel mehr Jean Tigana (auch weil Bordeaux), EM-Halbfinale 1984 gegen den Portugiesen. Das war halt kurz nach der WM 82 und ich definitiv fussballisiert.
Fabien Barthez nicht zu vergessen: Goali-Legende mit Hang zur gelungenen Selbstinszenierung. Ich hab dem immer gerne zugeschaut (schwelg).
Ich möchte im Speziellen die französische Auswahl von 1992. Insbesondere ihr letztes Gruppenspiel an der damaligen EM ist mir in bester Erinnerung.
ein ö weniger, dafür ein o.