Staunen erlaubt
Schon 100 Jahre lang zeigen uns Messen wundersame Dinge. Die erste war die Basler Mustermesse. Ihr Ziel: Die Wirtschaft beflügeln.
Aufwärts: Das Signet der Mustermesse 1945 signalisiert Optimismus. Noch herrscht Krieg in Europa, doch er geht einem raschem Ende zu. (Staatsarchiv Basel-Stadt, Privatarchiv MCH Group)
Messen sind da zum Staunen. Man darf gaffen, schauen, bewundern, mit offenem Mund, verzücktem Blick, gerunzelter Stirn. Messen sind Traumwelten. Meist breiten sie sich in riesigen Hallen aus, jede Ecke durchflutet von grellem Licht, ungemütlich – und doch locken sie Zehntausende von Menschen an, verführen sie zum Träumen und zum Kaufen.
Der Rundhof der Schweizer Mustermesse Basel 1954. (Staatsarchiv Basel-Stadt, Privatarchiv MCH Group)
Der Rundhofbau. (Staatsarchiv Basel-Stadt, Foto Willy Pragher, Freiburg i.B.)
Textilausstellung, Basel 1947. (Staatsarchiv Basel-Stadt, Foto Jeck, Basel)
(Staatsarchiv Basel-Stadt, Privatarchiv MCH Group)
Die 1895 gegründete Schweizerische Nähmaschinenfabrik AG in Luzern präsentierte sich 1940 mit der Marke Helvetia.
(Staatsarchiv Basel-Stadt, Privatarchiv MCH Group)
Im Rundhof: Ein Mann bestaunt zwei Schaufensterpuppen. (Staatsarchiv Basel-Stadt, Foto Ludwig Bernauer, Riehen)
Schweizer Mustermesse Basel 1934. (Staatsarchiv Basel-Stadt, Privatarchiv MCH Group)
Just vor 100 Jahren ebnete die Basler Regierung den Weg für die erste Messe in der Schweiz. Das Buch «Im Takt der Zeit» erzählt zum Jubiläum die Geschichte der Basler Mustermesse mit Bilderschätzen aus der Vergangenheit. Sie zeigen, was es früher zu entdecken gab, das heute längst gewöhnlich ist. Beim Schlendern über die Plätze und durch die Messehallen steht ein Junge plötzlich vor einem Riesentelefonhörer, der ihm einen Eindruck gibt, was ihm die Zukunft bringen könnte. Eine alte Frau trägt zum ersten Mal einen Kopfhörer und lauscht der Musik, die daraus erklingt. Ihr Gesicht strahlt.
Die Mustermesse Basel sollte gegen Ende des Ersten Weltkriegs eine «Leistungsschau» werden. Ihr Erfinder war der Basler Kunstmaler Jules de Praetere. Er wollte, dass die Messe den Überlebenswillen der Schweiz demonstriert – und der Wirtschaft Schwung verleiht. An der ersten Mustermesse 1917 stellten über 800 Firmen aus. Inzwischen ist sie längst nicht mehr allein. Fast jede Grossstadt hat ihre eigene Ausstellung. In Bern öffnet Ende April die Bea, in Luzern die Luga. Zürich hat im Herbst die Züspa, St. Gallen die Olma. Doch die Basler Muba hält unter den Verkaufsmessen noch immer die Spitzenposition, als Mutter aller Messen.

«Im Takt der Zeit», Patrick Kury, Esther Baur, Christoph Merian Verlag, 2016, 362 Seiten, 59 Franken.
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