Auf eine Pizza bei Kim Jong-un
Der Fotograf Alex Kühni hat Nordkorea zur Ferienzeit besucht. Und eine unerwartete Idylle angetroffen.
Kim Jong-uns Reich ist farbiger und fröhlicher, als man denkt. Allerdings nur in den urbanen Reservaten, die der Diktator in der Hauptstadt Pyongyang eingerichtet hat. Für seine Eliten und für Ausländer, die Devisen ins von Embargos und sozialistischer Misswirtschaft gebeutelte Land tragen sollen.
Während die Menschen auf dem Land sich mit einfacher Kost begnügen müssen, brechen die Privilegierten die kulinarische Monotonie von Fisch, Reis, Kartoffeln und Kimchi mit Pizza. Die Damen, die sich ums Backen kümmern, sind gleichzeitig auch Karaokesängerinnen. Umgerechnet 8 Franken kostet eine Pizza, viel Geld für nordkoreanische Verhältnisse.
Kühnis Fotoserie «Nordkorea macht Ferien» zeigt, wie sehr sich selbst die Privilegierten im Land nach Abwechslung sehnen. Die Bahnen im grossen Vergnügungspark von Pyongyang sind auch bei Temperaturen von 10 Grad unter null voll besetzt. Vor der Kunsteisbahn, wo sich wie andernorts Soldaten und Zivilisten mischen, bilden sich Tag für Tag riesige Schlangen. Das Feld wird so rege genutzt, dass es einer Schneelandschaft gleicht. Vieles ist letztlich aber eine Kulissenlandschaft, aufgestellt mit chinesischer Hilfe.

Alex Kühni wohnt in Bern und hat einen Abschluss in visueller Gestaltung und Medienmanagement. Er ist Teilzeit als Grafiker und Dozent im Bereich Digitale Medien und Fotografie tätig.
Als Fotograf bereist er die Welt und dokumentiert Konflikte und gesellschaftliche Fragestellungen. Bei seiner Tätigkeit als Fotojournalist ist es ihm wichtig, dass er den Menschen, die ihm ihre Geschichte anvertrauen, gerecht wird. Seine Bilder sollen ausdrucksstark sein und dokumentieren, was er vor Ort gesehen hat. Kühni will die Geschichten einzelner Menschen zeigen, losgelöst von jeglichen politischen oder ideologischen Ideen.
10 Kommentare zu «Auf eine Pizza bei Kim Jong-un»
Kommt mir vor wie eine Theresien-Stadt-Show fuers Image, wo sogar die Besucher Nordoreas mitmachen dürfen.
Tolle Bilder und gute Komposition! Besonders das letzte ist faszinierend.
Interessanter Vergleich: Im Buch Daniel, Kapitel 3 ist von einem Herrscher die Rede, der ein Goldenes Bild von ca 30m Höhe herstellen liess, das seine Untertanen anbeten mussten, um nicht in den Feuerofene geworfen zu werden. Vielleicht kennen die einen die Geschichte von Daniel und seinen Freunden, die sich weigerten dies zu tun noch aus der Sonntagschule. Heute heissen die Leute eben z.B. Kim Jong-un uam., die dies etwas dezidierter verlangen…
Dazu fällt mir auch Gott selber ein.
Wer ihn nicht anbetet kommt in die Hölle.
Und es gibt eben nicht nur schwarz und weiss bei der Betrachtung eines Landes….
Ich wäre zu individualistisch für dieses Kollektiv. Merci vielmals nein aber danke.
Diese Plattenbau – Wohnblocklandschaft, immerhin mit den Farbkontrast zwielichtrosa-schattenblau, wird immer mehr typisch sein auch für die Schweiz. Wozu das alles?
Das erinnert doch stark an die DDR: die parteinahen Kader leben im relativen Wohlstand. Wer nicht dazugehört aber Devisen in Form von eigenem Gemüse oder Fleisch als Tauschware hat, kommt auch noch durch. Wer aber nichts zu tauschen und auch keinen Logenplatz in der Partei hat, ist arm dran.
Bei allem Respekt, Herr Failenschmid, Sie können doch nicht die DDR mit Nordkorea vergleichen. Wer in der DDR Devisen besass, der war allerdings privilegiert, allerdings waren diese Devisen eben die D-Mark. Wer viel davon hatte, konnte alles bekommen, wer keine hatte, hat aber auch nicht schlecht gelebt. Aber mit Gemüse und Fleisch wurde weiss Gott nicht gehandelt.
Solche Bilder sehen wir selten und es scheint, dass die abgebildeten Menschen mit Respekt dargestellt werden. Und wie der Fotograf festhält, sind auch ihm nur die Vorzeige würdigen Objekte zugänglich gemacht worden.