Mikroskulpturen
Levon Biss eindrückliche Insekten-Bilder entstehen aus tausenden von Einzelaufnahmen.
Exaerete frontalis (Hymenotera, Apidae)
Wunderschön und erstaunlich vielfältig — so präsentieren sich Insekten unter dem Mikroskop. Einige haben feine Härchen an den Beinen, andere Schuppen am Körper oder winzige, bunte Pigmentierungen auf ihrem Chitinpanzer. Wer die kleinen Geschöpfe betrachtet, stellt fest, mit welchem Einfallsreichtum die Natur die grösste Gruppe im Tierreich mit bisher bis zu einer Million bekannten Arten ausgestattet hat.Um die bizarren Formen und Farben, seltsamen Körperanhänge und prächtigen Muster der faszinierenden Wesen auch ohne Binokular zu studieren und einem interessierten Publikum näher zu bringen, hat der britische Fotograf Levon Biss keine Mühe gescheut. Für die Ende Mai beginnende Ausstellung «Microsculpture» am Naturkundemuseum der Universität Oxford zeigt er die meist nur wenige Millimeter kleinen Kreaturen im gestochen scharfen Grossformat — zum Teil sogar bis zu drei Meter lang.
Helictopleurus splendidicollis (Coleoptera, Scarabaeidae)
Belionota sumptuosa (Coleoptera, Buprestidae)
Carabus elysii (Coleoptera, Carabidae)
Sternotomis sp. (Coleoptera Cerambycidae)
Cicindelinae sp. (Coleoptera, Carabidae)
Membracis sp. (Hemiptera, Membracidae)
Pringleophaga marioni (Lepidoptera, Tineidae)
Damit eine solche Vergrösserung ohne Qualitätseinbussen überhaupt möglich ist, hat Biss für jedes Bild rund 8000 Nahaufnahmen mit verschiedenen Schärfeebenen sowie Lichteinstellungen gemacht und sie mit Hilfe einer Software zusammengesetzt. Auf diese Weise erhält er eine aussergewöhnliche Tiefenschärfe. Über ein spezielles Stativ hat der detailversessene Fotograf die präparierten Winzlinge in verschiedene Bereiche unterteilt und diese dann aus unterschiedlicher Ferne fotografiert. Der Abstand zwischen zwei Aufnahmen betrug dabei manchmal nur rund 0,01 Millimeter. Bis Biss die gesamte Oberfläche eines Tiers erfasst hatte, brauchte er zwei bis drei Wochen.
Besonders elegant wirkt die Aufnahme der Prachtbiene «Exaerete frontalis», die ursprünglich aus Brasilien stammt. Das grünlich schillernde Insekt hat eine raffinierte Überlebensstrategie. Anstatt selbst fleissig Pollen zu sammeln und ein eigenes Nest zu bauen, legt das Weibchen seine Eier einfach in Nester anderer Bienen. Aus diesem Grund nennt man die Art auch Kuckucksbiene….
Auch den originell aussehenden und als weltweit attraktivster Mistkäfer geltenden «Helictopleurus splendidicollis» hat Biss ins Visier genommen. Weil der Käfer auf Madagaskar nach dem Aussterben aller Grosstiere offenbar zu wenig Dung fand, hat er sich lieber auf das Fressen von Aas spezialisiert.
Noch weiter südlich im Indischen Ozean, auf der Marion-Insel, lebt ein anderes skurilles Exemplar, das ebenfalls in Kürze in Oxford im Rampenlicht steht: Die archaisch anmutende Motte «Pringleophaga marioni», deren geschwungene Fühler die Form von Büffelhörner haben. Speziell an ihr ist jedoch, dass sie nicht fliegen kann, aber noch verkürzte Flügelansätze besitzt und in Albatrossnestern ihr Futter sucht.

Die Ausstellung Microsculpture im Oxford University Museum of Natural History dauert vom
27. Mai bis am 30. Oktober 2016.
Weiter Infos zu Projekt, Fotograf und Ausstellung finden Sie auf der Website microsculpture.net
Ein Kommentar zu «Mikroskulpturen»
Frau Barbara Reye
Sechsbeinige Schönheiten: Super Ihr Beitrag und natürlich auch die Bilder , die in einer unglaublichen Vollkommenheit hergestellt wurden. Eine Bitte:
Schauen Sie bitte einmal bei Google : „Tierbilder Otto Wicki“ .
Es sind alles Tierbilder aus dem eigenen Mulino-Garten in Iragna, nahe bei Biasca.. Niemand sieht sie , doch sie alle leben mit uns im Garten. Ich fotografiere sie mit der einfachen Nikon Komapakt-Kamera und ich lasse sie alle weiter leben. Es sind Tausende! Interressant: „Zürich ist eine Flechtenwüste“ siehe Text und Bilder unter E 4 .
Danke und herzliche Grüsse Ihr Otto Wicki