Die allerersten Farbfotos der Schweiz
Das Musée gruérien in Bulle zeigt einen Überblick über die Anfänge der Farbfotografie in unserem Land.
Auguste Vauthier-Dufour: Bäuerin in Val-d’Illiez. Autochrome, 1925—1935. Collection Musée alpin, Bern
Es war der 10. Juni 1907, und was Louis und Auguste Lumière an dem Tag in Paris vorführten, die zwei Brüder, die schon das Kino erfunden hatten – es war ein weiteres Wunder, auf das die Welt gewartet hatte. Die Fotografie gab es schon siebzig Jahre. Allerdings war die Welt, wie sie sie zeigte, lediglich schwarzweiss. Nun aber: die ersten echten Farbfotos. Es waren Dias aus Glas, sie hiessen Autochrome, und binnen zwei Wochen wurde auch das erste Stück Schweiz farbig: Ein Vertreter der
Firma Lumière machte ein halbes Dutzend Aufnahmen in einem Genfer Quartier.
Simon Galsson: Das Städtchen Bulle, Collection : Musée gruérien
Simon Galsson: Schloss in Bulle, aufgenommen zwischen 1921 und 1934 Collection : Musée gruérien, Bulle, MG-23829
Simon Glasson: Weg nach Gruyères, 17. Juni 1921, Collection : Musée gruérien
Dieser Tage zeigt das Musée gruérien in Bulle zum ersten Mal überhaupt einen Überblick über die Anfänge der Farbfotografie in diesem Land: ein Panorama der Schweiz, die man so noch nie gesehen hat; zusammengetragen aus den Beständen des Greyerzer Regionalmuseums und denen einer Reihe weiterer Institutionen.
Simon Glasson:, Montreux am Genfersee, 1. November 1931, Collection : Musée gruerien, Bulle
Simon Glasson: Édouard Glasson und seine Kinder, 19 Juli 1914 Collection : Musée gruérien
Auguste Vauthier-Dufour: Skifahrer im Jura (Les Rasses VD). Autochrome, 1923—1933. Collection Musée alpin, Bern
Auguste Vauthier-Dufour : Autochrome, 1925—1935. Collection Musée alpin, Bern
Frédéric Gadmer: Wahlen auf der Landsgemeinde in Schattendorf (Uri), 1. Mai 1921. Collection : Musée Albert-Kahn
Aus dem Alpinen Museum in Bern stammen die drei Autochrome, die vermutlich Auguste Vauthier-Dufour aufgenommen hat, zwischen 1925 und 1935, und die vielen Rotkäppchen sind ihm keineswegs zufällig vor die Kamera geraten; weder im Waadtländer Jura in der Nähe von Les Rasses (oben) noch im Wallis, in Champéry und bei Zeneggen (unten): Er hat sie gesucht, wenn nicht arrangiert. So wie viele seiner Kollegen, die das Farbverfahren der Lumières praktizierten. Sie nahmen sich die traditionelle Landschaftsmalerei zum Vorbild, und von den Malern stammt auch der Trick mit dem komplementärfarbenen Punkt: Das bisschen Rot ist eine Injektion, die alle übrigen Farben erst zum Leuchten bringt. Man kann die roten Flecke probehalber mit dem Finger abdecken – die Szenen verblassen augenblicklich. Genau darum reisten die Autochromisten reihenweise ins Val d’Illiez, ins Tal von Champéry: wegen der roten Kopftücher, die zur Tracht der Bäuerinnen hier gehörten.
Mit der Farbe nahm die Fotografie den Landschaftsmalern zwar einen entscheidenden Vorteil aus der Hand; sie wandten sich verstärkt der Abstraktion zu, einem Blick auf die Welt, den ihnen keine Kamera mehr streitig machen konnte. Umgekehrt machten die Fotografen erstaunlich wenig aus ihren neuen Möglichkeiten: keine Experimente, keinen Avantgardismus, keine neuartige Vision der Dinge. Es gab den roten Punkt. Viel mehr aber nicht. Erst nach 1970 etablierte sich die Farbe als eigenständiges künstlerisches Gestaltungsmittel in der Fotografie. Noch lange galt sie als vulgär, und so zündete auch jene Revolution erst spät, die die Pariser Zeitschrift «L’Illustration» gleich nach der Vorführung der Brüder Lumière verkündet hatte: «Die Schwarzweissfotografie ist ab sofort nur noch von zweitrangigem Interesse.»
Robert Döbeli: ,Ode à la lumière, autochrome, Privatsammlung
Gleichnamiges Begleitbuch von Christophe Mauron,
Nicolas Crispini und Christophe Dutoit.
Editions Alphil, Neuenburg 2015.
216 Seiten, etwa 49 Franken.
5 Kommentare zu «Die allerersten Farbfotos der Schweiz»
In Rorschach hat damals Otto Wieber ebenfalls Fotogeschichte geschrieben…
http://www.lulu.com/shop/erwin-feurer/alt-rorschach-von-1890-1920/paperback/product-21794931.html
einfach – wunderschön!
könnten wir doch die zeit zurückdrehen und viele fehler gar nicht erst machen, die wir heute machen. diese bilder wecken sehnsucht…
Die Kopf Tücher werden Getragen um die Hare von Dreck und Sonne zu Schützen, Die Moslems versuchen damit Ire Frauen vor Fremden Blicken zu Schützen Der Ganzkörperschutz ist eindeutig aus Früheren Lebens stielen in der Sahara kein Wasser vür die Tägliche Pflege. In allen diesen Sandigen Regionen.
mein favorit: ode au soleil – die etwas andere schweiz :)