Bumm für die Bürger
Mit der ersten Street-Parade tauchte der Techno in Zürich auf.
Die frühen Technofans sahen noch aus, als besuchten sie eine Demo der autonomen Jugend. Sie trugen Ringel- und Kapuzenpullis und Frisuren, die sich dem Indie-Pop der Achtzigerjahre verdankten – es war der ganz normale Look dessen, was man die «Gegenkultur» nannte. Nur auf dem ersten Love Mobile ist zu sehen, wie schrill die Bewegung bald im Mainstream ankommen würde. Es war der 5. September 1992, als sich die Raver dem Zürcher Bürgertum vorstellten und die Stadt eine neue, dominante Jugendkultur erhielt.
Rund 1000 Leute kamen zur ersten von bald 25 Paraden. Das war nicht viel, heute lockt der Anlass bis zu einer Million Menschen an. Und doch ist die Bedeutung der ersten Street-Parade kaum zu überschätzen. Erstens, weil nun auch in der Schweiz angekommen war, was drei Jahre zuvor auf den Trümmern des Kalten Krieges in Berlin angefangen hatte – mit der Love Parade, der ersten beweglichen Technoparty der Geschichte. Und zweitens, weil sich diese neue, bis heute letzte grosse Jugendkultur nun auf die Strasse drapierte; weil das, was sich bis dahin im Untergrund zugetragen hatte, nun einer überraschten, düpierten, aber auch faszinierten Öffentlichkeit darbot.
So offensiv zur Schau gestellt, konnte Techno nun in die Party- und Drogenkultur eingehen, in die Mode – und natürlich schon sehr bald auch in die Etats der Sponsoren.
6 Kommentare zu «Bumm für die Bürger»
@ Peter. Danke vielmal fürs weiterschieben an den Greifensee!!! Gahts eigentlich na? Zürich kann ihre aufgeputschte Sommer Fasnacht behalten. Diese wurde von einem echt coolen Anlass damals zu einem Volksfest ausgeweitet und Züri kann und muss dieses bitte selber behalten.
Noch die gleichen „Melodien“ wie vor 25 Jahren, , der gleiche, simple Takt, welcher, weil knapp über dem Puls, die Herzfrequenz erhöht.
Sehr anstrengend, wenn man nahe von der Roten Fabrik wohnt (seit 1952).
Zwang zum Wegfahren oder Zwang zum Fenster schliessen;
Jedenfalls 99% Belästigung für Einwohner durch Agglos.
Sehr unerwünscht. Sehr altmodisch, sehr frech, sehr lästig.
Die StreetParade würde ich nicht vermissen: Geht damit an den Greifensee.
Ach Peter, die Parade endet dochweit weg von der Roten Fabrik, beim PP Mythenquai. Meinst Du eine andere Veranstaltung? Viele Grüsse, Urs
Warum sind die Bilder in depressivem schwarz-weiss gehalten? Ich habe den Anlass als ziemlich bunt in Erinnerung.
Auffallend ist: – Keiner ist mit dem Handy beschäftigt. Weder am Telefonieren, noch am Fotografieren. – Toll wars !
Damals war die Schnittstelle Indie/Techno ziemlich gross und durchlässig. Heute hat sich das voneinander wegentwickelt. Ist nicht schlimm, war halt eine andere Zeit.