Blutige Tage in Cizre
Belagert und beschossen: Der Berner Fotograf Manu Friedrich hat eine kurdische Stadt in der Türkei besucht.
Ramazan Nayci, dessen Sohn Mehmet Sait (16) während der Ausgangssperre im September 2015 getötet wurde.
Juni: Wahlerfolg der prokurdischen Partei HDP, die mit 13 Prozent der Stimmen ins türkische Parlament einzieht. Juli: Ende des Friedensprozesses, verkündet vom Staatspräsidenten. August: Proklamation der Selbstverwaltung in einer Reihe kurdischer Gemeinden im Süden des Landes. September: Lautsprecherdurchsagen, mit denen die türkischen Sicherheitskräfte Ausgangssperren über einzelne Quartiere und ganze Orte verhängen. Damit beginnen auch in der Stadt Cizre neun blutige Tage: Polizei und Militär nehmen Wohnhäuser unter Feuer, ebenso die Telefon-, Strom- und Wasserversorgung. Sie erschiessen Bewohner vor ihrer Tür und beim Versuch Verletzte zu bergen.
Während der Ausgangssperre wurden Mauern durchbrochen, damit man den Nachbarn helfen konnte.
Während der Ausgangssperre vom September 2015 gab es in Cizre mehr als 20 vorwiegend zivile Tote. An manchen Orten wurde die kurdische Selbstverwaltung ausgerufen.
Einen Monat nach der Belagerung ist der Berner Fotograf Manu Friedrich mit Vertretern der Demokratischen Juristen Schweiz (DJS) nach Cizre gereist. Die Delegation hat mit Angehörigen gesprochen und die Spuren der staatlichen Gewalt dokumentiert. Friedrichs Bilder zeigen zudem, wie die Einwohner mit Mauerdurchschlägen Strassenzüge verbunden haben. Und wie sie sich mit Barrikaden vor einem nächsten Angriff schützen wollen.
Die DJS berichten von insgesamt 21 toten Zivilisten in Cizre. Der türkische Staat nennt sie Terroristen. Mehmet Dökmen (70) starb an einem Herzinfarkt. Selman Agar (10) wurde beim Spielen auf der Strasse erschossen.
Ein Kommentar zu «Blutige Tage in Cizre»
Was wir Türken durchmachen wünscht man sich eig. keinem. Eigentlich.