Ferien, die nie mehr aufhören

Jetzt auch in Farbe: Die Leichtigkeit des Lebens, gesehen mit dem Malerblick des Fotografen Jaques Henri Lartigue.

Lartigue

Ascoli Piceno, 1958. © Jacques Henri Lartigue

Ja, der Frühling – er hat ihn geliebt. Und den Sommer. Den Herbst aber auch. Wie auch den Winter. «Das Paradies ist nicht verloren, weil mich der kleinste Fleck Wiese und jede Mohnblume entzücken», hat Jacques Henri Lartigue gesagt, der französische Maler, der nicht als Maler, sondern als Fotograf weltberühmt wurde. Man kennt das Bild des Rennwagens mit den beiden Piloten, die so rasant am Betrachter vorbeischiessen, dass man nur noch das Heck sieht und die Hinterräder, die sich verbiegen; es wurde zum Sinnbild einer von Tempo und Technik gebannten Moderne.

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Bretagne, 1960. © Jacques Henri Lartigue

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Sylvana Empain, Juan-le-Pins, August 1961. © Jacques Henri Lartigue

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Florette, Vence, Mai 1954. © Jacques Henri Lartigue

Das war schon 1912, doch es dauerte danach ein halbes Jahrhundert, bis man Lartigue als Fotografen entdeckte. Heute ist er dreissig Jahre tot, und man entdeckt ihn nochmals: als frühen Meister der Farbfotografie. Mehr noch als auf seinen bekannten schwarzweissen Bildern sieht man ihn hier auch als Maler am Werk: als Impressionisten, als Arrangeur von Farben und Formen, von Blumenfeldern genauso wie von Frauenkleidern betört.

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Sylvana Empain, Juan-les-Pins, August 1961. © Jacques Henri Lartigue

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Florette am Strand des Carlton, Cannes, Juli 1956. © Jacques Henri Lartigue/Ministère de la Culture – France/AAJHL, Courtesy Schirmer/Mosel

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Florette im Morgan, Provence, Mai 1954. © Jacques Henri Lartigue/Ministère de la Culture – France/AAJHL, Courtesy Schirmer/Mosel

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Jacqueline Roque und Picasso, Jean Cocteau, Francine und Carole Weisweiller und davor sitzend, Florette, beim Stierkampf, Vallauris, 1955. © Jacques Henri Lartigue/Ministère de la Culture – France/AAJHL, Courtesy Schirmer/Mosel

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Bibi auf der Insel Saint-Honorat, Cannes,1927. © Jacques Henri Lartigue/Ministère de la Culture – France/AAJHL, Courtesy Schirmer/Mosel

«Das Leben ist bunt» heisst der Band mit einer Auswahl von hundert dieser Bilder. Mitte der Fünfzigerjahre zum Beispiel, der Mai in der Provence (oben), seine Frau Florette oder der Kreis seiner Freunde um Picasso an einem Stierkampf – das sind Momente von Schönheit, die nie kitschig sind, und von Glück, das nie langweilig ist. Klar hatte es dieser Grossbürgerspross von Haus aus leichter als andere. Andererseits: Hinreissender malt uns diese Leichtigkeit keiner aus. So muss es aussehen, wenn das Leben nur aus Ferien bestünde. Und die Welt nur aus Anmut.

Bildseite vom 31. Mai 16

Jacques Henri Lartigue
Das Leben ist bunt
Herausgegeben von Martine d’Astier und Martine Ravache
168 Seiten, 100 Farbtafeln
ISBN 978-3-8296-0749-0
€ 34.-, (A) € 35.-, CHF 39.10

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