Farbe bekennen

Nichts zu verbergen haben die Tattoo-Enthusiasten, die für den Fotografen Alan Powdrill alle Hüllen fallen lassen.

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Lillianna (23), Hackney: Meine Einstellung zu meinen Tattoos wird sich nicht ändern. Ich zweifle, dass ich im Alter meine Entscheidung bereue.

Tattoos sind leicht schizophren, denn fast nichts ist persönlicher als ein Tattoo an einer intimen Stelle. Und dennoch lassen die Fans von Ganzkörpertattoos gerne die Hüllen fallen, sobald sie vom Londoner Fotografen Alan Powdrill darauf angesprochen werden. Denn wer grossflächige Körperzeichnungen trägt, tut dies meist mit Stolz und Überzeugung. Die einen beginnen mit dem Tätowierenlassen heimlich und in frühester Jugend, die anderen erst im fortgeschrittenen Alter. Gemeinsam ist ihnen, dass sie alle Wiederholungstäter sind und ihre Tattoos in keiner Weise bereuen.

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Carlos (35), Bournemouth: Ich war 15. Meine Eltern merkten es nicht, bis ich mit 18 mein zweites stechen liess.

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Stuart (22), Bromley: Ich war 14, und meine Mutter versuchte das Tattoo abzuwaschen. Alles, an was ich mich erinnern möchte, lasse ich mir stechen. Ich werde erst aufhören, wenn ich sterbe.

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James (33), Brighton: Ich war 16 und liess mir eine Eidechse auf die Hüfte stechen. Meine Eltern glaubten, damit würde ich nie einen Job finden.

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Graham (58), Cleethorpes: Als ich mit den Tattoos begann, war ich bereits 51. Mein Vater war tot und meine demente Mutter sagte nichts mehr dazu.

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Lyzz (48), Maidstone: Ich liebe es, anders zu sein und jeden Tag nach meinen Tattoos gefragt zu werden. Gute Tattoos sind nicht billig – billige Tattoos sind nicht gut.

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Andrew (32), Highgate: Je mehr Tattoos ich habe, desto mehr gefallen sie mir. Also werde ich wohl erst aufhören, wenn ich tot bin.

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Dave (66), Leyton: Ich begann 1963 im Alter von 14 Jahren und glaube nicht, dass ich jemals aufhören werde.

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Michelle (53), Cleethorpes: Wann ich aufhören werde? Solange noch Platz da ist, werde ich diesen mit Tattoos füllen. Ich bezweifle, dass sich meine Einstellung hierüber ändern wird.

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Dan (27), Kent: Wann ich aufhören werde, mich stechen zu lassen? Nie.

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Craig (28), Welwyn: Mit 23 liess ich mir den Wrestler CM Punk auf meinen Arm tätowieren. «Wie konntest du nur den Körper zerstören, den ich dir gegeben habe?», meinte meine Mutter dazu.

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Bill (59), London: Ich bin ein Mann mittleren Alters, habe einen guten Job und habe «No Fucking Way» auf meine Brust tätowieren lassen. Ist doch cool!

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Victorya (37), Coventry: Meine Tattoos gehören einfach zu mir. Ich liebe meinen Körper jetzt und auch noch, wenn ich 80 Jahre alt sein werde.

 

12 Kommentare zu «Farbe bekennen»

  • Beatrice sagt:

    unglaublich, dass sich einige so aufregen können.

    aber schliesslich ist fotografie auch kunst – und kunst darf auch anlass zu diskussionen geben.

    ich finde es allerdings befremdend, dass sich einige so aufregen. niemand wird gezwungen sich zu tättowieren, oder?

    LEBEN UND LEBEN LASSEN!

  • Abdel Saim sagt:

    dekadente westliche Unkultur ich muss gleich kotzen

  • Keller Martin sagt:

    Einfach nur zum kotzen.

  • Josef sagt:

    Manche Mitmenschen würden sich wundern, was für Kunstwerke gestandene Damen und Herren der Gesellschaft ständig mit sich herumtragen: Ärzte, Richter, Professoren, Generaldirektoren haben Ganzkörper-Tattoos, genau so wie Masseure, Maurer, Sachbearbeiter und Verkäufer. Menschen beiderlei Geschlechts, aller Einkommens- und Bildungsstufen, jeder sexueller Orientierung und aller Alterskategorien stellen Künstlern ihre Haut als Leinwand zu Verfügung. Natürlich sind nicht alle Tätowierer geborene Künstler, und das Budget beschränkt die Grösse und Qualität. Jedenfalls trägt jeder Tätowierte mehr Kultur mit sich herum, als die meisten zu Hause als Bilder hängen haben.

  • Edith Hugentobler sagt:

    Für mich unverständlich in der heutigen Zeit.

  • Pete Petterson sagt:

    Trauriger Anblick, diese Selbstverstümmelungen!

  • Heulsuse sagt:

    Klasse Fotoserie. Ich sehe auch so aus und bin Arzt. Auch ich werde mein Leben lang ein unvollendetes Kunstwerk bleiben.

  • Huwy sagt:

    Das sind ja alles recht normale ja biedere Leute die sich damit etwas aufmöbeln. Einige sollten besser etwas für die Figur machen das würde um einiges besser aussehen und müsste nicht versteckt werden.
    Da ist aber auch sehr viel Kitsch gestochen worden

    • marie sagt:

      menschen sind nicht da, um (ihnen) zu gefallen, genau sowenig „(körper-)kunst“.
      ich finde die fotoserie spannend inszeniert und ich bin im gegensatz zu ihnen froh, wenn nicht immer makellose mainstreamige „kleiderbügel“ abgelichtet werden.
      es lebe die artenvielfalt! :)

    • Josef sagt:

      Ein wenig Übergewicht hat noch niemandem geschadet. Ausserdem vergrössert es die vorhandene Hautfläche, und damit auch die Leinwand für Tattoos. Die Fotoserie zeigt etwas auf: Heute kann Jeder und Jede ein Tattoo haben, z.T. völlig unbemerkt von allen anderen. Hat also nichts mit Abenteuerlust, Kriminalität, Homosexualität oder anderen Klischees zu tun. Ausserdem würde mich interessieren, wie viel Kitsch bei Huwy in der Wohnung steht…

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