Gestrandet in New York
Migranten gab es immer, nicht immer waren die Fotografien von ihnen so professionell wie heute. Doch die Technik macht Nachbesserungen möglich. Ein spezielles Vorher-Nachher.
Italienerin, ca. 1910 Augustus Francis Sherman / New York Public Library / Dynamichrome / Via digitalcollections.nypl.org
Zwischen 1892 und 1954 wanderten etwa 12 Millionen Immigranten über Ellis Island in die USA ein. Am Höhepunkt der Einreisewelle absolvierten über 5000 Menschen täglich die Befragungen und medizinischen Tests, die darüber entschieden, ob sie einreisen durften oder nicht. Augustus Francis Sherman war Beamter auf der Insel und schoss die Porträts, die 1907 im «National Geographic» veröffentlicht wurden.
Die Kolorierungs-Spezialisten von Dynamichrome verliehen den Sepia-Bildern mittels Bildbearbeitungsprogrammen Farbe. Um die originale Töne zu treffen, studierten sie alte Postkarten und Fotografien.

Dänischer Mann, 1909 Augustus Francis Sherman / New York Public Library / Dynamichrome / Via digitalcollections.nypl.org

Mädchen aus dem Reichsland Elsass-Lothringen, 1906 Augustus Francis Sherman / New York Public Library / Dynamichrome / Via digitalcollections.nypl.org

Holländerin, ca. 1910 Augustus Francis Sherman / New York Public Library / Dynamichrome / Via digitalcollections.nypl.org

Rumänischer Flötenspieler, ca. 1910 Augustus Francis Sherman / New York Public Library / Dynamichrome / Via digitalcollections.nypl.org

Ruthenin, 1906 Augustus Francis Sherman / New York Public Library / Dynamichrome / Via digitalcollections.nypl.org

Frau aus Guadeloupe, 1911 Augustus Francis Sherman / New York Public Library / Dynamichrome / Via digitalcollections.nypl.org

Bayrischer Mann, ca. 1910 Augustus Francis Sherman / New York Public Library / Dynamichrome / Via digitalcollections.nypl.org

Hindu-Junge, 1911 Augustus Francis Sherman / New York Public Library / Dynamichrome / Via digitalcollections.nypl.org

Griechisch-orthodoxer Priester, ca. 1910 Augustus Francis Sherman / New York Public Library / Dynamichrome / Via digitalcollections.nypl.org

Wolfgang Wild ist der Gründer von Retronaut, der Homepage die sich seit 2010 auf historische Fotografien spezialisiert hat. Zurzeit läuft ein Crowdfoundingprojekt zur Realisierung eines Buchs namens «The Paper Time Machine», das auch diese Porträts beinhalten soll. Mehr Informationen zum Projekt finden Sie hier.
6 Kommentare zu «Gestrandet in New York»
Wirklich stark beeindruckende Technik, vor allem durch die Möglichkeit des eigenen Mittuns! Die Menschen werden dadurch so „lebendig“, weshalb mich die Bilder ungleich mehr anrühren als schwarz-weiße. Ich frage mich viel stärker, welche Schicksale sie dazu bewegten, die Heimat zu verlassen bzw. wie ihre weiteren Lebenswege verliefen. Danke für’s Publizieren!
Ich sehe nicht ein, was der Gewinn bei der Kolorierung alter schwarz-weiss- (bzw. sepia-) Fotos ist. Die alten Fotos haben ihre eigene Aussage und es braucht diese Farb-Spielerei nicht.
Also ich finde den Effekt erstaunlich. Die Farben transportieren eine ganz neue Aussage, zusätzlich zum originalen Wert. Die Porträtierten werden für mich noch ein bisschen lebendiger, noch ein bisschen greifbarer.
Den Effekt finde ich schon auch erstaunlich, aber unnötig. Die zusätzliche Aussage basiert auf einem Phantasie-Produkt von 2016. Ich könnte mit den Hochzeitsfotos meiner Grosseltern (die 1919 bzw. 1926 heirateten) nicht MEHR anfangen, wenn sie nun plötzlich in Farben daherkämen. Und müssen wir nun damit rechnen, dass sämtliche Stummfilme koloriert werden ? Also ICH warte nicht darauf. ;-)
Sehr schöne Bilder, aber die Überschrift ist eher seltsam, weil natürlich waren die Fotografen professionell. Die damalige Technik war ziemlich sperrig und erforderte einiges an professionellem Knowhow.
Ja ich glaube auch, dass Boris Müller sich hier einen gewaltigen Schnitzer geleistet hat. Augustus Francis Sherman war zweifellos aussergewöhnlich begabt und die Technik beherrschte er komplett!
– Auch die nachträglichen Colorierungen sind sehr schön gemacht.