Der Gipfel der Inszenierung
Ein starker Bildband wirft einen Blick auf die Dreharbeiten in der Schweiz für den 007-Klassiker «Goldfinger».
Der gut gebaute Herr heisst Sean Connery, die sommersprossige Schönheit Tania Mallet. Es ist der 7. Juli 1964, und die beiden führen am Furka-Pass ein Märchen auf: das Märchen von James Bond, der die Welt rettet, Böse tötet und Frauen beglückt. Eon, die Produktionsfirma der Bond-Filme, dreht in der Schweiz Schlüsselszenen von «Goldfinger».
Nur einige Monate später kommt das dritte 007-Spektakel in die Kinos und bedeutet für die Reihe einen Quantensprung: «Goldfinger» tritt die Bond-Mania los, die epidemische Welt-Begeisterung für den Superagenten, der heute noch, bald sechzig Jahre später, eine der lukrativsten fiktionalen Charaktere der Populärkultur ist.
Die 50-köpfige Bond-Crew dreht mitten im helvetischen Reduit-Terrain, und es entsteht eine 6-Minuten-Sequenz, die zur Ikone der Bond-Franchise wird: Goldfingers Rolls-Royce auf der Furka-Passstrasse, Tilly Mastersons Attentat auf Goldfinger und die Verfolgungsjagd zwischen Bonds Aston Martin und Tillys Mustang inklusive der Reifen-Häcksel-Szene.
Ständig sind Journalisten und Fotografen vor Ort, auch Anwohner, Hotelpersonal, Touristen und WK-Soldaten. Eon inszeniert den Dreh als Ereignis für Medien und Öffentlichkeit und lanciert damit eine aggressive Filmvermarktung wie sie heute die Regel ist, für das Kino der 1960er-Jahre aber neu war.
Die besten Bilder zum denkwürdigen Alpen-Dreh sind nun in einem sorgfältig produzierten Bildband der Bond-Kenner Peter Wälty und Steffen Appel vereint. Es sind nicht PR-Fotos, vielmehr recherchierten Wälty und Appel in Pressearchiven und bei Privaten, um so eine Art Daumenkino zum Dreh der Alpin-Sequenz von «Goldfinger» zusammenzutragen. Gezeigt wird: eine Art sozialgeschichtlicher Einblick in die Produktion eines Kinoklassikers mit der Schweiz in einer Hauptrolle.

The Goldfinger Files
«The Making of the Iconic Alpine Sequence in the James Bond Movie Goldfinger»
Steffen Appel, Peter Wälty.
Steidl 2020.
192 Seiten, 346 Abbildungen
ca. CHF 50.-
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