Europas Totalversagen

Zwei renommierte Schweizer Fotografen machten sich ein Bild des Flüchtlingselends vor Ort.

Von einem Aussichtspunkt sucht ein Freiwilliger Rettungsschwimmer die Meerenge zwischen Lesbos und der Türkei nach Flüchtlicngsbooten ab.

Von einem Aussichtspunkt sucht ein freiwilliger Rettungsschwimmer die Meerenge zwischen Lesbos und der Türkei nach Flüchtlingsbooten ab.

Knapp zwei Wochen begleiteten Maurice Haas und Christian Grund Flüchtlinge auf dem Weg durch Europa. Entstanden sind bewegende Aufnahmen – von der hoffnungsvollen Ankunft am Strand von Lesbos bis zur Sackgasse an der griechisch-mazedonischen Grenze.

Wie so viele Menschen hier hatten die beiden Fotografen die Geschehnisse rund um den Exodus aus Syrien mit Bestürzung verfolgt. Das Leid der Verzweifelten und der auseinandergerissenen, traumatisierten Familien brannte sich in ihr Gedächtnis ein. Die Tragödie abzubilden war für sie deshalb auch ein Ankämpfen gegen die eigene Machtlosigkeit und Untätigkeit.

Gerade ist ein Boot von der Türkischen Küste komment an der Nordküste von Lesbos mit Flüchtlingen gelandet. Bei Skala Sikamineas.

Bis zu 3000 Flüchtlinge treffen täglich an der Nordküste von Lesbos ein. Meist in billigsten und komplett überfüllten Schiffen.

Gerade ist ein Boot von der Türkischen Küste komment an der Nordküste von Lesbos mit Flüchtlingen gelandet. Freiwillige helfen den Ankommenden aus dem Boot.

Freiwillige helfen den Ankommenden aus dem Boot.

Gerade ist ein Boot von der Türkischen Küste komment an der Nordküste von Lesbos mit Flüchtlingen gelandet. Darunter viele Kinder.

Kinder werden zuerst betreut und erhalten als einzige trockene Kleider.

Flüchtlinge , die eben auf Lesbos von der Türkei angekommen sind . 3 Flüchtlingsfrauen kurz nach der Ankunft an der Eftalouküste ( Nordküste ) auf Lesbos Griechenland

Die Feuer dienen den Booten besonders auch nachts als Orientierung, denn nicht alle Küstenstellen eignen sich, um an Land zu gehen.

Natürlich wurden Haas und Grund auch mit dem Vorwurf konfrontiert, Profiteure des Elends zu sein. Immerhin liefert ihnen dieses spektakuläre Motive. «Die Frage, ob und wie man das Leiden anderer zeigen soll und darf, ist wichtig», sagt Haas. «Und klar fühlt es sich falsch an, am Abend in der Dorftaverne bei Pizza und Wein zu sitzen, während Flüchtlingsfamilien mit Kindern vorbeiziehen.»

Trotzdem sehen er und Grund das Dokumentieren der Geschehnisse durchaus als sinnvoll an: «Immer wieder sind wir aufgefordert worden zu fotografieren. Viele Flüchtlinge sehen in Reportern und Fotografen Verbündete.»

Tief schockiert hat die Fotografen, dass dort, wo die total überfüllten Boote eintreffen, keine offizielle Organisation präsent ist. Kein Rotes Kreuz, nur Freiwillige. Diese hielten Ausschau nach Booten, griffen mit Jetskis ein, wenn ein Schiff vom Weg abkomme oder kentere. Haas: «Diese Helfer hieven die erschöpften Menschen aus den Booten und verteilen Wärmedecken, ein wenig Nahrung, etwas zu trinken.» Ohne diese unermüdlichen Retter würden noch viel mehr Menschen sterben, sind sich beide sicher. Hier manifestiere sich Europas Totalversagen.

Flüchtlinge , die eben auf Lesbos von der Türkei angekommen sind .Ein junger Mann nach der Ankunft an der Nordküste von Lesbos . Gerade ist ein Boot von der Türkischen Küste komment an der Nordküste von Lesbos mit Flüchtlingen gelandet. Darunter viele Kinder. Sie wurden mit Rettungsdecken von frewilligen Helfern versorgt. Flüchtlinge , die eben auf Lesbos von der Türkei angekommen sind .EIn Kind wird mit einem Gebäck von Freiwilligen versorgt
Flüchtlinge , die eben auf Lesbos von der Türkei angekommen sind . Frauen und Kinder werden falls möglich zum nächstgelegenen Camp gefahren . Die Männer müssen meistens zu Fuss gehen . Einer Mutter wird Ihr Kind von einem freiwilligen Helfer ins Auto gereicht .

Frauen und Kinder werden falls möglich zum nächstgelegenen Camp gefahren. Die Männer müssen meist zu Fuss gehen.

Camp-Moria in der Nähe von Mitilini auf Lesbos. Wegen Platzmagels müssen viele die Nacht im freien verbringen.

Camp Moria in der Nähe von Mytilini auf Lesbos ist die nächste Station. Hier werden die Flüchtlinge registriert. Wegen Platzmangels müssen viele die Nacht im Freien verbringen.

Im Hafen von Mitilini. Flüchtlinge warten auf die Fähre zum Festland. Dichtes gedrängen um einen Freiwilligen der Brot verteilt.

Flüchtlinge warten am Hafen von Mytilini auf die Fähre, die sie ans griechische Festland bringen soll.

Flüchtlinge die im Camp in Idomeni festsitzen , wenn sie nicht aus Syrien, Afgahnistan oder dem Irak stammen . Eine Gruppe junger Menschen ist um ein Feuer versammelt. Alles was brennbar ist , wird angezündet um Kleider zu trocknen und etwas warm zu haben .

Gestrandete Flüchtlinge die im Camp in Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze festsitzen. Wer nicht aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak stammt, dem wird die Weiterreise verwehrt.

Flüchtlinge die im Camp in Idomeni festsitzen , wenn sie nicht aus Syrien, Afgahnistan oder dem Irak stammen . Ein junger Mann schläft au der Eisenbahnschiene an der griechisch - mazedonischen Grenze. zu dem Zeitpunkt war die gesamte Balkanroute geschlossen .

Ein junger Mann schläft auf der Eisenbahnschiene an der mazedonischen Grenze. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war die gesamte Balkanroute geschlossen.

Flüchtlinge die im Camp in Idomeni festsitzen , wenn sie nicht aus Syrien, Afgahnistan oder dem Irak stammen . Menschen protestieren friedlich gegen das aufgehlaten werden mit Kartonschildern . Zu dem Zeitpunkt war die gesamte Balkanroute geschlossen .

Menschen protestieren im Camp in Idomeni friedlich gegen die Grenzblockade.

 

 

haas_grund

Die Bilder von Maurice Haas und Christian Grund sind an der Photo 16 vom 8.–12. Januar zu sehen. Die Vernissage findet am 7. Januar statt.

Maag-Hallen
Hardstrasse 219
8005 Zürich
weitere Infos: www.photo-schweiz.ch

 

22 Kommentare zu «Europas Totalversagen»

  • Hansueli Hochueli sagt:

    Hier liegt Totalversagen der arabischen Welt vor.

    Ich habe es satt, hier immer wieder vom Versagen Europas zu lesen, währenddessen die arabische Welt mit unserem Oelgeld den Terror gegen die sogenannten Ungläubigen finanziert.
    Natürlich habe ich jedoch Mitgefühl für alle Opfer der Konflikte. In diesem Konflikt spielen sehr viele Akteure falsch, allen voran die Türkei.

  • Marek Golder sagt:

    Journalisten, Politiker und Fotografen, sie prangern an und bereichern sich selbst am Flüchtlingselend. Und man zeigt und sagt auch nur das, was sie selbst hören und sehen wollen. Auf neudeutsch nennt man es Lügenpresse. Erstaunt werden die Menschen erst sein, wenn es wegen den Flüchtlingen zu Unruhen in Europa gibt, dann hat Europa versagt. Hoffentlich wird der gesamte Erlös dieser Ausstellung zu 100% auch gespendet, an arme Schweizer, auch das gibt es.

    • Rolf Müller sagt:

      Sie müssen hier nicht „arme Schweizer“ gegen „arme Flüchtlinge“ ausspielen!
      Alle wollen ein Leben in Würde und mit gedeckten Grundbedürfnissen, wenn möglich auch mit Luxusproblemen.
      Unsere „Zweidrittel-Hochleistungsgesellschaft“ wird zugrunde gehen, wenn sie es nicht fertig bringt, das ausgegrenzte und wegrationalisierte „Dritte Drittel“ irgendwie zu integrieren und am Wohlstand teilhaben zu lassen.
      Roboter zu entwickeln, die den Leuten die Arbeit wegnehmen ist sicher der falsche Weg.
      Die Ghettos und Banlieus dieser Welt sind Sümpfe Brutstätten des Terrorismus, die sich nur mit „Entwicklungs-Zusammenarbeit“ und mit „Hilfe zur Selbsthilfe“ trockenlegen lassen. Das kostet uns was, ist aber letztlich billiger, als wenn wir nichts tun und schimpfen…

      • Marek Golder sagt:

        Genau, denn dem armen Schweizern wird weniger geholfen als dem Asylanten! Und in der CH sollen die Flüchtlinge auf den Bauernhöfen arbeiten und die Polen und Portugiesen sollen dafür zu Hause bleiben, wie blind und dumm sind wir eigentlich, machen Europa kaputt, nur damit ein paar linke Gutmenschen ein ruhiges Gewissen haben.? Und der Zustrom aus Flüchtlingen aus Maroko und Algerien hat erst angefangen, jetzt sind es rund 4000 und stark ansteigend. Warum wird NIE berichtet, wie sich die Asylanten daneben benehmen wie am HB in Köln am Sylvester? Eine objektive Presse sieht anders aus!

        • Mirjam sagt:

          Herr Golder, die meisten Flüchtlinge wollen hier arbeiten, nur dürfen sie es aufgrund ihres Aufenthaltstati nicht!

          Seien Sie doch froh, dass Sie in der Schweiz geboren wurden und daher wohl hoffentlich nie in die gleiche Lage kommen werden, aus Ihrer Heimat zu flüchten!

          Und klar, leider gibt es überall A.., die mit bösen Hintergedanken kommen.. Aber das Pauschalisieren finde ich unter aller Sau!

          Vielleicht sollen Sie sich selber mal ein Bild vor Ort machen, wie es diese zwei Fotografen tun- mal schauen, ob Sie dann – wie jetzt wohl aus Ihrer warmen Wohnung aus – noch solche Kommentare schreiben..

          • Marek Golder sagt:

            Ich bin froh, dass ich in drr Schweiz lebe, richtig. Aber Die Asylanten gehören nicht hierher. Nur den netten und linken Gutmenschen haben wir das ganze zu verdanken. Wir werden noch grösste Probleme mit denen bekommen, das in Köln ist nur der Anfang der Probleme, ach habs fast vergessen, dass war ja eine vereinzelte Ausnahme. Verstehe wirklich nicht, wie man die Asylanten vor der eigenen Bevölkerung bevorzugen kann. Und kein Politiker will sich ja als Nazi oder Rechtsextremer abstempeln lassen. Ist ja so, dass neben den linken Gutmenschen nur noch Nazis und Rechtsextreme gibt, auch in der Schweiz. Die Gutmenschen stürzen den Rest ins Elend…

  • Paul Fischli sagt:

    Sehr mutig und begrüssenswert der beiden, die man sonst ja eher als Top shots für andere Themen ihrer Zunft kennt. Ausdrucksstark dokumentiert, gerade bei dieser Tragödie genauso wichtig. Grosses Elend hat starke Bilder verdient.

  • Kessler sagt:

    Ich kann nicht begreifen warum sie mit Kinder kommen ,die wissen das krieg ist trotzdem zeugen sie Kinder warum warum warum.

    • Mirjam sagt:

      Haha, toller Kommentar; wissen Sie, wie es mit der Verhütung in diesen Ländern steht?

      Und würden Sie Ihre Kinder dann dort lassen??
      Teilweise ist es ja so, dass genau aber wegen den Gefahren der Flucht zuerst nur die Männer zu fliehen versuchen..

  • Tony Binder sagt:

    Warum sollte Europa alle gescheiterten islamischen Staaten dieser Welt -und das sind fast alle- retten? Das ist nicht nur dumm sondern wird für zukünftige Generationen eine untragbare Hypothek sein, denn wie die Geschichte beweist hat die Integration von Muslimen noch nirgends funktioniert. Wie soll es auch klappen mit einer Kultur welche die Religion über die Verfassung stellt, unsere Art zu leben hasst und bereit ist für hirnrissige Ideen den Stift zu ziehen. Europa muss endlich die Grenzen dicht machen, was bei enstsprechendem politischen Willen kein Problem sein dürfte. (USA mit Mexico und Israel/Palästina machens vor).

    • Rolf Müller sagt:

      Versuchen Sie mal besser selber, sich in eine moderne Gesellschaft zu integrieren, die nicht nur global produziert und konsumiert, sondern auch global denkt, fühlt und handelt!

  • Christiane Vuadens sagt:

    die „zwei renommierten Schweizer Fotografen“ mögen z.B. für Modezeitschriften ein gewisses Renommee haben. Mein Eindruck über diese Art der Verbildlichung von Flüchtlingselend ist, dass diese Bilder am Thema vorbei gehen. Teils schöne Fotografien. Aber was wollen die Herren mit diesen bearbeiteten, ästhetisch hochstehenden Bildern erreichen bzw. was lösen sie damit aus? Mitgefühl? Meines Erachtens ist die Wirkung weit entfernt von dem, was diese Menschen vermutlich gerade fühlen… Wer hat hier versagt?

  • Tom Frei sagt:

    Ich kanns nicht mehr hören. Solche dummdreiste Titel wie ‚Europas Totalversagen‘ implizieren, dass Europa die Ursache der Krise ist und die alleinige Pflicht hätte, für alle Flüchtlinge zu sorgen. Arabische Länder, welche ihre Glaubensbrüder (die nennen sich sonst immer Brüder, aber wenns ums Helfen geht, nicht mehr) hängen lassen oder Länder wie Australien, USA, Russland etc. werden hierbei offenbar völlig aus jeder Pflict genommen. Dümmlich. Einseitig. Ohne Weitblick.

    • Rolf Müller sagt:

      Europa ist als Zusammenballung ehemaliger Kolonialmächte wesentlich mitverantwortlich am heutigen Schlamassel in der heutigen Krisen-Grossregion Naher Osten / Afrika.
      Es geht hier nicht darum, Schuldige zu bezeichnen, sondern darum, dass wir nicht nur von billigen Rohstoffen, Waffenhandel und Fluchtgeld-„Betreuung“ profitieren können, ohne die „Kolateralschäden“ Flüchtlingswellen und Terrorismus als Konsequenzen eines skrupellosen neoliberalen Raubtier- und Casino-Kapitalismus in Kauf nehmen zu müssen.
      Es geht also darum, die Schattenseiten zu sehen und zu akzeptieren. Dann können wir gemeinsam daran gehen, die Dinge in eine andere Richtung zu lenken.

      • Mirjam sagt:

        Toll geschrieben!

        Abe leider sind sehr viele Leute sehr gut darin, ihre Augen von der Wahrheit zu verschliessen.
        Auch die meisten Politiker

  • andrea fischer sagt:

    danke boris, maurice und christian.

  • Martin Meyer sagt:

    Wer oder was ist mit Europa gemeint? Und worin liegt das „Totalversagen“? Mediales Anprangern und Schuldzuweisen ist einfach. Wäre es nicht die Rolle der Medien, eine kritische Debatte zu führen und auch unangenehme Fragen zu stellen?

    • Boris Müller sagt:

      dass dort wo die flüchtlinge an land kommen keine offiziellen organisationen helfen, wird von den fotografen als totalversagen bezeichnet. es ist ihre persönliche meinung.

    • Albert Baer sagt:

      Man mag von den Flüchtlingen halten was man will, wenn aber ein Staat sich nicht darum kümmert, wenn sich diese auf dem Staatsgebiet befinden, sondern einfach die Augen zu macht und die Sache Privaten überlässt ist das totales Staatsversagen.

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