Augenreiben in den Tropen, Augenzwinkern daheim

Hinaus in die Welt und zurück: Das Kunstmuseum Thun zeigt «Schweizer Fotografie im Wechselspiel zwischen Fernweh und Heimat».

Den Bildern von Reto Camenisch (geb. 1958) sieht man die physische Erfahrung an, der sie sich verdanken. Für die Serie «Berge Pilger Orte» (2009/2010) suchte er seine persönlichen Grenzen im Himalaja. Aber auch wenn er im Berner Oberland fotografiert, heisst Sehen für ihn zuerst Gehen.

Reto Camenisch: Grimsel/Susten I (Berner Oberland), 2005. Kunstmuseum Thun.

Reto Camenisch: Hilsa, Humla-Tal/Nepal, 2009. Courtesy Galerie Bernhard Bischoff.

Reto Camenisch: Tsomoriri, Ladhak/Indien, 2009. Courtesy Galerie Bernhard Bischoff.

Reto Camenisch: Karu, Nubra-Tal, Ladhak/Indien, 2009. Courtesy Galerie Bernhard Bischoff.

Seinen Stil fand der Fotoreporter Martin Glaus (1927 bis 2006), als er 1950 der Schweiz den Rücken kehrte und drei Jahre in Paris verkehrte – auf den Strassen, in den Ateliers der Künstler und den Bistrots der Metropole. Sein Lebensthema fand dieser Menschenfreund allerdings daheim: die Regungen des Schweizer Alltagslebens, das Auf und Ab im Dasein kleiner Leute.

Beifahrer verboten, ausser im Gepäck. Martin Glaus: Ausflug einer Artistenfamilie, 1950. © Fotostiftung Schweiz.

Der Duft der grossen Welt. Martin Glaus: Colette, Paris, 1952. © Fotostiftung Schweiz.

Die Pyramide vom Thunersee. Martin Glaus: Niesen, 1964. © Fotostiftung Schweiz.

Ist es noch Ethnografie, oder ist es schon Pop? Yann Gross (geb. 1981) ist durch die Länder am Amazonas gereist und hat ein Universum voller Geschichten entdeckt, die sich an keine Klischees halten: Hier vermengen sich Mythos und Moderne, importierte und lokale Kulturen.

Verlorenes und wiederbelebtes Brauchtum. Yann Gross: Ipira Mama (Mère des poissons), Santo Tomas/Peru. Aus der Serie «The Jungle Book», 2015.

Wegen Drogenschmuggels konfisziert und stillgelegt. Yann Gross: MF Marcelita, Rio Itaya, Iquitos/Peru. Aus der Serie «The Jungle Book», 2015.

Bilder aus einer Zeit, in der es noch kein Fernsehen gab und keinen «Lonely Planet»: Ella Maillart (1903 bis 1997) wagte sich als junge Frau nach 1930 in den Kaukasus und in die Sowjetrepubliken Zentralasiens. Nach drei Jahrzehnten im Ausland kehrte sie 1945 in die Schweiz zurück, baute sich ein Chalet im Walliser Bergdorf Chandolin und beobachtete das alpine Leben.

Ella Maillart: Chez le photographe, Taschkent/Usbekistan, 1932. © Succession Ella Maillart/Musée de l’Elysée, Lausanne.

Ella Maillart: Chandolin, um 1950. © Succession Ella Maillart/Musée de l’Elysée, Lausanne.

Zwei Welten in einem Bild: David Favrod (geb. 1982) kam als Sohn einer Japanerin und eines Schweizers in Kobe zur Welt und wuchs dann in der Westschweiz auf. In der Serie «Hikari» verwandelt er seine doppelte Herkunft in halb fiktive, halb reale Szenarien: Schweizer Landschaften kommen in diesen Bildern genauso vor wie fernöstliche Momente und Gestalten, die Favrod in den Erzählungen und Erinnerungen seiner japanischen Grosseltern kennen lernte.

David Favrod: Mishiko, 2012. Aus der Serie «Hikari».

David Favrod: Pixel camouflage, 2013. Aus der Serie «Hikari».

«Aller-retour», bis 13. August, Kunstmuseum Thun.

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