Dorfpfarrer statt Hells-Angels-Boss

Willy Spiller fotografiert mit Vorliebe illustre Personen in Grossstädten. Für sein neustes Projekt war er im hintersten Zipfel der Schweiz unterwegs.

Clelia Crameri-Cortesi (101), pensionierte Damenschneiderin.

Willy Spiller kennt man als Chronisten des Grossstadtlebens, sei dies nun Zürich, New York oder Los Angeles. Auf den Strassen dieser Städte ist er «der menschlichen Komödie oder besser Tragikomödie auf der Spur, immer von der Frage geleitet, wie sie es bloss schaffen, sich durchzumogeln und durchzubeissen durch den Jahrmarkt des Lebens» (Paul Nizon). Für sein neustes Projekt – «Valposchiavo – Mosaico di persone» – hat er den urbanen Ballungszentren den Rücken gekehrt und sich ins abgelegene Valposchiavo (Puschlav) begeben. Die Fragestellung bleibt aber dieselbe: Wie schaffen die das? Nur sind die Porträtierten hier keine Bodybuilder in L.A., Hollywoodsternchen oder Hells-Angels-Bosse, sondern Kaminfeger, Gemüseproduzenten und Dorfpfarrer. Mit den Porträts von Puschlavern aller Altersstufen, Berufsgattungen und Herkünfte, die eigens für die Ausstellung in der Galleria Pgi in Poschiavo entstanden sind, gibt Willy Spiller dem Tal seine eigene Physiognomie.

Don Giuseppe, katholischer Priester

Fabrizio Sala, Schreiner

Matteo Rada, Orthopädieschuhmacher

Suora Madre Alessandra, Oberin Augustinerinnenkloster

Francesco Gianoli, Schneider

Federica Crameri, Bäckerin-Konditorin

Michele Branchi, Metzger

Agnese und Andrea Compagnoni, Polsterer

 

Michele Dorsa, Kaminfeger

Mirko Beti, Förster

Pietro Misani mit Kindern, Weinbauer

Valposchiavo

Weitere Zoom-Beiträge mit Fotografien von Willy Spiller:

Zürich–Los Angeles: Zur Doppelausstellung in der Photobastei.

Hölle auf Rädern: In jungen Jahren dokumentierte Spiller Ende der Siebzigerjahre das Treiben in New Yorks berüchtigten U-Bahnen.

SIHLQUAI 125, PHOTOBASTEI 2.0, AUSTELLUNGSRAUM, ATELIER, KUNSTPLATTFORM,

Fotoausstellung in der Galleria Pgi, Poschiavo
«Valposchiavo – Mosaico di persone», 23. Juli bis 6. August 2017.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, 15.00–18.00 Uhr.
Ausserordentliche Öffnungszeiten:
Dienstag, 1. August, 16.00–22.00 Uhr.

4 Kommentare zu «Dorfpfarrer statt Hells-Angels-Boss»

  • Maritz André Alfred sagt:

    Kenne Willy Spiller von früher, sah ihn letztmals an der Versbschiedung meiner Adoptivmutter. Glück – steht in Berichten – hatte er sicher mehr als ich, geht in Ordnung; ist nur ein Vergleich. Denke , er kann mit Stress umgehen, wie die Hektik in den Berichten aufgeführt ist. Ich könnte dies nicht.

  • Bruno sagt:

    Willy Spiller hat in Valschiavo am Unerwartete (Wolfgang Hildesheimer) einen Gesicht gegeben. L’inatteso.
    Una mostra di una semplicità e di una autenticità disarmente. Un capolavoro.

  • Stephan Bosch sagt:

    Willy Spiller – wieder einmal meisterhaft !

    Stephan Boisch

  • Bruno Froehlich sagt:

    Beruehrende Gesichter. Beim laengeren Betrachten scheinen sie Geschichten zu erzaehlen. Ich jedenfalls meine in ihnen lesen zu koennen, bewusst mit, dass alles Faantasie, vielleicht ist ja die Wirklichkeit eine andere. Auch der Fotograf lueftet keine Geheimnisse. So eindruecklich seine Bilder auch sind.

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