Wo der Schnee glüht
Bilder, die er selbst nicht erwartet hat: Robert Bösch zeigt in zwei Ausstellungen die Engadiner Bergwelt.
Er war Bergsportler. Dann begann er, den Bergsport zu fotografieren. Und beim Bergsportfotografieren entdeckte er schliesslich die Bergfotografie. Ganz so pauschal stimmt das zwar nicht, aber was Robert Bösch brauchte und eben auch hatte, war der Wille, die Dinge anders zu sehen als in seinen Reportagen über Kletterer wie Evelyne Binsack und Ueli Steck. Oder in seinen Werbeaufnahmen für die Outdoorindustrie, die ihn in den letzten drei Jahrzehnten berühmt gemacht haben.
Der Kunsthistoriker Guido Magnaguagno nannte diesen Willen einmal Böschs hellwaches Auge für alles, was Landschaft bildet. Bildet? Das genau macht es aus, man sieht es auch auf den Aufnahmen der Engadiner Gebirgswelt, die Bösch nun in St. Moritz und in Zürich zeigt.
Der Piz Scerscen und der Piz Roseg etwa (2017), der Piz Palü (2009) oder der Monte Disgrazia (2017) – so erhaben und ewig die Berge scheinen, so sehr sind sie zugleich eine Erscheinung: ein Moment, in dem Wetter und Licht die Materie so formen, dass sie ein Bild abwirft.
Das geschieht immer wieder neu und auch fast immer unbemerkt, aber wenn Robert Bösch dort oben ist, dann bemerkt er etwa die surreale geometrische Schärfe, mit der eine Krete plötzlich die Wolkenschwaden zerschneidet.
Oder den Ozean aus Schnee, der nicht etwa gleisst, sondern glüht zwischen den verschatteten Zacken. Insofern hat Bösch das Hochgebirge tatsächlich auf neuen Routen entdeckt. «Ich war auf der Suche nach Bildern, die ich nicht im Kopf hatte.»
«Engiadina»: 1. bis 24. Februar in der Zürcher Bildhalle, 4. bis 18. Februar im Forum Paracelsus in St. Moritz
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