Der Rest ist Stille
Der Fotograf Stefan Schlumpf zeigt in seinem Fotoband «Silent» die vielschichtige Ruhe und Magie der Natur auf faszinierende Weise.
Es herrscht Stille – ruhig, leise, lautlos breitet sie sich aus und betont die monochromen Farbnuancen. Nebelschwaden dämpfen wie Watte. Pulsierende Lichtspiele tänzeln unbekümmert heiter über Baumwipfel – hier und da das Aufblitzen einer Farbe, ein Glitzern. Scheue Schatten huschen melancholisch über die Landschaft. Visuell erfüllt, beginnen wir, uns auf das Wesentliche zu fokussieren, entdecken immer Neues. Das innere Befinden wird spürbar, und wir vernetzen sichtbare Empfindungen mit einer Melodie, bilden unseren eigenen Song zum Bild – so wie wir die Landschaft erleben.
Graues Schmelzwasser rinnt wie lautlose Tränen. Mürbes Ur-Eis knirscht. Müde vom Kampf gegen die Wärme, ergreift der Gletscher die Flucht, fort von der menschlichen Ignoranz. Doch es gibt sie, die ihn überreden wollen zu bleiben, verzweifelt um eine Chance bitten. Ihn einhüllen in weiches Vlies, Geborgenheit und Ruhe schenken unter dem isolierenden Schutzschild.
Sich auflehnen gegen die Ohnmacht vor den drohenden Auswirkungen einer globalen Erwärmung. Der Grundgedanke ängstigend, doch auf eine faszinierende Art sehr berührend. Eine ergreifende Symbiose für ein kurzes Stück der Reise, die der Gletscher zusammen mit dem Vlies zurücklegt. Der Stoff schmiegt sich an, fliesst mit – im Bild eine surreale Harmonie. Für einen kurzen Moment ist das Eis geschützt. Dann hält das Gewebe dem zerrenden Eis nicht mehr stand, es kann den Gletscher nicht aufhalten. Tiefe Risse, wie offene Wunden. Das Ende einer gemeinsamen Reise.
Das Fotobuch ist unter https://stefanschlumpf.com/ erhältlich.
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