Paris durchs Bullauge

Laurent Kronental fotografierte die Stadt aus der Sicht der Hochhausbewohner.

Mehr Platz für Wohnungen: Die Tours Aillaud waren ein Versuch, der Wohnungsnot entgegenzuwirken. (Bild: Laurent Kronental)

Mal sind es runde Fenster, ein anderes Mal quadratische oder gar geschwungene. Durch all diese unterschiedlich geformten Gucklöcher zeigt der französische Fotograf Laurent Kronental die Aussicht der Bewohner. Die achtzehn Türme im Vorort von Paris bilden gemeinsam die Wohnanlage der Tours Aillaud. Früher standen diese Hochhäuser für Hoffnung und Innovation. Doch heute werden die, oft sanierungsbedürftigen, Wohnungen besonders von einkommensschwachen und älteren Menschen sowie Migranten bewohnt. Der Fotograf Laurent Kronental leuchtete in seiner Fotoserie «Die Augen der Türme» ein Bild dessen aus, was die Leute sehen, wenn sie aus ihren Wohnungen in die Stadt blicken.

 

Klar definierte Mitte: «Das Fenster ist das Zentrum des Fotos. Entsprechend muss ich die Balance zwischen den drei Formen Kreis, Quadrat und Wassertropf finden», sagt der Fotograf.  (Bild: Laurent Kronental)

1973–1981 liess der Architekt Emile Aillaud die Türme bauen. Statt gerader Linien und regelmässiger Formen setzte er auf geschwungene Formen. So wollte er die Linien der Gebäude verblassen lassen. Inspiriert von einer Reise durch China kreierte er unterschiedliche Fenster, die in scheinbarer Zufälligkeit die Fassaden der Hochhäuser zieren.

Seit seiner Kindheit kennt Laurent Kronental diese Gebäude. «Die Türme faszinierten mich und feuerten meine Fantasie an», sagte Laurent Kronental. «2015 begann ich die Wohnungen in Tours Aillaud zu besuchen. In diesem Moment bekamen die Fenster meine volle Aufmerksamkeit. Von aussen erinnerten sie mich an Häuser von Höhlenbewohnern, die Öffnungen in die Felsen schnitzten.»

 

Im unberührten Schlafzimmer: Die Familie liess dieses Zimmer lange Zeit in diesem Zustand. (Bild: Laurent Kronental)

Farbenfroh und verspielt: Die Hochhäuser wurden nach chinesischem Vorbild gebaut. (Bild: Laurent Kronental)

Magnet für das Auge: «Trotz ihrer unterschiedlichen Ausstattungen – die gemeinsame Eigenschaft der Wohnungen ist die Luke, zu der das Auge unwiderstehlich angezogen wird», sagt der Fotograf. (Bild: Laurent Kronental)

Überall blicken einem Fenster wie Bullaugen entgegen: Das Bauprojekt hat Gucklöcher in quadratischer, geschwungener und runder Form. (Bild: Laurent Kronental)

Nicht so klein, wie man denkt: Auch wenn man von aussen meine, die Unterkünfte seien klein und überladen: Von innen seien sie ziemlich geräumig.  (Bild: Laurent Kronental)

«Die Dekoration ist unterschiedlich und reflektiert den spezifischen kulturellen Hintergrund der Bewohner», sagt der Fotograf, der die Bewohner viele Male besuchte. (Bild: Laurent Kronental)

Faszinierende Mauern: Mosaiksteinchen zieren die Fassade der aussergewöhnlichen Türme mit dem asymmetrischen Grundriss. (Bild: Laurent Kronental)

Platz für Massen: Mehr als 1500 Mietparteien haben in den Türmen Platz. (Bild: Laurent Kronental)

Über den Wolken wohnen: Die Türme haben von sieben bis 38 Stockwerke. (Bild: Laurent Kronental)

«Während zweier Jahre ging ich regelmässig morgens oder am späten Nachmittag in die Wohnungen. Das sind die Zeiten, in denen das Licht weich wirkt und es keine Schatten wirft», so der Fotograf zu CNN. (Bild: Laurent Kronental)

Die Zeit ging nicht spurlos an ihnen vorbei: Die 36-jährigen Türme sind mittlerweile sanierungsbedürftig. (Bild: Laurent Kronental)

Hier finden Sie weitere Informationen und Fotos von Laurent Kronental.

Ein Kommentar zu «Paris durchs Bullauge»

  • Architektenträumer sagt:

    Ich habe auch schon in einem Haus übernachtet, das so schöne Fenster hatte wie auf den Bildern zu sehen sind.
    Leider war das ganze sehr unpraktisch, weil man diese Fenster nicht ganz öffnen konnte, sondern nur schräg stellen, und es ausserdem sogar bei Sonnenschein ziemlich düster war in den Zimmern. Zum lesen musste das Licht eingeschaltet werden, also nix mit öko, was auch für das Lüften gilt.

    Vielleicht braucht man weniger Heizung, aber nur wenn die Fenster 3 fach Verglasung haben, und gut gedichtet sind.

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