Mit einem Meisterwerk nach Hause
Wie man den Louvre mit einem echten Kunstwerk verlässt.
Marius kopiert das Gemälde «Die Frauen von Algier in ihrem Gemach» von Eugène Delacroix. (22. Juni 2017)
Mit einem Meisterwerk unter dem Arm aus dem Louvre rausgehen und keinen Alarm befürchten. Das möchte doch jeder. Genau das ist aber für 250 Künstler Realität. Denn das Museum gibt jedes Jahr 250 Künstlern die Erlaubnis, für drei Monate die Kunstwerke zu kopieren. Bewaffnet mit Pinsel, Farbe, Leinwand und einer Staffelei stellen sich die Auserwählten vor ihr Lieblingsgemälde und lernen so von den grossen Vorbildern.
Die beste Schule: Die Kopierer wollen so die Geheimnisse der Farben, Technik und Komposition der grössten Künstler erlernen.
Nur keine Unordnung: Die Ausgabe der Kopien ist sehr streng kontrolliert. Jede Fälschung erhält einen Stempel aus dem Louvre. (23. Juni 2017)
Der französische Fotograf Ivan Guilbert hat genau diese Tradition festgehalten. Denn der Ursprung dieser liegt in der Französischen Revolution. Nach der Enthauptung von Marie Antoinette wurde der Louvre, der ein Teil der Residenz von Louis XIV. war, für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Jeder sollte die Möglichkeit haben, sich die Gemälde anzuschauen. Später, als der Louvre ein offizielles Museum war, erhielten Künstler freien Zugang zu den Räumen und durften die Werke kopieren. Anlehnend an diese Tradition ermöglicht das Museum heute einer kleineren Anzahl von Personen dasselbe.
Sam Rachamin arbeitet an seinem Gemälde von Jean-Auguste-Dominique Ingres: «Die Badende von Valpincon». (23. Juni 2017)
Jeder Kopierer darf für 3 Monate von September bis Juni an den meisten Tagen zwischen 9.30 und 13.30 Uhr im Museum arbeiten.
André Martin studiert sein Modell, ein Werk von Bernardo Bellotto. (22. Juni 2017)
Patrick Coussot widmet seine Zeit dem Gemälde «Jüdische Hochzeit in Marokko» von Eugène Delacroix. (23. Juni 2017)
Doch die Künstler brauchen nicht nur beim Malen Geduld: Die Wartezeit für die begehrten Plätze kann bis zu zwei Jahre betragen.
Der Abtransport erfolgt nach einem strengen Protokoll. Es soll ja nur die Kopie das Museum verlassen.
Das Ganze ist natürlich auch für die Museumsbesucher ein Spektakel.
Und so verlassen Kopierer den Louvre mit einem neuen alten Gemälde.
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