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Heisse Kurven in Genua

Herr Shearer am Montag den 24. Oktober 2016

Knallige Sache: das Genueser Stadtderby.

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Letzten Samstag traf die UC Sampdoria im gemeinsam bespielten Stadion Luigi Ferraris auf den viel älteren Genoa CFC. In einer über weiten Strecken attraktiven und spannenden Partie behielt das nominelle Heimteam mit einem 2:1-Sieg schlussendlich die Oberhand. Den kuriosen Höhepunkt setzte übrigens die Torlinientechnologie: in der 39. Minute setzt Sampdorias Silvestre den Ball an die Unterkante der Latte, von wo er vor die Linie zurückprallt. Die Uhr des Unparteiischen beginnt darauf zu vibrieren, obwohl es eindeutig kein Tor war. Diese Szene führt dann zu einer etwa zweiminütigen Spielunterbrechung bezwecks Absprachen zwischen den involvierten Offiziellen und allgemeiner Verwunderung im Publikum über deren Grund. Vor der Pause verschiesst Quagliarella zwar noch einen Penalty, das Spiel entscheidet sich aber kurz nach Wiederanpfiff durch ein Eigentor von Genoas Izzo. Gegen Schluss wirft der CFC alles nach vorne, die sich daraus ergebenden Konterchancen lässt die Sampd aber in teils fahrlässiger Art und Weise liegen. So bleibt die Partie zunindest bis am Schluss eine von der packenderen Sorte.

Das Stadion.

Das Stadio Luigi Ferraris steht seit 1911 im Stadtteil Marassi und gehörte ursprünglich dem Genoa CFC; zwischen 1987 und 1989 wurde der alte Bau abgerissen und durch den nun existierenden ersetzt. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Spielstätten in Italien haben wir es hier mit einem klassischen Fussballstadion zu tun, mit drei Rängen auf den seitlichen Tribünen und und jeweilen zweien hinter den Toren. Diese oberen Plätze sind über vier Treppentürme in den Ecken zu erreichen. Fussballschauen macht hier Spass, wenn auch mit gewissen Einschränkungen. So hätte man zwar vom obersten Rang einen guten Überblick über das Spielgeschehen, allerdings stört dort in den untersten Reihen das massive Geländer das Sichtfeld.

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Auch irgendwie typisch italiensiche Stadien: der äusserst bedauernswerte bauliche Zustand, der auf ein viel höheres Alter des Bauwerks schliessen lässt.

Die Stimmung

Grossartig! Die beiden Kurven sind fest in der Hand der Anhängerschaft der beiden Klubs, auf der Haupt- und Gegentribüne mischt sich das Publikum. Grosse Freude hat der gemeine italienische Tifoso in der Regel ja erst dann, wenn es so richtig schön knallt und raucht. Wir werfen kurz einen Blick auf die Südtribüne und die Fans des Genoa Cricket And Football Clubs:

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Auch auf der anderen Seite lässt man sich nicht lumpen und präsentiert vor dem Anpfiff eine Choreo. Die blauen Fahnen wurden vor dem Match für fünf Euro vor dem Stadion verkauft und werden nun überall geschwungen; der Erlös aus der Aktion ist für die Opfer der Erdbeben in Mittelitalien bestimmt.

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Verpflegung

Verpflegungsstände gibt es nur zuunterst in den vier Türmen, was ergo einen Treppenlauf erfordert, wenn man in der Pause Durst hat. Das Angebot ist überraschend gut, das Bier wird neuerdings sogar mit Alkohol verkauft und mit DAB, Becks und Ceres stehen gleich drei Sorten zur Auswahl. Beim Essen ist die Auswahl etwas beschränkt, neben ziemlich lappig aussehenden Hot-Dogs wird bloss noch Knabberzeugs verkauft. In Genua sollte man sich den Hunger aber sowieso für später aufheben, das gastronomische Angebot in der Stadt ist eine wahre Freude.

Anreise

Genua ist ab Bern in fünf bis sechs Stunden mit dem Zug über Mailand zu erreichen. An Spieltagen verkehren direkte Busse ab verschiedenen Abfahrtsorten direkt zum Stadion.

Tickets

Kein günstiges Vergnügen! Auf den Haupttribünen zahlen Erwachsene überall 60 Euro, die Stehplätze in den Kurven schlagen mit 25 zu Buche. Kaufen kann man die Tickets beim italienischen Bruder vom Ticketcorner. Wichtig: die Billette sind personalisiert, folglich muss am Eingang ein amtliches Dokument vorgewiesen werden.

 

 

 

 

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12 Kommentare zu “Heisse Kurven in Genua”

  1. dres sagt:

    Schöner Bericht, wirklich ganz toll. Auch wenn der Titel ein klein wenig irreführend ist. Ich sehe nur Ecken auf den Bildern. Aber vielleicht befinden sich die Kurven ja auf den Haupttribünen.

  2. imi sagt:

    Bravo, Herr Shearer. Und Sampdoria au lait, au lait. Da wird man ja gleich nostalgisch und erinnert sich an die Zeiten von Vialli und Manchini.

  3. Newfield sagt:

    Und Trevor Francis, vergessen Sie Trevor Francis nicht, Herr imi.

    TREVOR FRANCIS

  4. imi sagt:

    Tolle Helge. Aber ich habe noch so einige vergessen, Herr Newfield. Pagliuca, Lombardo, Klinsmann, Karembeu, Gullit, Veron und Ortega, Platt, Vierchowod oder (wenn auch nur kurz) Menotti, um nur einige davon zu nennen.

  5. Max Power sagt:

    Tolles Stadion.

  6. Lars Sohn sagt:

    um nur einige davon zu nennen

    Das Sampdoria-Rätsel war doch erst grad im Runden Leder, Herr imi. Für Sie:

  7. Lars Sohn sagt:

    der äusserst bedauernswerte bauliche Zustand

    … wurde erkannt, ganz klar.

  8. imi sagt:

    Besten Dank, Herr Sohn. Ja, daran kann ich mich noch erinnern. Ich war aber an diesem Tag nicht in Form. Und so ein Trikot mit dem Sponsor “ERG” habe ich irgendwo zu Hause auch noch rumliegen. Jedoch in weiß.

  9. dres sagt:

    Hallo, Herr Sohn. Sie halten gut dagegen in Genf. Aber wir müssen leider gewinnen, damit wir in der CL nicht plötzlich zürcherische Baslerverhältnisse haben. Nüt für unguet.

  10. Rrr sagt:

    OT: Das Zusammenspiel von Redaktion und Marketing ist schon beeindruckend,

    bildschirmfoto-2016-10-24-um-20-55-36

  11. Lars: L sagt:

    Das ist dänk dank dem Native-Team des Tagi, Herr Rrr.

    Wie hat Ihnen eigentlich die Armee-Show in Thun gefallen?

    Ich fands prima. Tolles Wetter, super Flugis, lustige Clowns auf dem Brunnen des Rathausplatzes. Bloss die Militärpolizei fand die Clowns nicht so lustig…

  12. Briger sagt:

    Humorlose Typen, diese MPs. MM.