Dünne, lange, kurze, dicke

New York City unterhalb der Gürtellinie: Stacey Baker hat in drei Jahren über 1000 weibliche Beinpaare fotografiert.

 

BILDSEITE vom SA 9.7. / 12.7. BUCH NY LEGS Kehrer verlag Foto: Stacey Baker

Beine, also. Wieso auch nicht. Jeder hat schliesslich ein einmaliges Paar davon und dieses, zudem, immer dabei. Von dem her: Das perfekte Motiv, um es auf der Strasse anzuvisieren und daraus eine demografische Studie der etwas anderen Art zu stricken.
So geschehen bei der US-Fotografin Stacey Baker, die vor drei Jahren damit anfing, Beine wildfremder Frauen mit ihrer Handykamera zu knipsen. Mittlerweile sind über 1000 Bilder zusammengekommen. Etwas obsessiv ist das schon. Aber was solls, andere sammeln Bierdeckel.

BILDSEITE vom SA 9.7. / 12.7. BUCH NY LEGS Kehrer verlag Foto: Stacey Baker BILDSEITE vom SA 9.7. / 12.7. BUCH NY LEGS Kehrer verlag Foto: Stacey Baker

Die Regeln sind simpel: Willst Du?, fragt Baker Frauen auf der Strasse. Wenn ja, stellen sie sich vor eine Hausmauer – die ja in NYC, von Nahem besehen, gern etwas siffig sind und drum eine ideale Kontrastkulisse abgeben. Arme hoch, damit kein Finger ins Bild baumelt. Dann wird abgedrückt und das Ergebnis – ganz ohne Photoshop – auf Instagram hochgeladen.

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Fast 80 000 Follower wollen das inzwischen sehen; mehrheitlich Frauen, übrigens. Um deren Bilderhunger zu stillen, opfert Baker, die als Bildredakteurin beim «New York Times Magazine» arbeitet, auf der Jagd nach neuen Motiven regelmässig ihre Mittagspausen. Und was lernen wir nun daraus? Dass die Regel, wonach Stämmiges nichts in Leggings zu suchen hat, sträflich oft missachtet wird. Zum einen. Zum andern, dass es darum eben genau nicht geht. Weil: Die Beine da draussen sind so verschieden wie die Frauen, die sie herumtragen. Und das ist, verdammt noch mal, gut so. Nachdem Bakers Abenteuer mit einem unerhört langen Beinpaar begann, hat sich ihr Fokus je länger, je mehr auf üppigere Modelle verlagert. Weils da schlicht mehr zu gucken gibt, aus skulpturalem Blickpunkt. Und zu feiern, aus feministischem: Nicht das Zementieren eines vermeintlichen Ideals ist es, wovon wir hier Zeuge werden, sondern eine Selbstermächtigung. Regenbogenbunte, gelebte Girl Power.

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Stacey Baker: New York Legs. Kehrer Verlag, 2016. 200 Seiten, 180 Abbildungen, ca. 30 Fr.

Weiter Beinpaare: http://citilegs.com/

5 Kommentare zu «Dünne, lange, kurze, dicke»

  • Smiley sagt:

    Wirkliche glatte Idee. Macht echt Spass die Fotos anzusehen weil man nur den halben Menschen sieht und sich immer fragt, wer steckt da wohl dahinter.

  • Flo sagt:

    Gute ds Schönheit im auge des Betrachters liegt! Es gibt hier Bilder die erinnern mich eher an Groi’s Rollbraten!

  • Mike Gerber sagt:

    Für alle, die sich fragen wo mann den nun diese Bilder ansehen kann (weil es ja im Artikel überhaupt nicht erwähnt wird):

    http://citilegs.com/
    oder direkt auf dem Instagramm von Stacey Baker unetr:
    http://instagram.com/stace_a_lace

    NY Legs hat übrigens gar keinen Zusammenhang damit.

  • Aerne Doris sagt:

    Die Vielfalt macht’s, wie wahr! Auch wenn hier und dort ein paar gar üppige
    Pölsterchen sich zeigen, das Outfit wird jedoch selbstbewusst und so auch stimmig präsentiert. Gibt Farbe ins Leben der Grossstadt, passt wunderbar zu New York, und die Idee der Fotografin ist wirklich gut. Bitte eine Ausstellung davon in Zürich! Im Museum für Gestaltung oder auch in einer kleinen Galerie. Danke für den Beitrag!

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