Von Vietnam nach Hollywood
Das Napalm-Mädchen gehört zu den berühmtesten Fotografien der Geschichte. Fast 45 Jahre später wird sein Fotograf pensioniert.
Für die Ewigkeit: Das Bild, das um die Welt ging. Die 9-jährige Kim Phuc (Mitte) und weitere Kinder flüchteten 1972 nach einem Napalm-Giftangriff etwas ausserhalb von Trang Bang in Vietnam. Nachdem Nick Ut das Bild gemacht hatte, brachte er Kim und andere Kinder mit seinem Auto in ein Krankenhaus.
Nur 21-jährig ist Nick Ut, ursprünglich Huynh Cong Ut, als er das Bild der mit Brandverletzungen übersäten Kim Phuc in Vietnam aufnimmt. Ein Bild, das sein ganzes Leben verändert. Die Aufnahme wird daraufhin zum Pressefoto des Jahres 1972 gewählt. Nur ein Jahr später erhält Ut den Pulitzer-Preis. In der Folge erscheint das Bild auf den Titelseiten unzähliger Tageszeitungen und trägt zur Diskussion über Legitimität und Vorgehensweise der US-Truppen in Südostasien bei.
In diesem 1973 entstandenen Bild besucht Nick Ut Phan Thi Kim Phuc in ihrem Zuhause in Trang Bang (Vietnam). Noch heute sind die beiden befreundet. Kim lebt heute in Kanada und ist Mutter von zwei Kindern. (Fotograf unbekannt, AP Photo/Keystone)
Eine Frau hält ihr Baby, während sie von Regierungstruppen 1975 mit dem Helikopter aus Tuy Hoa (Vietnam) evakuiert werden.
Nach dem Ende des Krieges flieht Ut in die USA, nimmt die amerikanische Staatsbürgerschaft an und begleitet von nun an unzählige Stars und Sternchen in Los Angeles. Egal ob Verhaftungen, Gerichtsprozesse oder andere öffentliche Auftritte: Nick Ut ist überall dabei. Nach 51 Jahren als Fotograf bei The Associated Press wird er Ende März 2017 pensioniert.
Muhammad Ali schlägt 1976 in einem Boxclub in Tokio in einen Sandsack.
Schauspiel-Legende Bette Davis raucht während einer Preisverleihung 1982 eine Zigarette.
US-Präsident Ronald Reagan hält 1984 eine Rede am Pierce College in Los Angeles.
Journalisten und Kamerateams warten vor dem Gericht auf das Urteil von O. J. Simpson im Februar 1997.
Monica Lewinsky und ihre Stiefmutter bannen sich ihren Weg durch die Journalisten, als sie 1998 ein Restaurant in Santa Monica verlassen.
Schauspielerin und ehemaliges Playboy-Model Anna Nicole Smith verlässt 1999 das Gerichtsgebäude in Los Angeles.
Michael Jackson winkt 2004, nach seiner Anklageverlesung vor Gericht, seinen Fans vom Dach einer Limousine zu.
Paris Hilton wird 2007 vom LAPD wegen Trunkenheit am Steuer von ihrem Zuhause zum Gericht gefahren. Das Bild entstand exakt 35 Jahre nach der Aufnahme des Napalm-Mädchens.

Bereits mit 16 Jahren beginnt Nick Ut als Fotograf für die Associated Press zu arbeiten. Erst 51 Jahre später wird er vom gleichen Arbeitgeber pensioniert.
6 Kommentare zu «Von Vietnam nach Hollywood»
Nicht das Foto von Nick Ut ist pervers, sondern der Grund, weshalb die Kinder fliehen mussten, ist pervers. Kriege haben noch nie etwas mit Ästhetik zu tun gehabt….
Ein Bild das man nicht mehr zeigen sollte. Es hat den Preis nicht verdient. Es ist so pervers wie der fallende Mann von 9/11. Mit Ästhetik hat das nichts zu tun.
sind nicht eher ästhetische bilder von tragödien/kriegen problematisch? susan sontag hat ein hervorragendes buch zum thema geschrieben: „Das Leiden anderer betrachten“
Ästhetik (positiv wie negativ) ist nicht problematisch. Das transportieren von Empfindungen ist die Kunst der Fotografie. Problematisch ist die Perversion im Umgangssprachlichen sinne.
(Das Leiden anderer zu betrachten kann durchaus pervers sein. Das Leiden anderer zu sehen nur bedingt.)
Was hat der Vietnamkrieg mit „Ästhetik“ zu tun? Ut war Pressephotograph, nicht Lifestylefotograf.
@Leo Stern. In meinem Kommentar geht es um das Bild. Um das Bild so warzunehmen wie man es 1972 tat, muss man sich das Mädchen angezogen vorstellen. Nackte Kinder waren dazumal am Strand und in der Badi der ganz normale Alltag, die 68-er noch nicht lange her. Heute ist das anders.
Wenn man das Bild nun betrachtet, bleiben 5 Kinder die von 4 Soldaten beschützt vor dem Feuer fliehen. Der bekannte Heldenepos, den man von Regierung und Presse gewohnt ist wird verbreitet. Es ist pervers wie das Photo das Leid dieses unsäglichen Kriegs herunterspielt. Ausdruckstarke Bilder gab es genug, die den Preis verdient hätten, aber es fehlte der Mut.