Oese Schuppel
Im ausserrhodischen Hinterland, in Waldstatt in Appenzell, wird heute der jährliche Winterbrauch gefeiert. Der Keystone-Fotograf Gian Ehrenzeller hat die schönen Silvesterchläuse auf ihrer Strecke begleitet.
Mitglieder des Schöne-Chlausschuppels «Oese Schuppel» zäuerlen (jodeln) am 13. Januar 2016 am alten Silvester in Waldstatt. Die Chläuse starten frühmorgens und wandern von Hof zu Hof bis spät in die Nacht, um den Bewohnern ein gutes neues Jahr zu wünschen.
Mario Hasler, hinten, hilft Ernst Alder vom Schöne-Chlausschuppel «Oese Schuppel» in die Tracht. Traditionell werden die Chläuse mit Weiss- oder Glühwein bedient.
Die Silvesterchläuse unterteilen sich in drei Gruppen: die Schöne, die Schö-Wüeschte und die Wüeschte. Die Schöne tragen mit Silbertressen verzierte Samttrachten und mit Glasperlen und Kordeln gestaltete Hauben und Hüte mit geschnitzten Alltagsszenen.
Die Wüeschte sind in struppige, mit Laub oder Stroh bedeckte Gewänder gehüllt und bedecken ihr Gesicht mit Dämonenlarven aus Pappmaché. Die Schö-Wüeschte verwenden ebenfalls Naturmaterialien für ihre Kleidung, die sorgfältig gestaltet ist. Die meisten Mitglieder der Gruppe sind Schellenchläuse mit einer Kuhschelle oder mit je zwei Senntumsschellen auf Brust und Rücken und repräsentieren männliche Gestalten.
In jeder Gruppe gibt es aber mindestens zwei weibliche Gestalten, die am Oberkörper bis zu dreizehn Rollen (geschlitzte runde Schellen) tragen und den Namen Rollenweiber haben.
Die Schuppel auf ihrer Route zu den Bauernhöfen. Dort stellen sie sich jeweils im Kreis auf, bewegen ihre Schellen mit rhythmischen Bewegungen und singen ein Zäuerli (eine Jodelform).
Die Chläuse wünschen den Familien des Hofes ein gutes neues Jahr, erhalten ein Geldgeschenk und ziehen zum nächsten Hof weiter.
In Urnäsch, Hundwil und Stein, seit einiger Zeit auch in Waldstatt, wird gleich zweimal Silvester gefeiert. Am neuen Silvester, dem 31. Dezember, und am alten Silvester nach dem julianischen Kalender, am 13. Januar. Fällt heute ein Silvestertag auf einen Sonntag, wird das Chlausen auf den Samstag vorverschoben, ein letztes Merkmal früherer Konflikte mit der Kirche.
Die älteste bisher bekannte Erwähnung des Brauches zeigt, dass das Chlausen im 17. Jahrhundert nicht an Silvester, sondern um die Weihnachtszeit stattfand. Zudem wurden offenbar schon damals Schellen verwendet.
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