Da leuchtet der Catwalk

Der schwedische Fotograf Per-Anders Pettersson blickt in seinem neuen Fotoband hinter die Kulissen von Afrikas Modewelt.

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Seine preisgekrönten Fotoreportagen aus Afrika zeigen es ganz deutlich: Der Schwede Per-Anders Petterson hat ein besonders gutes Auge für kleine Gesten zwischen grossen Momenten. Und: Auffällig oft spielen spannende Kleiderkombinationen eine zentrale Rolle in seinen Bildkompositionen. Petterson schafft es damit sogar immer wieder, dem Elend ein Augenzwinkern abzugewinnen. Kleider funktionieren in seiner Arbeit als Hoffnungsträger.

Nun hat sich Pettersson zum ersten Mal ganz der Mode gewidmet. Für «African Catwalk» fotografierte er zwischen 2010 und 2015 unter anderem in Südafrika, Senegal, Nigeria, Ruanda, Botswana, in insgesamt rund fünfzehn afrikanischen Ländern hinter den Kulissen von Fotoshootings und Fashion Weeks. Die elektrisierende Serie zeigt, dass der Designernachwuchs beeindruckend ideenreich und beneidenswert ausgelassen mit Farben und Schnitten umgeht.

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In der jüngeren europäischen Modegeschichte diente Afrika in erster Linie als Inspiration: Yves Saint Laurent in den Siebzigern, John Galliano in den Neunzigern oder Alexander McQueen anfangs der Nullerjahre. Man entwarf anhand von romantischen Abenteuerfantasien Safarieinteiler und Animal-Print-Stücke. In den letzten Jahren näherte man sich dem unbekannten Modekontinenten neugieriger an.

Der in New York lebende Nigerianer Duro Olowu etwa brachte es zu Michelle Obamas Lieblingsdesigner. Und auch in den aktuellen Sommerkollektion sind afrikanische Ethno-Referenzen zu finden, etwa beim italienischen Luxuslabel Valentino. Weit weg von Mailand, New York, Paris und London hat sich derweil eine eigenständige, diverse, und schrille afrikanische Modeszene entwickelt, wie die Bilder von Per-Anders Pettersson zeigen. Afrika ist nicht nur krisengebeutelt. Sondern auch verrückt nach Kleidern.

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«African Catwalk», Per-Anders Pettersson, Kehrer Verlag 2016, 168 Seiten, ca. 55 Franken

3 Kommentare zu «Da leuchtet der Catwalk»

  • Peter Loren Kunz sagt:

    Afrika auf der selbst gebauten Überholspur. Bald sind sie in Europa und dem Rest der Welt. Willkommen!

  • Ronnie König sagt:

    Frisuren schon wesentlich länger, nun auch Stil und Schnitt, Farbkombination, der Fotograph eh begnadet, zeigt, dass Afrika längst die Rundhüttenzeit verlassen hat (auch wenn man diese immer noch sehr oft sieht)! Das ist aber nicht nur dort der Fall, nein, auch Asien, speziell Indien hat sich da auch gewaltig verändert. Und bei uns gibts Kreise die sehen im Sennehömli das Nonplusultra. Irgendwie fühlt man sich bei so einem Vergleich was in die einstige 3.Welt versetzt, obwohl auch hier zulande bei kleinen Labels einiges geht. Was ich aber vermisse in Afrika: Hochwertige Materialien, da sind Lagerfeld und Co. halt immer noch weiter. Aber man holt auf.

  • Irena Bürge-Puderka sagt:

    Wirklich sehr schön . Ich werde das Buch bestellen.

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