Ich möchte kein Eisbär sein

Für die Polarbären sieht es düster aus: Ihre Lebenswelt schmilzt dahin und in Zoos werden sie verhaltensgestört. Archivbilder aus traurigen Betongehegen.

Babs nach einem Bad im Londoner Zoo im Herbst 1936. (Fox Photos/Getty Images)

«Ich möchte ein Eisbär sein, am kalten Polar, dann müsste ich nicht mehr schrein, alles wär so klar!», sang die Schweizer Band Grauzone 1981. Heute würde Sänger Martin Eicher kaum mehr mit den bedrohten Tieren tauschen wollen. Auf 20’000 ist ihr Bestand nämlich mittlerweile geschrumpft und Forscher gehen inzwischen davon aus, dass der Eisbär aufgrund des Klimawandels in 50 Jahren ausgestorben sein wird. Denn ohne das Packeis auf dem Meer fehlt den Tieren ihre Plattform zum Jagen.

Ein Eisbär langweilt sich im Londoner Zoo. (Undatiert, Planet News Archive/SSPL/Getty Images)

Zu hektisch: Eisbären leben in der freien Natur als Einzelgänger. (Undatiert, Alfred Eisenstaedt/Pix Inc./The LIFE Picture Collection/Getty Images)

Doch während bei anderen bedrohten Tierarten ein Zuchtprogramm in einem Zoo das Überleben einer Art manchmal sichern kann, ist dies bei Eisbären nicht möglich, denn Tiergärten können den natürlichen Lebensraum von Eisbären (der bis zu 200’000 Quadratkilometer gross sein kann) nicht nachbilden. Die Raubtiere verlernen dadurch die Jagdtechniken und das Sozialverhalten gegenüber wilden Artgenossen und können deshalb nicht ausgewildert werden. Erwachsene Tiere zeigen im Zoo zudem sehr oft Verhaltensstörungen, sie laufen oder schwimmen im Kreis oder wackeln die ganze Zeit mit dem Kopf. Und wenn sie könnten, würden sie vermutlich auch weinen!

Hartes Leben: Die immer noch verbreiteten öden Betongehege haben mit den lebensweltlichen Bedingungen wenig gemein. (London Zoo, 1926–1927, The Print Collector/Print Collector/Getty Images

Knut hatte es im Berliner Zoo zwar etwas besser als seine Artgenossen anno 1936, aber auch heute noch sterben auffallend viele Jungtiere in Tiergärten. (Friedrich Seidenstücker/ullstein bild via Getty Images)

Eisbär Pipaluk zeigt im Londoner Zoo seine ganze Grösse. (20. Februar 1975, Daily Mirror/Mirrorpix via Getty Images)

Gelangweilt wirkende Bären im Zoo Hagenbeck (Hamburg). (Ca. 1913, Conrad Huenich/ullstein bild via Getty Images)

Auch wenn dieser Eisbär im Wimbledon-Zoo ein Racket schwingt – den Tieren fällt es sehr schwer, sich den Zoobedingungen anzupassen. (1936, Austrian Archives, Getty Images)

Zum Schreien und zum Weinen: Eisbär in einem engen Betongehege. (1975, WATFORD/Mirrorpix via Getty Images)

Ein schlafender Polarbär. (1971, Jochen Blume/ullstein bild via Getty Images)

Eingesperrt: Die zwei jungen Eisbären Pipaluk und Sabrina pressen ihre Gesichter an ein Glas im Londoner Zoo. (Hulton-Deutsch Collection/Corbis via Getty Images)

Noch schlimmer haben es die prächtigen Raubtiere vermutlich nur noch in der Unterhaltungsindustrie, wie hier im Münchner Zirkus Krone. (3. November 1969, Getty Images)

Den Reisebericht von Daniel J. Schütz über Franz-Josef-Land, wo noch Eisbären leben, lesen Sie hier.

5 Kommentare zu «Ich möchte kein Eisbär sein»

  • Aminah Amaan sagt:

    Arme Tiere ! Der Mensch hat nicht das Recht, Raubtiere jeglicher Art
    zu inhaftieren. Das gilt übrigens auch für Hunde, die nicht in Einzelhft gehalten werden sollten, sondern so wie in AlQahira – Kairo in Freiheit leen dürfen,
    so wie das sort auch Katzen tun – glückliche Tiere, so wie Der Eine und Einzige Gott ALLAH sie Erschaffen hat.

  • Martina Albertin sagt:

    Ja, das Leben braucht Bewegung:-) Obwohl hier die Unterhaltungsindustrie als die schlimmste Alternative erwogen worden ist, würde ich sie vermutlich eher als eine der besten in Betracht ziehen für ein Leben in Gefangenschaft.

  • Christian Hacker sagt:

    Stefan Eicher – oder vielleicht Stefan Martin Eicher?

  • Henri Brunner sagt:

    Nun ja, nach neuestenm Erkenntnissen stieg die Population der Eisbären in den letzen Jahren markant – wenn der Eisbär also weiterhin in der falschen Richtung ausstirbt, wird er irgendwann sogar bis in die Siedlungen drängen ….

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