Eine Stadt vor dem Totalumbau
Bilbao, als es noch kein Guggenheim-Museum gab, sondern Stahlfabriken und den Klassenkampf.
Bilbao 2014
Durch die Stadt spazieren? Früher ging das manchmal nicht, der Luftverschmutzung wegen. Und oft ging man nicht zum Spazieren, sondern zum Demonstrieren auf die Strasse: Arbeiter und Arbeitslose lieferten sich fast täglich Schlachten mit der Polizei. Sie wehrten sich gegen den Niedergang der Schwerindustrie in und um Bilbao. Dass es schnell besser wurde mit der Luft, hatte nichts mit Umweltschutz zu tun: Die Stahlfabriken, die der Region einst Wachstum und Wohlstand gebracht hatten, wurden stillgelegt. Eine nach der andern.
Das Ende jener Ära hat Roger Wehrli noch gesehen. 1988 reiste der Badener Fotograf zum ersten, aber nicht zum letzten Mal ins spanische Baskenland nach Bilbao. Nun zeigt er seine Beobachtungen aus den letzten drei Jahrzehnten in einem Buch, und das erzählt in herben Schwarzweissbildern, woher Bilbao kam und was für einen Umbruch diese Stadt zu meistern hatte, um zu werden, was sie heute ist: eine Geschäfts- und Kulturtourismusmetropole, bekannt dank dem 1997 eröffneten Guggenheim-Museum. Bei aller Kritik am Preis, den Bilbao für diesen Wandel zahlte – keiner Stadt im Ruhrgebiet oder in England sei er ähnlich gut gelungen, erklärt der Autor Ibon Zubiaur, gebürtig aus Bilbao, in Wehrlis Buch. Wehrlis Bilder machen derweil dem Touristen klar, aus welcher Vergangenheit die Narben im heutigen Stadtbild stammen. Und dass er im Guggenheim-Museum bloss einen Zipfel der Kultur gesehen hat, die diese Stadt ausmacht.
Bilbao 1993
Bilbao 1993
Bilbao 1994
Bilbao 1997
Bilbao 2002
Bilbao 1993
Bilbao 1999
Bilbao 1997
Bilbao 1990
Bilbao 2014
Bilbao 1988

Roger Wehrli: Bilbao. Verlag Scheidegger & Spiess, Zürich 2017. 160 Seiten, etwa 39 Franken.
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