Der Baum, die Frau und ihr Mann

Was machen die bloss alle dort oben? Jochen Raiss sammelt Fotos von Frauen auf Bäumen. Und weiss es auch nicht.

Das erste fand er vor gut zwei Jahrzehnten, und zwar auf einem Flohmarkt in Frankfurt. Mittlerweile hat Jochen Raiss über hundert dieser Bilder gesammelt, und das sind mehr, als der Zufall erlaubt: Vor zwei, drei Generationen muss in unseren Breitengraden die Idee verbreitet gewesen sein, Glück im Leben sei besonders einleuchtend zu illustrieren mit Porträtfotos, für die Frauen in Sonntagskleidung grössere Bäume erklimmen.

Auf die Idee muss man erst einmal kommen. Und auf die Bäume. Hatten die Knipser damals Leitern dabei? Waren es ausschliesslich Gatten, die fotografierten? Gehörte dieses romantische Genre der Amateurfotografie vielleicht zu einer Art Verlobungskultus? Und wird er heute noch irgendwo praktiziert?

Lauter Mysterien. Und auch Jochen Raiss selber weiss sie nicht zu lüften. Dafür zeigt der deutsche Sammler jetzt die Hälfte seiner Funde in einem Büchlein, das noch umwerfender ist als sein Titel treffend. Es heisst «Frauen auf Bäumen».

Bildseite vom 22.10.(bund) 25.10 (Tagi)

Jochen Raiss (Hrsg.): Frauen auf Bäumen. Hatje Cantz, Berlin 2016. 112 Seiten, 55 Bilder, etwa 20 Franken.

Ein Kommentar zu «Der Baum, die Frau und ihr Mann»

  • Maria Lauper sagt:

    Herrlich, diese Bilder! Warum stiegen, steigen Frauen auf Bäume? Kindheitserinnerungen, Blick aus Vogelperspektive, Verbundenheit mit den kraftspendenden Bäumen…noch mit über 60 Jahren liebe ich Bäume gerade darum! Frauen und Männer und Kinder, steigt weiterhin auf Bäume!

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