Unsere Kolumnistin berichtet von ihrem Besuch im Wankdorf.
“Vorgestern ging ich mit dem Hildi wieder einmal an einen YB-Match. Es hat uns gut gefallen, das Wetter war aber auch prächtig! Leider ist das Verpflegungsangebot aus gesundheitlicher Sicht nicht über alle Zweifel erhaben, wie ich als pensionierte Hauswirtschaftslehrerin an dieser Stelle festhalten muss. Deshalb packte ich nach 30 Minuten meinen mitgebrachten Apfelstrudel aus und fragte das Hildi, ob sie auch ein Stück möge.
“Aber das sind ja drei Stück!”, rief das Hildi aus. “Wir sind doch nur zwei.”
“In der Tat”, erwiderte ich. “Da herrscht ein Ungleichgewicht. Fast wie auf dem Rasen da unten.”
“Wie meinst Du das?”
“Sieh doch nur”, sagte ich: “Der FC Zürich spielt mit zwei Sechsern, Domgjoni und Sertic, und einer hängenden Spitze, Marchesano. YB hingegen lediglich mit zwei zentralen Mittelfeldspielern, Sow und Lauper. Bei dieser Konstellation müssten Nsame oder Assalé abwechselnd im Mittelfeld aushelfen, um ein Übergewicht der Zürcher zu verhindern. Aber das klappt leider bislang nicht gut.“
“Jesses”, rief das Hildi. “Die Zürcher haben also im Mittelfeld mehr vom Kuchen?”
“Ganz genau. Aber ich sehe gerade, Herr Seoane ruft Assalé zu sich. Vermutlich wird er ihm sagen, er solle auf den Flügel rücken. Fassnacht sollte sich in die Mitte verschieben, als hängende Spitze. Dann sind drei Zürcher gegen drei Berner – Problem gelöst. Schau, die Buben haben es schon begriffen:”

Das Hildi biss zufrieden in den Apfelstrudel. „Jetzt kommt es gut! Aber dieser Fussball ist heutzutage schon wahnsinnig kompliziert.“
In der Tat, dachte ich. Und so schwieg ich lieber, als Garcia nach 75 Minuten eingewechselt wurde und YB auf ein 3-4-3 umstellte, denn Garcia kam ja hinten links rein (wie gegen Juve!), Benito rückte in die Innenverteidigung mit von Bergen und Wüthrich, so dass Herr Seoane also einerseits die Innenverteidigung verstärkte und andererseits den Aussenspielern Schick und Garcia die Freiheiten gab, sich in der Offensive einschalten zu können und dennoch mit drei Innenverteidigern abgesichert zu sein, aber ich wollte das Hildi nicht unnötig belasten.
“Was meinst Du, wollen wir das dritte Stück Apfelstrudel teilen?”
“Das ist eine blendende Idee, Margrit, dann herrscht auch zwischen uns wieder ein Gleichgewicht”, lachte das Hildi und schenkte mir noch ein Pfefferminztee aus ihrer mitgebrachten Thermoskanne ein. “Wohl bekomms!”