Afghanistan 1967

Aufnahmen aus dem Privatarchiv eines amerikanischen Lehrers, der in den 60er-Jahren in Kabul unterrichtete, zeigen das Land, bevor es in jahrzehntelange Kriegswirren verwickelt wurde.

"Peg Podlich (Right). "I grew up in Tempe, AZ, and when my dad offered my younger sister, Jan, and me the chance to go with him and our mother to Afghanistan, I was excited about the opportunity. I would spend my senior year in high school in some exotic country, not in ordinary Tempe... Of course, there were loads of cultural differences between Arizona and Afghanistan, but I had very interesting and entertaining experiences.Ê People always seemed friendly and helpful. ÊI never got into any real difficulties or scrapes, even though I was a fairly clueless teenager!ÊÊTimes were more gentle back then." - Peg Podlich."

William Podlichs Tochter Peg Podlich (r.) in Kabul, 1968.

1967 unterbrach Dr. William Podlich für zwei Jahre seine Lehrertätigkeit an der Arizona State University, um im Rahmen eines Unesco-Projektes an einer pädagogischen Hochschule in Kabul zu unterrichten. In seiner Freizeit dokumentierte der passionierte Hobbyfotograf mit einer kleinen Olympus seine Familie und das Alltagsleben in Afghanistan.
Als Clayton Esterson, der Ehemann von Podlichs ältester Tochter, Jahre später die Aufgabe des Familienarchivars übernahm, erkannte er sofort die historische Bedeutung der Bilder, die sein Schwiegervater gut zehn Jahre vor der sowjetischen Invasion 1979 geschossen hatte. Die Aufnahmen zeigen ein idyllisches und sich modernisierendes Land und stehen in starkem Kontrast mit allem, was man heutzutage, nach fast 40 Jahren kriegerischer Auseinandersetzungen, mit Afghanistan assoziiert.
Seit Clayton die Bilder auf seiner Website veröffentlichte, kriegt er viele Rückmeldungen von Afghanen, die sich bedanken, dass der Welt die Schönheit ihrer Heimat aus der Zeit vor den bis heute anhaltenden Kriegswirren gezeigt wird.

""In the spring of 1968,Êmy familyÊtook a public, long-distance, Afghan bus through the Khyber Pass to visit Pakistan (Peshawar and Lahore).Ê The road was rather bumpy in that direction, too.Ê As I recall, it was somewhat harrowing at certain points with a steep drop off on one side and a mountain straight up on the other!Ê I remember that, before we left Kabul,Êmy father paid for a young man to go around the bus with a smoking censor to bless the bus or ward off the evil eye.Ê I guess it worked - we had a safe trip." - Peg Podlich."

Mit diesem Bus unternahm die Familie im Frühling 1968 eine Reise ins benachbarte Pakistan.

"Kabul Gorge or locally known as Tang-i-Gharoo which led to the Darae Maiee-Par (Flying Fish Valley). This is the highway which connects Kabul with the province city of Jalalabad. "

Diese Strasse verbindet Kabul mit Jalalabad.

"The Salang Tunnel, located in Parwan province, is a link between northern and southern Afghanistan crossing the Hindu Kush mountain range under the difficult Salang Pass. The Soviet-built tunnel opened in 1964."

Der Salang-Tunnel, 1964 von den Sowjets eröffnet, verbindet Nord- mit Südafghanistan.

"(L-R) Jan and Peg Podlich at Paghman Gardens, which was destroyed during the years of war before the 2001 U.S. invasion of Afghanistan."

Jan und Peg Podlich im Paghman-Garten, der noch vor der Invasion der amerikanischen Streitkräfte 2001 zerstört wurde.

"Parking lot of the American International School of Kabul. The school no longer exists, although alumni stay in touch through Facebook and hold reunions every few years at different cities around the U.S. The next reunion will be held in Boston in 2013. "AISK's last year was 1979, so the school had a 20 year history. AISK was located on the same campus that currently houses the American University of Afghanistan (on Darul-aman Rd in west Kabul). In 1967-68, there were about 250 students attending AISK and 18 graduating seniors." - Peg Podlich"

Parkplatz vor der American International School in Kabul, die heute nicht mehr existiert.

"Young Afghans walking home. "

Junge Afghanen auf dem Heimweg.

"A residential hillside in Kabul. "For the year that I was in Kabul, my family lived in a house in Shari-Nau, up the road from the Shari-Nau Park.Ê My parents had lived in Denver, Colorado in the 1940s.Ê My mother would say that Kabul reminded her of Denver: about a mile in altitude, often sunny,Êwith beautiful mountains in the distance.Ê I thought it seemed somewhat like Arizona because of the arid landscape and lack of rain.Ê Since I was born here (in AZ), it was very easy for me to appreciate the stark beauty of the landscape there in Afghanistan." - Peg Podlich."

Ein Wohnviertel in Kabul.

"Guard duty at the King's Palace "

Ein Wachdienst vor dem Darul-Aman-Palast.

"Men and boys washing and swimming in the Kabul River."

Männer und Jungen schwimmen im Fluss von Kabul.

"Gas Station."

An einer Tankstelle.

"Afghan girls coming home from school. "Afghan girls, as well as boys, were educated up to the high school level, and although girls (and boys) wore uniforms, the girls were not allowed to wear a chadri on their way to secondary school. Able young women attended college, as did the men." - Peg Podlich"

Afghanische Schülerinnen. Es trugen zwar alle Uniformen, aber den Mädchen war es nicht erlaubt, sich zu verschleiern.

"Masjid Shah-e-do Shamsheera in Kabul. "

Die Shah-Do-Shamshira-Moschee in Kabul.

"Dr. Bill Podlich on a hillside in Kabul. "My dad was a professor of Elementary Education, specializing in teaching Social Studies, at Arizona State University in Tempe, Arizona from 1949 until he retired in 1981. He had always said that since he had served in WWII (he trained soldiers against chemical warfare), he wanted to serve in the cause of peace. In 1967, he was hired by UNESCO as an Expert on Principles of Education, for a two-year stint in Kabul, Afghanistan at the Higher TeachersÕ College. Throughout his adult life, because he was interested in social studies, whenever he traveled around (in Arizona, to Mexico and other places), he continued to take pictures. In Afghanistan he took half-frame color slides (on Kodachrome), and I believe he used a small Olympus camera." - Peg Podlich."

Dr. Bill Podlich auf einem Hügel in Kabul.

 

 

 

 

25 Kommentare zu «Afghanistan 1967»

  • Ursula sagt:

    Seit ich über Afghanistan und die Afghanen gelesen und Bilder von der wundervollen Landschaft gesehen habe,träume ich von einer Reise dorthin. Leider bin ich „nur“ eine Frau und deshalb wird es wohl ein unerfüllter Lebenstraum bleiben. Obwohl ich sogar eine Burka in Kauf nehmen würde. Schade,dass Frieden ein so schwieriger Zustand ist und dass aus offenen, freundlichen Menschen kriegstraumatisierte, misstrauische und zutiefst Verletzte werden. Leben und leben lassen.. Leider nicht möglich solange Macht und Gier existiert

  • Don Yager sagt:

    Wonderful photos! So many memories of my years in Afghanistan from 1968-1975. One correction, however. Photo #6 is of the Arg, the presidential (former royal) palace in central Kabul.

  • Nik sagt:

    Obwohl, ich ein Afghaner bin, zum ersten Mal sehe ich hier die Schönheiten meinem Lands. wie schön dieses Land war.. Aber leider seit ich geboren bin kenne ich Afghanistan als ein zerstörtes Land und wir sind auf der flücht und können nicht in unsere eigenem Land im ruhe leben.

  • Karl A. Dörig sagt:

    Besten Dank für die wundervollen Fotos, diese erinnern auch mich an ein Afghanistan wie es einmal war. Mein letzter grosser Lebenstraum wäre es noch einmal ein friedliches Afghanistan/Kabul besuchen zu können. Leider schwindet meine Hoffnung, dass dies noch einmal möglich ist. (Ich bin schon 74) Ich grüsse alle Bekannten aus dieser Zeit.

  • Andreas sagt:

    Berührend in der Tat – und alles hat seine Geschichte …

    Wer an Hintergründen interessiert ist und mehr noch an vorwärtsgerichteten Gedanken, dem sei der eben erschienene Roman von Cyrill Delvin, »Die verlorene Legende Afghanistans«, ans Herz gelegt. Eine Fiktion zwar, aber eine konstruktive und spannend erzählte dazu. Nicht umsonst heisst es im Untertitel »Ein Schweiz-Afghanistan Roman«.

  • Schaerer Pierre-André sagt:

    Alt Nationalrat Herbert Mäder hat als professioneller Fotograf ganz tolle schwarz-weiss und Farbfotos in den frühen Siebzigerjahre in Afghanistan gemacht. Polospiele und Gebirgsaufnahmen. Gerne würden wir diese in einer Ausstellung zeigen . Vorschläge sind willkommen .

    • Karl A. Dörig sagt:

      ich kenne sowohl Herbert Maeder als auch seine Fotos, diese wurden vor einigen Jahren in St. Gallen gezeigt. Ich habe in den 70er Jahren selbst länger in Kabul gelebt. Eine erneute Ausstellung wäre auch für mich hochwillkommen. Wer hat dazu weiterführende Vorschläge?

      • Ruia Ra sagt:

        Auch ich wäre an einer Ausstellung sehr interessiert und könnte einige sehr alte Fotos aus unserer Familie (z.T. über 70 Jahre alt) beisteuern. Ich würde mich sehr freuen, wenn etwas zustand kommt.

  • Enzo sagt:

    Es macht einem fast ein bisschen traurig! So friedliche Bilder, so ein schoenes Land und heute alles am Boden! Es tut mir echt weh fuer die Menschen dort.

  • Horst Berchtold sagt:

    Vielen Dank für diesen fantastischen Beitrag! Das erinnert mich, wie schön Afghanistan ist bzw. war. Schade, dass wir die Region nicht mehr besuchen können und dass heute so vieles zerstört wurde und so viel Leid geschehen ist.

  • Reinhard Weitbrecht, Münsingen (Deutschland) sagt:

    Unsere Tochter, die in der Schweiz lebt, hat uns diesen Blog geschickt. Sie ist in Afghanistan geboren, in Nayak, im etwa geografischen Mittelpunkt dieses Landes. Wir waren von 1971-74 Entwicklungshelfer in einem Krankenhaus in dieser Region. Und die Bilder von Bill Podlich haben uns emotional sehr berührt – denn genauso haben wir dieses Land erlebt: Freundliche, zugewandte, neugierige, wissensdurstige und friedliche Afghanen. Da war die Welt tatsächlich noch in Ordnung. Und eigentlich wollten wir unseren Vertrag verlängern, aber 1974 haben schon die Schwierigkeiten mit Russland begonnen. Es war eine arbeitsreiche, aber sehr schöne Zeit, vor allem die Zusammenarbeit mit den afghanischen Mitarbeitern. Schade, dass die politische Entwicklung dann einen anderen Weg einschlug.

  • Hans sagt:

    Ich bin noch keine dreissig Jahre alt. Schon als Teenager wäre ich gerne ins vergangene Afghanistan gereist. Die alten Fotos in Atlanten meiner Grosseltern haben mich sehr beeindruckt. Auch Geschichten aus der Hippie-Ära trugen zur Magie die dieses Land bzw. die Region auf mich ausübt bei. Zudem lernte ich an der Uni und andernorts manche Afghanen kennen, die von der vergangenen Schönheit Herzzerreissendes zu berichten wussten. Wie auch im Iran (vor der Revolution) gab es zudem eine reiche und spannende Musikszene. Von der Kultur, Poesie, Küche etc. ganz zu schweigen. Die Dummheit der Menschheit, die Kurzsichtigkeit, der Fanatismus, der Egoismus und die Gewalt sind bedauernswert und beschämend. Stimmt mich traurig obwohl ich noch nie dort war, ich hoffe auf bessere Zeiten.

  • Thomas Wirth sagt:

    Es ist wichtig, sich den Ursprung des ganzen Schlamassels vor Augen zu führen:
    in den 50er Jahren wollte der DEMOKRATISCH gewählte iranische Präsident die Erdölindustrie, die im Besitz der Engländer war, verstaatlichen, damit die Iraner von diesem Reichtum profitieren. Die Engländer haben daraufhin in den USA um Unterstützung geworben, um etwas dagegen zu unternehmen. Die kam dann, als Eisenhower Präsident wurde: Die DEMOKRATIE wurde mit einem CIA-Putsch zerstört und stattdessen eine Diktatur errichtet. Das Erdöl ging dann an die Engländer/USA. Der Diktator/Monarch (Schah von Persien) herrschte so brutal, dass die radikalen Islamisten immer mehr Zulauf erhielten und letztlich den verhassten Diktator stürzten. Seither herrschen die Mullahs >> islam. Extremismus hausgemacht made in USA.

    • Thomas Wirth sagt:

      Reihenfolge ging verkehrt….zu Afghanistan: und da wurde ebenfalls erst dank der Einmischung von aussen, diesmal den Russen, ein soweit stabiles Gebilde zerstört und der Versuch gestartet, ein kommunistisches Regime zu installieren. Was wiederum den USA missfiel. Und wieder endet es darin, dass islamistische Extremisten als Sieger hervorgehen – diesmal einfach direkt unterstützt und hochgerüstet von den USA, um die Russen/ Kommunismus zu bekämpfen. Aber das Resultat ist dasselbe: der islamistische Extremismus hat gewonnen.

  • Phil Furter sagt:

    Wieso kann die Welt nicht friedlich sein???

    • Grubenmann sagt:

      Ich besuchte Afghanistan 1971 da war es noch schön und sehr interessant im Lande umherzureisen. Ich reiste mit einem alten Mecedes Lieferwagen.
      Es gab einfache Hotels auch von deutschen betrieben (zB. Sigis Resaurant) in Kabul wo man sogar verkochte Spaghetti bestellen konnte aber war auch lecker. Läden die Ziegenfell oder Schaffell Mäntel, Lederartikel und Souvenirs verkauften etc. man hatte sich dort schon auf Touristen eingestellt. (Hippie Trail)
      Am besten hat mir Band i Amir Gefallen mit den schönen natürlich gestauten Seen und Bamyan mit den imposanten Budha Statuen.
      Die Afghanen waren sehr freundlich

  • Margrit Müller sagt:

    Wir besuchten Afghanistan 1973 auf dem Heimweg von Afrika über Indien zurück in die Schweiz. Es war interessant, überwältigend und die Menschen (fast) alle sehr freundlich. Afghanistan war lange unsere Traumdestination. Aber schon 1978 machte sich das kommende Unheil bemerkbar: Der König starb im Exil, in der Kabulschlucht standen ausgebrannte Panzer und in ganz Kabul herrschte eine gedrückte Stimmung. Die Touristen mussten sich an die Ausgangssperre um 22.00 Uhr halten. Und es gar nur ein Tranit-Visum für 7 Tage. Das reichte gerade um das Land Richtung Iran zu durchqueren. Schade für dieses wunderbare Land, es tut mir im Herzen weh, was sie daraus gemacht haben!!
    Margrit Müller, Pretoria, Südafrika

    • Leonidas Petermüller sagt:

      was „sie“ daraus gemacht haben. Schlussendlich waren wir es vom Westen aus.

      • Michael Studer sagt:

        Falsch Herr Petermüller. Sie = die Afghanen. Man kann nicht alles auf den Westen schieben. Oder sind wir auch für die sowjetische Invasion verantwortlich? Oder dafür dass die Afghanen in den Islamismus verfallen? Wohl kaum.

  • Brigitte Walder sagt:

    wunderbar – solche Bilder zu sehen. Heute stellt sich das leider etwas anders dar. So schade für alle, die in Afghanistan leben.

  • ali kazemi sagt:

    Aussenmächte haben diese Region mit Ihren Stellvertreterkriegen u. Invasionen komplett destabilisiert. Beispiele: 1953 gab es im IRAN noch 23 Jahren vor Spanien eine demokratische Regierung, die v. CIA u. MI-5 gestürzt wurde. 1963 wurde Qasim in IRAK unter Regie v. CIA gestürzt, weil er Erdöleinnahmen für soziale Projekte einsetzen wollte. 1979 nach Einmarsch von Sowjets haben westliche Staaten mit Hilfe v. Saudis massiv in Aufbau v. extremen islamischen Bewegungen investiert. Seit 2001: NATO-Kriege in Afghanistan, Irak, Lybien u. nun Destabilisieren von Syrien unter US-Regie mit saudischen Dollars. Leider müssen noch viele Menschen sterben oder zur Flüchtlinge werden, bis der letzte Rohstoff-Dollar von westlichen Multis einkassiert oder in westlichen Banken endgelagert wird.

    • Jürg Brechbühl sagt:

      @ali kazemi
      Jetzt im Ernst, die Sovjets sind einfach so ein bisschen einmarschiert in Afghanistan und dann waren es die bösen Amerikaner und die Saudi, die das Land kaputt gemacht haben?

      Warum machen Sie es nicht grad richtig und beschönigen mit den Worten, die Sovjets seien einem Brudervolk zu Hilfe geeilt?

      • Martin Kleinert sagt:

        Die Amis haben in Afghanistan ausser einer Coca Cola Fabrik als Entwicklungshilfe nur Mist gebaut.
        Die Russen haben als etwas sinnvollere Entwicklungshilfe den Afghanen feine Stoffe zur Weiterverarbeitung geliefert und auch wieder zurück gekauft.
        Herr Ali Kazemi hat vollkommen recht, wenn er die „Leistungen“ der Amis, die nur profitieren wollen und anderen ihre „Werte“ aufzwingen wollen, in einen grösseren Gesamtzusammenhang bringt.

    • Vadim Koslov sagt:

      Zu behaupten Mossadegh war am Ende noch demokratisch geht auch nur wenn man beide Augen schliesst um dem bösen Westen die Schuld an der Iranischen Mullahkratie zu geben. Quasim war selbst Putschist und wurde durch die Baath Partei wieder gestürzt.

  • Jorge sagt:

    Traurig, was Grossmächte aus geopolitischen Überlegungen alles anrichten.

    Bleibt nur, die eigentlich ganz gute Zeit, die wir noch haben, zu geniessen, bevor auch hier der Hammer fällt.

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