Déjà-vus aus Graubünden

Charly Bieler macht aus Bleistiftskizzen, Stichen und Ölbildern Fotografien: Wo die alten Meister standen.

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1915 malte der Däne Monsted dieses Bild in Chamues-ch, 98 Jahre später war es das erste Motiv, das Charly Bieler fotografiert hat.

Die Idee zu dem Projekt entstand schon vor vielen Jahren. Die Zeit dazu fand Charly Bieler erst, als er pensioniert wurde. Er sammelte alte Ansichten aus dem Kanton Graubünden und wollte jeweils den möglichst präzisen Standpunkt der Künstler finden, um von da aus ein Foto zu machen. Schnell waren so viele Bleistiftskizzen, Stiche, Aquarelle, Ölbilder und in seltenen Fällen auch Fotografien angesammelt, dass das Projekt beinahe auszuufern schien. Allerdings entstanden aus den vielen Motiven auch Zusammenhänge, die das Projekt für den Autor noch spannender machten.

 

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1825 malte Johann Jakob Meyer das Castello di Mesocco, heute geprägt durch den Durchgangsverkehr von und nach San Bernardino.

 

Charly Bieler ist für sein Projekt viel gereist. Mit der rhätischen Bahn, den SBB und den Postautos hat er rund 47’330 Kilometer zurückgelegt, das ist doch immerhin mehr als einmal um die Welt. Während der Arbeit gelangte er in Dörfer und Weiler, die er bislang kaum gekannt hat, obwohl er vor der Pensionierung als Graubündenkorrespondent für eine grosse Zeitung tätig war.

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Auf dem Flüelapass, wo der Maler Johann Martin Steiger 1886 noch vierspannige Postkutschen beobachtete, sind heute Reisecars unterwegs.

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Bei der Reichenau, wo sich früher Reisende in Richtung Splügen-San Bernardino, Lukmanier oder Oberalppass unterwegs waren, treffen sich heute Freizeitsportler.

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Im Vergleich zum Bild, das Hans Conrad Escher 1806 gemalt hat, fällt vor allem auf, wie der Wald gewachsen ist.

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Wie sich Surlej im Lauf der Jahre verändert hat, ist kaum zu übersehen.

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Im Vergleich zum Stand auf dem Bild, das A. Stahel 1949 gemalt hat, ist der Palügletscher massiv zurückgegangen.

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In der Ebene bei Domat/Ems hat sich seit 1942 die Ems-Chemie breitgemacht.

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Die Geleise der Rhätischen Bahn nach St. Moritz waren bereits auf Turo Pedrettis Bild von 1925 zu sehen.

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Die Postkutschen bei Splügen auf dem 1825 von Johann Jakob Meyer und Christian Meichelt erstellten Stich wurden ersetzt durch bis zu 23’000 Fahrzeuge am Tag, die in Richtung San-Bernardino-Tunnel fahren.

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Wo 1953 Anton Gaudenz Lütscher noch Felder abzeichnen konnte, steht heute das Valser-Mineralwasser-Lager.

Oft konnte er sich bei der Recherche nach den genauen Standorten und auf der Suche nach gewissen Gebäuden, die auf Bildern zu sehen sind, auf die Mithilfe der Bewohner der jeweiligen Orte verlassen. Durch Zufall lernte er so auch Menschen kennen, die die Maler sogar kannten oder gar noch deren Diplom zu Hause haben.

Entstanden ist eine Sammlung von Vorher-Nachher-Kombinationen, die einerseits zeigen, wie sich der Kanton verändert hat und anderseits auch, wie die jeweiligen Künstler die Landschaften und Orte angeschaut haben.

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Charly Bieler
Wo die alten Meister standen
gestern gemalt – heute fotografiert

ISBN: 978-3-906064-53-6
Umfang: 288 Seiten
CHF: ca. 79.-

10 Kommentare zu «Déjà-vus aus Graubünden»

  • daniel graf sagt:

    … schöne idee, leider vermisse ich die bessere technische Umsetzung (Bildausschnitte/Brennweiten/Kamerastandpunkte hätten noch besser an die Gemälde angepasst werden können)

  • Gölfler sagt:

    Coole Idee!!

  • Michel sagt:

    Schön ist, festzustellen, dass auf fast allen Bildern die Wälder deutlich gewachsen sind.
    Vielleicht auch wegen der Erderwärmung. Aber dies bringt alles in allem mehr Lebensraum für kleinere und mittlere Tiere und eine erhöhe Lebensqualität für uns.
    Mich freuts.

    • sennhauser markus sagt:

      Vorrangig hat die Zunahme der Wälder, gerade in den Berggebieten, damit zu tun, dass man einerseits die Energiequelle Holz durch Fossile Brennstoffe ersetzt hat, und zum anderen heute die Holzernte in diesen Gebieten aufwendig und teuer ist. Die Preise für Holz tief sind, und man günstig aus dem Ausland importieren kann.

      • Regina Bischof sagt:

        @sennhauser markus. – Unsinn, was Sie schreiben. In der Schweiz wurde wegen dem Lawinenschutz nie ganzflächig abgeholzt, respektive gerodet. – Auf den Bildern ist jedoch klar zu erkennen, dass in der Vergangenheit teileweise gar keine Bäume gewachsen sind. – Das „Waldsterben“, dann der „Feinstaub“ und heute der „Klimawandel“ und das „schlimme“ CO2. – Bei allem geht es nur darum, den Bürger über neue Steuern und Gebühren abzuzocken.

        • Beppi Hermi sagt:

          Es ist kein Unsinn, was sennhauser markus schreibt. Ich möchte dem noch beifügen, dass die Vergandung von Alpweiden eine nicht zu vernachlässigbare Rolle bei der Ausbreitung der Wälder spielte.

  • Regina Bischof sagt:

    Der Text zum Bild Nummer 6: „Im Vergleich zum Bild, das Hans Conrad Escher 1806 gemalt hat, fällt vor allem auf, wie der Wald gewachsen ist.“ – Auf den Bildern 2, 6, 9 und 11 ist deutlich der Beweis zur politischen Lüge des Waldsterbens in den 80er Jahren zu erkennen ! – Mit dieser Begründung wurden die neuen tieferen Tempolititen, die damals weltweit strengsten Abgasvorschriften und damit hohe Kosten und Gebühren eingeführt.

  • Willy R. sagt:

    Well done Charly, wie all deine Projekte
    LG

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