Das aquatische Lebensgefühl
Jay Patel taucht mit seinen Bildern unter die Wasseroberfläche – nicht nur, aber auch aus Spass.
Wie kam das Wasser auf die Erde? Steigt man an einem heissen Tag in den See, vergisst man selig, danach zu fragen. Das Wasser erfrischt, umarmt, liebkost – ein Narr, wer da noch nach der Herkunft forschte. Wasser macht leicht und hilft vergessen. Oder aber es hilft erinnern, weil man hier, weitab von Lärm, seinen Gedanken ungestört nachhängen kann. Nur im Wasser kann man mit der Umgebung verschmelzen, und doch so ganz sich selber sein.
Alle diese Gefühle haben den Fotografen Jay Patel zu einer Serie von Aufnahmen inspiriert, die er «Diving into the Unknown» nennt. Der aus dem indischen Gujarat stammende junge Fotograf lebt in den USA, wo er die Gewohnheit hat, Strände aufzusuchen, zu schwimmen und dabei die Wellen, das Wasser, die Badenden zu fotografieren.
Von seiner Heimat her muss ihm die Kostbarkeit des nassen Elements wohlbekannt sein. Die durch Wirtschaftswachstum und die mit dem Klimawandel verbundene Erderwärmung verursachte indische Dauerwasserkrise ist eine traurige Tatsache, die sich erst im Jahr 2019 zu einer nationalen Katastrophe auswuchs.
Jay Patel, der seine Ausbildung am International Center of Photography in New York absolviert hat, führt aber seine eigene Faszination für das «eintauchende Lebensgefühl» auf eine persönliche Erfahrung zurück: Als er beim Schwimmunterricht als Kind jäh ins Wasser geworfen wurde. Nach dem anfänglichen Schrecken (der immerhin acht Jahre dauerte) ging ihm, dem endlich Schwimmenden und Tauchenden, dort unter der blauen Oberfläche eine gänzlich neue Welt auf.
An dieser Erfahrung lässt er mit seinen suggestiven Bildern nun alle teilhaben. Splash! Diese Bilder nur anzuschauen, hilft schon, die heisse Jahreszeit zu vergessen. Zumindest, bis man selbst den brummenden Kopf unters Wasser tauchen kann.
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