Endlich Ruhe
Die grossen Ferien sind vorbei. Was bleibt, wenn die Touristen weg sind? Fabien Fourcaud zeigt es in seiner Serie «Hors saison».
Irgendwann ist der letzte Liegestuhl verräumt, der letzte Abfallkorb geleert, und der letzte Rollladen schliesst sich scheppernd. Dann kommt nichts mehr. Dann ist endlich Ruhe, wo eben noch Scharen von Touristen plappernd über die Promenaden pilgerten und den Strand bunt mit Tüchern und Taschen pflasterten; kein Kindergeschrei, keine schnüffelnden Hunde, keine ventilierenden Automobile an den Strassenrändern. Was aber bleibt von einem Ferienort am Meer, wenn ihn keiner mehr benutzt?
Der französische Fotograf Fabien Fourcaud hat die Antwort. Es sind Geometrien von Beton und Asphalt. Es ist das ozeanische Licht, das die Farben bleicht. Und es ist die Frage, warum die Leute ausgerechnet hierher kommen, Jahr für Jahr. Fourcaud hat die französische Atlantikküste besucht – als Untourist, zur Nichtsaison, und dort einen unbekannten Landstrich angetroffen. Seine Bilder enthüllen die ganze Unwirtlichkeit einer Infrastruktur, deren Zweck doch die Fabrikation menschlicher Erfüllung und Erholung ist. Sogar der Strand, dieser Inbegriff der Sehnsucht – nur noch ein öder Streifen Sand zwischen Land und Meer.
Umso erstaunlicher, wie viel apart komponierte Schönheit Fourcaud diesem Zustand abgewinnt. Es ist nicht die Trostlosigkeit eines Weltuntergangs, den man zu Gesicht bekommt: Dafür ist alles viel zu ordentlich und aufgeräumt. Es ist der Schlaf, der Stand-by-Modus, in den diese Orte fallen, für ein gutes halbes Jahr. So viel bleibt. Dann fängt alles wieder an.
Daniel Di Falco
www.fabienfourcaud.com
Ein Kommentar zu «Endlich Ruhe»
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